Vierzehnte Scene

[75] Baron. Krabbe. Emma.


BARON zu Emma. Einen Augenblick, liebes Kind! Was ist da vorgefallen, daß die Frau so schnell ihren Sinn geändert?

EMMA. Ich weiß es nicht, ich bin selbst ganz erschrocken! Ich brachte ihr doch vorhin ein Billet von –

BARON faßt ihre Hand, herzlich. Na, nur heraus damit, Kind, mir können Sie Alles sagen!

EMMA. Ach Gott, ich will es auch, ich habe Sie ja so lieb wie meinen Vater! Nun sehen Sie, der Brief war von Ihrem Herrn Julius, und als ihn die gnädige Frau da drinnen gelesen, wurde sie ganz bleich – ich dachte schon, sie fiele um – aber dann besann sie sich ein Weilchen und dann schrieb sie diese Antwort, die ich ihm hinunter bringen soll, das ist Alles, was ich weiß!

BARON. Hinunterbringen? Wo ist er denn?

EMMA. Ei, bei uns, er sitzt bei der Mutter und wartet. – Die Hände faltend. Ach, und wenn er erst erfährt, daß die gnädige Frau nichts mehr von ihm wissen will! – Aber ich vergesse meinen Auftrag, der arme junge Herr – Sie läuft schnell durch die Mitte ab.

BARON ihr nach. So hören Sie doch, Kind! Sie ist fort![75]

KRABBE. Alles ist verloren!

BARON. Nichts ist verloren – Ihr Sohn muß heirathen, die nimmt ihn, dafür stehe ich!

KRABBE desperat. Ich gebe meine Einwilligung nicht zu dieser Heirath, niemals!

BARON. Herr, Sie sind von Gummi-Elastik! Bei Gott, es geschieht Ihnen ganz recht, wenn sie ihn in Holstein zu Frikassee zusammen hauen, Sie sind ein Rabenvater!

KRABBE verzweifelt. Ein Frikassee aus meinem Julius? Ich ein Rabenvater! Gerechtester, sieht so ein Rabenvater aus?


Quelle:
Charlotte Birch-Pfeiffer: Vatersorgen. Berlin 1849, S. 75-76.
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