998. Die Salzmänner am Dürrenberge

[641] An dem Salzberg, der am Dürrenberge (oder auch Dirnberg geschrieben) zwischen Berchtesgaden und Salzburg liegt, ward im Jahre 1573 in dem Salzwerk in einer Tiefe von angeblich sechstausenddreihundert Schuh, wird wohl eine Null zu viel sein, ein Mann ausgegraben, neun Spannen lang, mit Fleisch, Bein, Haar, Bart und Kleidung, und war das Fleisch hart und gelb, wie etwa ein geselchter Stockfisch. Damals stand ein schrecklicher Kometstern am Himmel. Einen ebensolchen Mann hat man abermals ausgegraben im Jahr 1616 im St. Georgen-Stollen in demselbigen Berge und ihn jahrelang beim Stollen Klemereis in einem Kämmerlein aufbehalten, und haben dazumal viele Menschen zu ihren Zeiten selbige beiden Salzmänner gesehen. Zuletzt aber haben diese Salzmänner angehoben zu riechen, wie die ägyptischen Mumien in der Altertümersammlung, die eine Zeitlang auf der Burg zu Nürnberg war oder noch ist, und man hat für gut befunden, der Erde zurückzugeben, was der Erde schon seit undenklichen Jahren angehört, und die Salzmänner christlich begraben.

Quelle:
Ludwig Bechstein: Deutsches Sagenbuch. Meersburg und Leipzig 1930, S. 641-642.
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