[41] Schwester Klara. Käthchen.
KÄTHCHEN. Ach, Schwester Pförtnerin, ich flehe Euch bei allen sieben Nothhelfern an, laßt mich mit der hochwürdigen Mutter Agnes sprechen; ich habe gar ein schweres Anliegen, und es eilt. – Mir ist das Herz voll zum Zerspringen, sprecht nur ein freundliches Wort!
KLARA bedächtig. Mein feines Jüngferlein, das wird schwer halten! Die ehrwürdige Mutter ist seit Monden von einem gar bösen Gebreste gequält! Dies Siechthum hat ihr[41] der Kummer über den Teufelsbanner Guttenberg zugezogen; auch ist heute das Begräbniß einer unserer Schwestern, das mit Prozession und Gebet begangen wird! Sie will es in ihrer Zelle feiern, weil ihre Kräfte zu schwach –
KÄTHE angstvoll das goldene Gürtelschloß abmachend. Macht nicht so viel Worte, fromme Schwester, hier, seht dies reiche Gürtelschloß mit dem Behänge, ich verlobe es der heiligen Klara, laßt mich nur zu ihr!
KLARA nimmt es und besieht es wohlgefällig. Schönen Dank, gottseliges Mägdelein, unsere Patronin wird's Dir reichlich belohnen; nun, ich werde mein Möglichstes thun, um Dir den Eintritt bei der ehr würdigen Frau Mutter zu verschaffen. – Durch die Thür im Hintergrunde, aus welcher die Nonnen kamen, ab.
KÄTHCHEN. Guttenberg ein Teufelsbanner! Ach, du mein Gott, da werde ich harten Boden finden! – Wo nehme ich nur den Muth her, vor der strengen Nonne mein Herzeleid auszusprechen? – Wenn ich sie mir denke mit dem finstern eingetrockneten Gesicht, den kalten Zügen, dem harten in Aberglauben verknöcherten Herzen! wird mir ihr Anblick nicht alles Vertrauen in die pochende Brust zurückjagen? Pause. Ja, wenn sie ihm gliche, dann müßte es mir wohl leicht werden, sie zu rühren! Aber wie darf ich das hoffen?