[484] Ein Kerker. Es ist Nacht. Ein Lämpchen brennt auf dem Tisch. Im Hintergrunde ist eine große verschlossene Pforte. Links eine kleine Seitenthür. Struensee liegt schlafend in Ketten auf einem Ruhebett. Nach einer Pause öffnet sich in der Mauer rechts eine verborgene Thür, durch welche Ranzau und der Kerkermeister eintreten.
RANZAU zum Kerkermeister, ihm eine Börse in die Hand drückend.
Nimm dies, es sichert dir die Flucht. Jetzt aber
Laß mich allein mit ihm.
KERKERMEISTER.
Vergeßt nur nicht,
Was ihr mir zugesagt. – Ich duld' es nicht,
Daß er entflieh', wenn er in Dänmark bleibt.
Mein Vaterland entgelt' es nicht, beliebt mir's,
Die Seele zu verkaufen. Herr, ich sag's euch,
Wollt ihr, daß dieser Deutsche wiederum
Das Regiment in Dänmark führ', so bitt' ich,
Nehmt euer Gold zurück.
RANZAU.
Recht, alter Däne!
Das soll er nicht. Ich wiederhol' es dir,
Er soll nach England, noch in dieser Nacht
Muß er an Bord, und wenn die Henker kommen,
Mit Tagesanbruch ihn zu suchen, fliegt er
Auf off'ner See dahin. – Du selber mußt[485]
Auf meinen Gütern dich verbergen, bis
Der Tag kommt, wo ich selbst dem Könige
Gestehen werde, was wir Beide thaten,
Ihm eine Blutthat zu ersparen.
KERKERMEISTER.
Herr!
Es wär' wohl besser, ihr erspartet sie
Ihm nicht.
Auf Struensee deutend.
Der ist schon längst gefaßt und hat die Seele
Beruhigt in der Haft – mit Gott gerechnet,
Hat seine Sünden alle still zusammen
Gezählt und hat die Summe – Tod gefunden.
Soll er die Rechnung noch einmal beginnen?
's ist Sünde, Herr, – laßt es beim Alten.
RANZAU.
Geh,
Und wahre dir dein eignes Heil, und sichre
Dir nur dein Gold, bis du gerettet bist.
KERKERMEISTER.
O Gold! Du falsche Lockung aller Seelen,
Du blonde Metze, lockst die meine auch
Zum Abgrund. – Herr, wenn mich der jüngste Tag
Um den Verrath verdammt, müßt ihr's vertreten.
Ab.