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1865
28. Juni: Otto Julius Bierbaum wird in Grünberg (Schlesien) als Sohn eines Gastwirts und Konditors geboren.
1873
Bierbaum wird zunächst im »Freimaurer-Institut«, einer militärisch geführten Erziehungseinrichtung, in Dresden erzogen.
In den folgenden Jahren mehrere Schulwechsel: Thomasschule in Leipzig, Gymnasium in Zeitz und Königliches Gymnasium in Wurzen.
1885
Bierbaum legt in Wurzen die Reifeprüfung ab.
Studium der Philosophie, Rechtswissenschaft und Sinologie in Zürich, Leipzig, München und Berlin, ohne einen bestimmten Abschluß anzustreben.
In Leipzig wird er engagiertes Mitglied des »Corps thuringia«.
1887
Während des Studiums schreibt er Rezensionen und Feuilletons, u.a. für die Wiener »Neue Freie Presse«.
1889
Wegen des Bankrotts seines Vaters muß Bierbaum sein Studium aufgeben.
In Leipzig leistet er seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger ab.
1890
Er bestreitet den Lebensunterhalt für sich und seine Eltern als Korrespondent des Berliner »Börsen-Couriers« in München.
Freundschaft mit Detlev von Liliencron, Oskar Panizza und Hanns von Gumpenberg.
Freundschaftliche Beziehungen zu Michael Georg Conrad und seinem Kreis, der ihn in seinen kunsttheoretischen Auffassungen nachhaltig beeinflußt.
Mitbegründer der von Conrad geleiteten »Gesellschaft für modernes Leben« in München. In deren Publikationsorgan »Moderne Blätter« ist Bierbaum einer der eifrigsten Mitarbeiter.
Mitarbeiter der naturalistischen Zeitschrift »Die Gesellschaft«.
1891
Bierbaum gründet seine erste literarische Zeitschrift »Modernes Leben. Ein Sammelbuch der Münchner Modernen«.
1892
Herausgeber des »Modernen Musen-Almanachs auf das Jahr 1893« (weiterer Jahrgang 1894), in dem vor allem junge bürgerlich-oppositionelle Autoren gedruckt werden.
»Modernes Leben« (Gedichte).
Sein erster Erzählband »Studentenbeichten« (2. Band 1897) macht ihn weithin bekannt.
»Erlebte Gedichte«.
Monographie über Detlev von Liliencron.
1893
Übersiedlung nach Berlin. Bierbaum lebt idyllisch am Tegeler See.
Als Nachfolger von Wilhelm Bölsche übernimmt Bierbaum für vier Monate die Redaktion der Zeitschrift »Die freie Bühne« in Berlin, die er in »Neue Deutsche Rundschau« umbenennt. Wegen Differenzen mit dem Verleger Samuel Fischer gibt er die Stellung auf.
Verkehr im Freundeskreis des deutsch-polnischen Schriftstellers Stanislaw Przybyszewski.
1894
Zusammen mit Richard Dehmel, Julius Meier-Graefe, Alfred Lichtwark und Eberhard Freiherr von Bodenhausen Mitbegründer und Leiter der avantgardistischen Kunstzeitschrift »Pan«. Zur Finanzierung des Unternehmens bilden wohlhabende Geschäftsleute und Repräsentanten der Kunstelite die »Genossenschaft PAN«.
1895
Bierbaum und Julius Meier-Graefe verpflichten für die Zeitschrift »Pan« berühmte europäische Illustratoren. Als sie versuchen, der Zeitschrift ein kosmopolitisches Gepräge zu geben, stoßen sie auf den Widerstand des konservativen Aufsichtsrates der Genossenschaft. Beide scheiden aus der Redaktion aus.
Bierbaum verlässt Berlin und geht nach Eppan in Südtirol.
Mit Max Dauthendey und Frank Wedekind stellt er Überlegungen zur Gründung einer Kabarettbühne, eines »reisenden literarischen Tingel-Tangels«, an.
1896
»Die Freiersfahrten und Freiersmeinungen des weiberfeindlichen Herrn Pankrazius Graunzer, der Schönen Wissenschaften Doktor, nebst einem Anhange wie schließlich alles ausgelaufen« (Roman).
»Die Schlangendame« (Roman, als Drama 1905).
1897
Bierbaum geht als Mitarbeiter des »Simplicissimus« nach München.
Nach einer gescheiterten Ehe leidet er unter Depressionen und Alkoholismus.
Aufenthalt in einer Kurklinik in Marbach.
Der Schlüsselroman »Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive« enthält literarische Anregungen zur Gründung von Vortragsbühnen und künstlerisch anspruchsvollen Kabarettbühnen in Deutschland.
Bierbaum gibt in München das Kalenderbuch »Der bunte Vogel« heraus (ebenfalls 1899).
1898
»Kaktus und andere Künstlergeschichten« (Erzählungen).
Unter dem Pseudonym Martin Moebius legt er »Steckbriefe erlassen hinter dreißig literarischen Übeltätern« vor, eine satirische Porträtsammlung seiner Schriftstellerkollegen.
1899
Bierbaum wird – zusammen mit Alfred Walter Heymel und Rudolf Alexander Schröder – Mitherausgeber der Zeitschrift »Die Insel«, aus der der Insel-Verlag hervorgeht.
»Das schöne Mädchen von Pao« (Roman).
Ernsthafte gesundheitliche Probleme.
1900
Übersiedlung nach München.
Bierbaum gibt die Anthologie »Deutsche Chansons« heraus. Sie enthält Verse von Richard Dehmel, Detlev von Liliencron, Frank Wedekind, Arno Holz, Ernst Ludwig von Wolzogen u.a.
Bierbaum übernimmt die Leitung des »Trianon-Theaters« in Berlin, das jedoch nach der Premiere geschlossen wird.
Mitarbeit am Münchner Kabarett »Die Elf Scharfrichter«. Der »Lustige Ehemann« wird zum populären Kabarettschlager der Jahrhundertwende.
1901
Bierbaum heiratet die 18jährige Italienerin Gemma Pruneti-Lotti. Das Ehepaar lebt die meiste Zeit getrennt, da Bierbaum ein Einzelgänger ist und nachts arbeitet und tags schläft.
Sein Gedichtband »Irrgarten der Liebe« (erweitert 1906 unter dem Titel »Der neubestellte Irrgarten ...«) wird das meistverkaufte Lyrikbuch der Jahrhundertwende.
1902
Bierbaum wird Mitherausgeber der Wiener Wochenschrift »Die Zeit«.
1903
Zusammen mit seiner Frau unternimmt Bierbaum eine der ersten Automobil-Reisen der Geschichte von Berlin bis Sizilien und zurück. Er schreibt darüber für zwei Wiener Zeitungen den Reisebericht »Mit der Kraft Automobilia« (Buchveröffentlichung im gleichen Jahr unter dem Titel »Eine empfindsame Reise im Automobil«).
1905
Mitherausgeber des »Goethe-Kalenders« (erneut 1907 und 1908).
»Zäpfel Kerns Abenteuer« (Kindererzählung, nach Carlo Collodi).
»Das höllische Automobil« (Novellen).
1906
»Prinz Kuckuck. Leben, Taten, Meinungen und Höllenfahrt eines Wollüstlings« (Roman, 3 Bände, bis 1908).
1907
Übersiedlung nach Dresden.
Rastloses Arbeiten unter finanziellem Druck.
1910
1. Februar: Otto Julius Bierbaum stirbt in Dresden-Kötzschenbroda.
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Die beiden »Freiherren von Gemperlein« machen reichlich komplizierte Pläne, in den Stand der Ehe zu treten und verlieben sich schließlich beide in dieselbe Frau, die zu allem Überfluss auch noch verheiratet ist. Die 1875 erschienene Künstlernovelle »Ein Spätgeborener« ist der erste Prosatext mit dem die Autorin jedenfalls eine gewisse Öffentlichkeit erreicht.
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