[10] Vorige. Steffen von links.
STEFFEN junger, frischer Bauer, gut gekleidet, tritt eben ein, als Dore aus der Thüre will, und faßt sie in die Arme. Ach Wetter, Du herzlieb's Dorle! Gott grüß' Dich! Mein' immer, es sei nicht recht Tag, wenn ich Dich nicht seh!
DORE ihn abwehrend. Na, na! Was fährst Du gleich zu als wär' ich von Holz, Du wilder Bursch! Meinst wir sind allein auf der Welt?
STEFFEN nach dem Vorgrund kommend. Ja so! Den Hut ziehend. Guten Tag, Herr! – Nichts für ungut, bin's nicht gewohnt in der Hausstube Gäste zu finden und hab' mein Mädel drei Tage nicht geherzt! Da kann's Einem schon geschehen, daß man nichts anderes sieht – Mit leuchtenden Augen auf Dore. als eben sie!
GRAF. Das begreift sich. Habt keine Entschuldigung nöthig, Lächelnd. und der Jungfer wohl Dinge zu sagen, die nicht für Jedermanns Ohren sind, da störe ich nur. Geht.
DORE. Nein, Herr; was wir Zwei zusammen schwätzen, kann die ganze Welt hören. Der wilde Bursch da ist der Steffen Kirchberger von Simonswald, seit drei Jahr' mein Bräutigam, und am nächsten Sonntag Hält Steffen die Hand hin, der sogleich einschlägt. können Sie unser Hochzeitsgast sein, wenn Sie so lang da bleiben.
GRAF. Leider muß ich heute noch reisen. Mögen Sie recht glücklich sein!
DORE sich verneigend. Schön Dank, Herr! Das haben wir Zwei sehr im Sinn, gelt Steffen? Glücklich wollen wir sein.
STEFFEN hält noch immer ihre Hand fest und schlenkert sie jetzt hin und her. Glücklich wie die Engel im Himmel! Denn im ganzen Land giebt's kein zweites Mädel, so ehrbar, bildsauber und grundbrav wie mein Dorle, und kein' Burschen der sein'n Schatz so treulich gern hat, und so estimirt wie ich's thue; solch eine Ehe soll der Schwarzwald noch nicht gesehen haben, wie wir eine führen werden, in Züchten und Frieden. Gelt Dorle, Du weißt was sich für eine rechte Frau gehört!
DORE. Das hoff ich! Hab's von meiner Mutter lernen können.
STEFFEN stirnerunzelnd. Na, hör'! – Alles mußt ihr doch nicht nachmachen! Die Alt' will allemal Recht haben!
DORE gereizt. Freilich, ja, weil sie allemal Recht hat.
STEFFEN läßt ihre Hand los. Du, bei mir thät's mit dem Rechthaben kein gut; denn mein Kopf ist härter als der vom Sonnenwirth. Das weißt.
GRAF für sich. Der eheliche Frieden beginnt schon wie mir scheint. Geht nach dem Hintergrund.
DORE. Ja das weiß ich; ich weiß aber auch wie rechtschaffen Du bist, Reicht ihm plötzlich die Hand. und will schon mit Dir zurechtkommen. Schau, ich mein' immer: in einer richtigen Eh' muß der Mann der Kopf der Frau, und die Frau das Herz des Mannes sein, nachher[10] mags kommen wie's will, es geht Alles gut – Zärtlich. Meinst nicht auch, Du Hitzkopf Du? –
STEFFEN ihre Hand schüttelnd. Ja Du herzliebes Mädel, Du Hex Du, so mein' ich's auch.
GRAF für sich. Welch ein Mädchen! Ich wünschte die Schwester wäre schon hier, statt in Paris!