[44] Dore. Rose.
DORE lachend. Gottlob! Die Mutter nimmt Parthei für Dich, jetzt wirst bald Ruh' haben.
ROSE hat sich früher in den Lehnstuhl gesetzt, dumpf. Ja, Ruhe vor dem Theobald, bis der Vater mit einem Andern kommt! Den Kopf auf die Hand lehnend, in Gedanken. In der Heimath glaubte ich den Frieden wieder zu finden! Ach es giebt keinen Frieden für mich in Verhältnissen – die ich nie mehr ertragen lernen werde.
DORE mit tiefer Bedeutung. O Rose! der Mensch kann gar viel, wenn er nur ernstlich will!
ROSE springt auf, heftig bewegt. Ich will! Ich habe gewollt, habe mich redlich bemüht, wie neulich bei der Kirmes, den Tabaksqualm der Gaststube, die frechen Späße der weinseligen Bauern und ihr rohes Gelächter, das Stampfen und Toben geduldig auszuhalten – ich kann es nicht mehr, die Luft erstickt, der Widerwille überwältigt mich, und ich muß wieder und immer wieder an das einzige Herz flüchten, das mein Leid versteht! Dore umschlingend. O meine Dorothee, habe Geduld mit mir! –
DORE erschrocken, sieht sie fest an. Rose! Be reust Du, daß Du aus der Versuchung mir gefolgt bist?
ROSE. Bereuen? Ich danke es Dir bis über's Grab hinaus!
DORE. Warum aber bist Du heut' auf einmal so – schwach? Hast Dich ja doch so lang tapfer gehalten. –
ROSE schmerzlich. Ach Dorothee, die Erinnerung ist stärker als all' meine Entschlüsse. Sich an sie lehnend, leise. Den Zwanzigsten ist es ein Jahr, daß ich ihn zum erstenmal sah – und da will ich auf meinen Knieen zur Mutter Gottes für Dich und mich, um Vergessen flehen.
DORE. Für mich?
ROSE sieht sie forschend an. Ja, für Dich! Wenn Du mir auch hartnäckig verschweigst, was der Steffen gegen Dich verbrach, so weiß ich[44] doch, daß Du noch an ihn denkst! – Ich kann es nicht fassen was Euch trennen konnte – dicht vor dem Altar!
DORE. Ich kann's Niemand vertrauen. Zu was auch? Das ist ja vorbei.