Achte Scene

[48] Vorige. Gustav.


GUSTAV. Sie werden entschuldigen, ich wollte haben die Ehre, zu sprechen mit dem gnädigen Herrn von Gleisenburg!

BARON verdrießlich. Gehorsamer Diener! Was steht zu Dienst?

GUSTAV. Mein Name ist Gustav Rosenberg. Ich soll empfehlen meinen Prinzipal, den Herrn Banquier Löwenthal, und soll überreichen dem Herrn Baron die gewünschte Rechnung.

BARON. Ah so, geben Sie gefälligst! Wird eine schöne Serie sein!

GUSTAV überreicht sie ihm. O bitte, Kleinigkeit für den gnädigen Herrn!

BARON hineinsehend. Alle Wetter! Dreihundert Louisd'or! Was hat er mit all dem Mammon gemacht?[48]

KRABBE. Gott, da fragt er auch noch! Haben Sie denn nicht gehört, Herr Baron, die Demokratie hat man nicht umsonst?

GUSTAV höhnisch. Besonders wenn man sie betet an in der Gestalt von einer raizenden jungen Dame, bei der man mit tausend kleinen Aufmerksamkeiten – die am Ende machen großes Geld – die nobelsten Bewerber will stechen aus.

BARON hoch aufhorchend. Wie ist das? Sie wollen damit sagen – –

GUSTAV. Daß ich nicht kann glauben, wie Ihr Herr Sohn sollte solche Summen für politische Zwecke haben verwenden können. Ich kann Ihnen sagen, daß ich bin ein Republikaner vom reinsten Wasser und daß mich das nicht kostet einen Pfennig – im Gegentheil! Wenn wäre die Demokratie so theuer, wie sollte sie haben so viele arme Anbeter?

BARON. Hat der Bursche eine Liebschaft? Alle tausend Wetter, Herr, machen Sie nicht so viel Gequengle, rücken Sie heraus mit der Farbe!

GUSTAV für sich. Der ärgert sich; ich werd' nehmen Revange für meinen Prinzipal! Laut. Ich habe zwar nicht das Glück zu kennen persönlich den jungen Herrn Baron – allein ich weiß doch sehr gewiß, daß er macht die Cour auf Tod und Leben an eine junge schöne Wittwe, die –

BARON finster. Hat sie einen guten Ruf?

GUSTAV gedehnt. Nun – ja – man kann ihr nicht nachsagen Schlechtes. Es ist eine respektable junge Frau, nur ein wenig sehr kokett und außerordentlich freisinnig, hat übrigens die solidesten Bewerber. Sie soll aber sein sehr portirt vor die Herren Studenten, und also hätte wohl Ihr Herr Sohn die besten Hoffnungen.

BARON sieht ihn scharf an. So hat sie eine Liebschaft mit ihm?[49]

GUSTAV. Das habe ich nicht gesagt; ich habe nur gehört, daß er soll werden ausgezeichnet von der schönen Frau von Schönhelm und daß er dort ist sehr viel in Gesellschaft.

BARON. Und wo wohnt die Dame?

GUSTAV. Friedrichstraße 320, Bel-Etage im ersten Stock, zu dienen!

BARON. Hm, hm! Danke, Herr Rosenberg! Er zieht die Börse und macht Anstalt, ihm etwas zu geben.

GUSTAV höchst beleidigt. Verzeihen Sie, Herr Baron, ich will nicht hoffen, daß Sie mich ansehen vor einen Bedienten? Wenn ich Ihnen habe erwiesen einen Dienst, so geschah es aus Achtung vor Ihr graues Haar. Für sich. Und weil ich hab' können einbrocken dem Nebenbuhler von meinem Prinzipal eine gute Lection. Laut, mit einer affektirten Verbeugung. Mich zu allen fernern Dienstleistungen bestens empfehlend, aber wohl zu merken, gratis, Herr Baron! Stolz. Ich werde haben die Ehre zu führen den Beweis, daß ein Handlungs- Commis kann sein nobler als mancher Baron! Ab durch die Mitte.


Quelle:
Charlotte Birch-Pfeiffer: Vatersorgen. Berlin 1849, S. 48-50.
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