[360] Vorige. Hauptmann Löwenskiold.
STRUENSEE.
Was bringt ihr, Hauptmann?
MATHILDE.
Ist's ein neues Unheil?[360]
HAUPTMANN.
Das Regiment hat zwanzig Mann beordert,
Die Einlaß fordern und Gehör bei euch.
Sie haben Alles schriftlich aufgesetzt.
Drei Puncte sind's, ich habe sie gelesen,
Die sie vom König unterschrieben fordern.
STRUENSEE.
Ihr wißt?
HAUPTMANN.
Zuerst begehren sie den freien Abschied,
Daß Keiner, dem der Ruhm zu Theil geworden,
In ihrem edlen Regiment zu dienen,
Zu anderm Dienste soll gezwungen werden.
Dann möge Seine Majestät geruhen,
Den Hülfentblößten noch drei Monat Sold
Zu lassen. Endlich fordern sie auf immer
Den Rock, den sie getragen, und die Waffen
Zu ewigem Gedächtniß, daß sie treu
Dem Regiment gedient, und nur der Wille
Des Königs, kein entehrendes Verbrechen,
Das edle Band gelöst, das sie verbunden.
Wenn das geschieht, so will die ganze Schar
Sogleich zurück nach Kopenhagen kehren,
Sich friedlich trennen, wie's geboten. Doch
Will der König seine Unterschrift
Den Wünschen weigern, so geloben sie
Entsetzenvolle Rache! Friedrichsburg
Soll ihrer Wuth nicht widersteh'n – sie wollen's[361]
Erstürmen mit gefälltem Bajonett,
Den König und die Königin – –
STRUENSEE.
Genug!
Erspart uns die Beschreibung ihres Wahnsinns.
Der König aber kann nicht mit Rebellen
Unwürd'ge Unterhandlung pflegen. Niemals
Wird das geschehen! Ihren Abgesandten
Gewähr' ich nicht den Einlaß, eh' die Truppen
Nicht unterwürfig in des Königs Willen
Die Waffen strecken. Ob die Milde dann
Der Majestät den Reuigen verzeiht,
Deß mögen sie in stiller Demuth harren.
Indeß wird das Geschütz der Burg sogleich,
Erfüllen sie die frevelhafte Drohung,
Den donnernden Bescheid erwiedern. Eilt!
Ich sende dies zur Antwort den Rebellen.
KEITH.
Wie, Graf, ihr wolltet?
MATHILDE.
Das verhüte Gott,
Daß ihr mit dieser Antwort die Unbänd'gen
Zu neuem Greu'l entflammt. Soll ich's erleben,
Mit diesen Augen schauen, wie der Wahnsinn
Mit theurem Blut die Schwellen des Palasts
Entweiht, und in der eignen Brüder Herz
Die fürchterlichen Krallen schlägt? Eilt! eilt![362]
Bewilligt, was sie fordern, schließt Verträge,
Nur eilt, sie zu versöhnen, augenblicklich,
Um jeden Preis!
STRUENSEE.
Das sollt' ich, Königin,
Um jeden Preis? – Der Preis heißt meine Ehre.
MATHILDE.
O denkt jetzt nicht, die gold'ne Frucht des Ruhms
Zu hüten, sie mit blut'ger Hand zu schützen!
Tumult von außen.
Weh' mir, sie kommen! Weh'! Sie zerren mir
Die zarten Kinder aus den Wiegen, heben
Die edlen Geiseln hoch empor. – Nehmt auch
Die Mutter mit, Barbaren, hört ihr?
Sie hören's wohl, sie strecken schon die Faust
Nach meinem Haupte aus; se schlingen sich
Gelöste Locken um die blut'gen Hände
Und reißen mich hinweg. – Wer rettet mich?
Die Sinne schwinden, o, vergebt! – ich bin
Nur eine Kön'gin und bin's nicht gewohnt,
In lautes Weinen ausbrechend.
So fürchterliche Angst zu tragen.
KEITH die Wankende stützend.
Himmel!
STRUENSEE.
In diesen Augen Thränen, und ich zaud're –[363]
Und denk' an mich in diesem Augenblick?
Zur Königin.
Ich eile, der Empörten Wuth zu stillen,
Des Königs Wort besiegle ihren Willen.
Ich bring' euch Ruh' und Frieden schnell zurück.
Ab mit dem Hauptmann.
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