[53] Rose. Denise. Kathrin aus dem Haus.
KATHRIN unter die Thüre. Spazieren Sie nur da hinaus, die Jungfer Rosel ist im Baumgut. Geht, sobald diese auftrat, wieder ab.
DENISE in eleganter Sommertoilette für eine Landparthie, eilt rasch die Stufen herab. Rose, Rose! Fliegt auf sie zu und umschlingt sie. Meine liebe einzige Rose! Ich habe Dich wieder!
ROSE. Meine süße Denise! Du! Du! O ich wußte daß Du mich nicht vergessen hast – wenn Du auch niemals schriebst.
DENISE. Ach Rose, Schreiben ist eine Arbeit, und Du weißt: arbeiten war nie meine Sache. Nun aber bin ich ja selbst da, und kann Dir Alles erzählen. Wie war ich glücklich, als der Arzt uns nach Baden schickte!
ROSE lächelnd. Ich war überzeugt, daß Du kommen würdest.
DENISE. Und ganz allein mit Finnette, denke! Das heißt – nicht so ganz allein – aber – davon später! Ich hielt es nicht mehr aus, nur wenige Stunden von Dir entfernt, Dich nicht zu sehen, und quälte Papa so lange, bis er mich fortließ.
ROSE. Und er kommt nicht selbst, zürnt mir noch immer?
DENISE. Ach nein, das nicht, aber – weißt Du, ich denke Lächelnd. er schämt sich ein wenig, daß er sich so über Deine Liebe getäuscht –[53] und dann ist auch Papa recht leidend – Charles hat ihm zu viel Aerger gemacht!
ROSE. Wie, Charles?
DENISE. Ja, denke nur, der hatte sich ganz heimlich eine Frau genommen, eine reizende kleine Polin. Anfangs war Papa sehr böse als er aber sah, daß Valesca unsern Charles ganz umgewandelt hat, vergab er ihm, und jetzt fehlt nichts mehr zu unserer Zufriedenheit – als unsere Rose!
ROSE. Meine gute Denise!
DENISE schmeichelnd. Nun komm' ich um Dich zu fragen: ob Du Dich denn gar nicht zu uns zurücksehnst? Weißt Du, es ist ganz hübsch in Eurem schwarzen Wald, und sehr romantisch – aber für immer kann es Dir doch unmöglich hier gefallen! Ach, ich werde mich nie trösten, daß dem armen Adolph damals die Entführung so verdorben wurde – nun wärst Du längst –
ROSE bestimmt. Schweig, Denise! Sprich mir nicht von ihm, nenne seinen Namen nicht wieder, wenn Du mich achtest!
DENISE erschrocken. So böse bist Du noch auf ihn, den Du so unglücklich gemacht hast?
ROSE bitter. Wer sagt Dir, daß er unglücklich ist? –
DENISE herausplatzend. Er selbst, weißt Du! – Seit acht Tagen ist er bei seinem Fürsten, der sich zur Kur in Baden aufhält, Wichtig. und bei dem er sehr in Gunst steht. O, wir sind jetzt viel beisammen, und der Marquis ist ganz entzückt von Adolph.
ROSE rasch unterbrechend. Welcher Marquis?
DENISE. Was! Hätte ich Dir noch nicht gesagt, daß ich Braut bin?
ROSE. Du – Braut? –
DENISE. Gewiß! – Stolz. Ich werde Frau Marquise von Bassange!
ROSE sie umarmend. O Gott segne Dich! – Du liebst doch Deinen Verlobten?
DENISE eifrig. Das versteht sich! Alphons ist ein himmlischer Tänzer und hat einen reizenden Schnurrbart, weißt Du, so ganz fein! Nur Eines kränkt mich – unsere Verlobung war so alltäglich! Schmollend. Keine Hindernisse, keine Gefahren, Seufzend. keine Entführung! Ach, darauf muß ich nun wohl für immer verzichten!
ROSE lächelnd. Hoffentlich! – So bist Du denn nun ganz glücklich?
DENISE. Ich würde es sein, wenn Du auch Braut werden wolltest, Rose.
ROSE schüttelt den Kopf. Das werde ich nie mals!
DENISE. Aber warum denn nicht?
ROSE. Weil ich mit ganzer Seele geliebt habe und so – kann man nur einmal lieben, Kind!
DENISE froh. So liebtest Du Adolph – nur ihn, nicht wahr?
ROSE schmerzlich. Denise! Weshalb quälst Du mich?
DENISE ungeduldig. Weil ich wissen muß, ob Du Adolph noch liebst! O ja, ja, Du liebst ihn noch. Immer eifriger werdend, hin und her gehend kommt sie zu der Thür, und winkt mit dem Taschentuch, wie zufällig, hinein. Und wenn er nun käme, und Dir sagte: Rose! Ich habe Dich beleidigt, aber nur aus Liebe, ich liebe Dich noch, vergieb mir – ich habe gebüßt, will wieder gut machen –[54]
ROSE athemlos. Denise! Um Gotteswillen! Du bist seine Verbündete!
DENISE ausbrechend. Ja, die bin ich, mit Herz und Seele, denn ich will auch Dich glücklich sehen, und da – Deutet auf Adolph. da ist er, in dessen Hand Dein Glück ruht!