Letzte Scene

[124] Vorige. Alessandro. Sonnenberg.

Beide traten schon früher ein. Als der Kaiser sich von Nollingen wendet, der abgeführt wird, liegt der Junker zu seinen Füßen.


ALESSANDRO. Er ist schuldlos, kaiserlicher Herr, halt' ihn nicht länger fern aus Deiner Nähe.

KAISER. Ja, Sonnenberg, ja, Du bist schuldlos! Du thatest viel für mich, viel hab' ich wieder gut zu machen. Verlange, ford're, jetzt in dieser feierlichen Stunde soll Dir kein Wunsch versagt seyn.

SONNENBERG. Mein Herr und Kaiser, entzieht mir nie wieder Euer kostbares Vertrauen, und – erfüllt mir die höchste Bitte meines Lebens. Er springt auf, und zieht Rösel, die schüchtern im Hintergrunde stand, zu des Kaisers Füßen. Erhebt die Jungfrau hier, deren Muth und Klugheit ich Ehre und Leben danke, aus dem Stand der Niedrigkeit, damit ich ihr die Hand bieten möge als meinem ehelichen Gemahl.

KAISER die Hand auf ihr Haupt legend. Mein Mägdlein, Deinen adelichen Sinn hast Du[124] bewährt in dieser Stunde. Tretet näher, Ihr edlen Frauen! und Diejenige unter Euch, so sie würdig findet der Hand eines wackern Edelmanns, wie unser Junker hier, lege die zarte Rechte weihend auf ihr Haupt – ich lasse jeden Handschlag einen Ahnen gelten.


Die Frauen sehen sich einen Augenblick lang schweigend an, die Männer treten zurück, so, das der Raum um Röschen frei bleibt, die noch immer kniet. Amalgundis tritt zuerst hinzu, und legt ihr die Hand auf das Haupt, auf einmal treten sie Alle entschlossen hinzu, und legen, rings um das Mädchen einen Kranz bildend, Jede die Rechte auf ihr Haupt.


KAISER froh bewegt. Beim Himmel, schönern Nitterschlag hat wohl Keiner von uns empfangen. Sie zählt mehr Ahnen, als wir Alle. Er hebt sie auf, und legt sie in Sonnenbergs Arme. Nimm sie hin, ich denke, Dich belohnt zu haben.

SONNENBERG. Röschen!

RÖSCHEN. Mein Junker!

BEIDE vor dem Kaiser niedersinkend. Heil Euch! mein gnäd'ger Kaiser![125]

AMALGUNDIS schlingt ihre Arme um des Kaisers Hals. Heil Euch, mein theurer Ohm.

ALLE unter dem Klang der Trompeten. Heil! Heil dem gnäd'gen Kaiser!


Der Vorhang fällt.


Quelle:
Charlotte Birch-Pfeiffer: Pfeffer-Rösel oder Die Frankfurter Messe im Jahr 1297. Wien 1833, S. 124-126.
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