Erste Scene

[21] Johannes Fust. Peter Schöffer.


FUST sitzt an einem Tisch, die Stirne in die Hand gelegt, sieht in ein Papier und spricht nach einer Pause. Ja, richtig ist es, will ich ihm die Zinsen berechnen, so ist es eine Summe von 2000 Gulden! Wenn ich nur mit mir selber ins Reine kommen könnte.

PETER. Ei, Meister, Ihr seid sonst ein so entschlossener, eisenfester Mann, wie mögt Ihr doch jetzt so engherzig sein, wo es Euer Glück – Euren Ruhm gilt! – Was, wollt Ihr den starrköpfigen Patrizier schonen? –

FUST steht auf und geht unschlüssig hin und her. Es ist doch so ein eigen Ding, kein Mensch kann mich drum tadeln, daß ich mein Geld verlange, und dennoch fürchte ich, man möchte –

PETER. Was ist da viel zu fürchten! – Als Ihr den Guttenberg kennen lerntet, hatte er nicht volle zehn Bogen seiner Bibel zu Stande gebracht, und sein Vermögen war schon erschöpft, wenn Ihr nicht wolltet, wäre es nimmer dahin gekommen, wo es heute ist. Dringend und leiser. Bedenkt nur, wie herrlich Alles steht: Zwei Drittheile des Werkes sind beendet, was bedürfen wir Guttenbergs ferner noch? – Ihr klagt auf seine Schuld, nehmt die Werkstatt mit dem Werke in Beschlag, für das Kapital, und um die Zahlung der schuldigen Zinsen werft Ihr in den Schuldthurm! Indeß er[21] im Kerker sitzt, enden wir das Werk, und unser bleibt die Ehre der Erfindung wie der Gewinn!

FUST. Ja, Peter, freundlicher lacht uns das Glück nie wieder! Wie wird das Gold aus aller Fürsten Kassen in meine Tasche strömen! Schlag ein, wackrer Junge, Du bleibst mein treuer Gefährte, Du theilst Ehre und Reichthum, Du wirst meiner Käthe Gatte, und neidisch sollen aller Menschen Blicke auf Dich sehen, den der gepriesene Fust zum Schwiegersohn erkor!

PETER schlägt ein. So sei es, Meister!


Quelle:
Charlotte Birch-Pfeiffer: Johannes Guttenberg. Berlin 21840, S. 21-22.
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