[Stücktext]

[9] ERENHOLD.

Dieweyl all ding zů Gottes ehrn

auch zů des nåchsten nutz sond ghern

So merckend hie ir Christen all

wann in dem Creütz zů dem abfall

Sich nayget unser bl \digkait

wir sollen sein zum bett berait

Wie der Küng Ezechias that

da im der feind kg vor der stat

Darumb daß er die Gottes ehr

Ye lenger / und ye lenger mehr

Auffrichtet / und Abg \tterey

er außreüt unverzogen frey

Darumb mercken hie zů der frist

das unser Küng ain bildtnuß ist

Wie es dann was zur selben zeyt

als uns die Biblisch gschrifft bedeüt.

ELIAKIM HOFMAISTER.

Herr Küng genedigister Herr

wir bringen euch gantz b \se mehr

Der Küng von Asirier land

dem ir euch vor ergeben band

Mit grossem schaden an sein gnad

so er nun yetz verstanden hat

Das ir sollichs gebrochen band

hat er mit macht zů euch gesandt

Sein Hauptman Rapsagen gantz keen

daß ir sollen euch im ergeen

Buch zwing und underthånig mach

zů disem allem hat er auch[9]

Die Burger schier in abfall gwendt

so vorhin fast partheyisch send

Mit schanckung und verhaissung vil

auff das sy thůen was er wil

In disem brief geschriben stat

was er euch als empotten hat.

KÜNIG.

Herr schreiber nemmend hin die gschrifft

lesend was sy in ir begrifft.


Den Absag brief lißt.


SEBNA DER SCHREIBER.

Du Küng von Juda wissen sold

wie du vor hast mit silber gold

Von uns gekaufft freündtschafft und bund

hast auch versprochen mit deim mund

Wider uns handlen mit kaim wort

noch hie noch an kaim andern ort

Du nun Bundbrichig worden bist

so du dich hast zů weer gerüst

Du thůst als was zů krieg geh \rt

verwarst dein Statt mit aller gwerd

Verstopffst die brunnen und die båch

schaw das ich mich nit an dir rech

Was ists darauff du dich verlaßt

das du uns übergeben hast

Villeicht der Egyptier Küng

macht dir dein gmüt gen uns so ring

Villeicht sein wågen / und sein pferd

würt dich schier bringen in geferd

Du laßt dich auff ain r \rin stab

der gantz und gar nit hat kain hab

So er bricht / geht er in dein hand[10]

so würstu dann mit im zůschand

Oder mainstu daß dir dein Got

Yetz helffen werd auß diser not

Mainst das dir dein Gott helffen werd

den du also vor hast ungehrt

Die Bildst \ck und die h \hin all

hastu hinweck than überall

Es sey ja das er helffe dir

das doch nit gleüblich ist gantz mir

Sich wellichs volck was ye so gůt

daß seine G \tter vor mir bhůt

Kain G \ttlich krafft ye gwesen ist

darzů auch nie kain menschen list

Der mir bißher vorgstanden sey

ich habs under mich bracht gantz frey

Darumb ich dir allhie mit sag

dein Gott auch wider mich nit mag

Er mag mir auch nit fůgen zů

das ich von im kumb in unrhů

Dann also starck ist hie mein krafft

das kain macht wider mich nichts schafft

Dein volck wider mich gantz nit ist

dann so ich dir zů diser frist

Zwaytausent pferd wurd schicken har

mit deinem volck würst dus nit gar

Besetzen m \gen / das ist kund

darumb sag ich zů diser stund

Die heeres krafft / wie ich hie lig

vor Lachis / wart all stund den sig

Ist nit von n \ten für dein statt

mein Hauptman macht und sterck gnůg hat

Das er da überwünde dich

und mir zůhanden stell dein rich

Also ist yetz bey mit gemacht

der bschluß / nun hab dein selbs gůt acht.


[11] Nun Rhatschlaget der Künig mit seinen Rhåten.


KÜNIG.

So frag ich euch ir trewen rhåt

wie ich in disen sachen thåt

Auff das wir nit in gfangenschafft

gefůrt werden durchs feindes krafft

Und rhat ain yeder bey seinr trew

daß uns nit nach dem schaden ghrew

KAMERER.

Herr Küng dieweil ir uns vermandt

das wir auß trewen alle sand

Euch rhaten sollen in der sach

das uns nit zůstand ungemach

So rhat ich das bey glauben mein

das mich dunckt euch fast nutzlich sein

Das ir euch geben an sein gnad

dann frid nymmer kain ungmach hat.

SEBNA DER SCHREIBER.

Der rhat hat mich lang fast dunckt gůt

und sag auch das auß freyem můt

So wir behalten hetten har

die Bildst \ck h \hin und altar

Wie unser elter hond geůbt

ließ uns Senacherib on trůbt.

MARSCHALCK.

Vor zeyten bracht die Erin schlang

die Moses in der wiestin hanckt

Dem volck vil hau und nutzbarkait

die hond Herr Küng ir weg gelait[12]

Zerbrochen die / bringt yetzund vil

ungmach so man das dencken wil.

HERTZOG PEDARIUS.

Die drey von sachen reden wol

darumb ich in hie volgen sol.

MARGGRAFF.

Auß disen worten merckt man wol

was in steck ire hertzen vol

Daß G \tzen dienst mehr bey in sey

dann G \ttlich ehr / das merckt man frey

Und das ich schweig vil b \ser list

darmit ir hertz beladen ist.

BANERHERR.

Ir redend auß dem hertzen mein

mich dunckt auch das nit G \ttlich sein

Wiewol das hatt ansehens vil

so man den worten losen wil

Es ist aber dem Gsatz nit gmeß

daß unsern eltern gab Moses.

GRAF PHRAZOMENUS.

Die disputatz ist eben schwer

bringt uns zů baiden seitten gfer

So wir uns gend in krieges leüff

so ist unser volck gante nit steiff

Das glück wend das / wa es hin wil

es hat auch gantz kain fürgsetzt zil

Doch riet ich mehr das wir an Got

yetz nit verzagten in der not.[13]

ELIAKIM HOFMAISTER.

Herr Küng das soll ewr hertz yetz nit

beschwåren sehr zů diser zit

Dann Salomon in seinr weyßhait

hat das offt lang vorhin gesait

Das Gott die seinen gnedigklich

zun zeyten straff auff erdterich.

CANTZLER.

Mein Herr der Hofmaister redt recht

dann also warden offt durchåcht

Vor zeyten Moses / Abraham

David und ander alle sam

Die dann auch waren Gottes leüt

warden angfochten mit dem streit.

HERTZOG BULEPHORUS.

Darumb Herr Künig ist mein rhat

das ir mit hertzen an die that

Gangend / und růffend hertzlich auch

zů Gott dem Herren in der h \ch.

ERENHOLD.

Dieweil ich als ain Erenhold

Herr Küng euch rhaten was ir solt

Sendent ewer Legation

zů Esaia dem Gotts man

Der würt euch rhaten recht und wol

wie man in der sach handlen sol

GRAF.

Die reden weyßlich von der sach

darumb das ich kain bsonders mach[14]

Rhat ich Herr Künig das man frey

der gnaden Gottes gwårtig sey.

KÜNIG.

Mein Erenhold du rhatst mir wol

dein zung ist allzeyt weißhait vol

Darumb gang hin Eliakim

die Eltsten du mit dir hin nimm

Zů dem Propheten / eylend bald

die sach im wie sy staht fürhalt

Und sag im das er in der not

uns bitten helff den h \chsten Gott

HOFMAISTER.

Die sach würt mir anglegen sein

Herr Küng bey allen trewen mein.

DAS GEBET DES KÜNIGS EZECHIE.

O Herre Gott Israel min

der du sitzt über Cherubin

Ain Herr du aller Künig bist

der himel und die erden ist

Von dir erschaffen / laß dir Herr

zů hertzen gan die schmahe schwer

So dir beweißt Senacherib

dein beystand du allzeyte gib

Das er nit wie die Halden all

uns von dir treib in den abfall

Hat ire G \tter all verbrandt

die sy hetten in irem landt

Aber kain Gotthait inn in war

Von holtz und stain sy gantz und gar

Von menschen hend gebildet auch

aber Gott Herr / richt du die schmach[15]

Erledig uns von seiner band

das dein ehr überal erkandt

Geprysen werd von yederman

das man dich allain růffe an.


Chorus.


Nun welche hie ir hoffnung gar

Auff Gott den Herren legen ⊃⊂.

HOFMAISTER sampt den eltern.

Herr Küng der Prophet tr \st uns wol

das man an Gott nit schwancken sol

Er spricht es sey deß Herren red

das die wort die der Thyrann het

Auch seine diener hie gefůrt

auß argem list / auß b \ser gierd

M \gen uns schaden gantz kain ding

darumb soll man sy wegen ring

Er will geben ain gaist im auch

das im zur haimet werde gach

Das er zů ruck ziech eylend bald

und w \ll im brechen sein gewalt

Und das er umbkumb mit dem schwerdt

von hinnen weit auff seiner erd.

DIE BOTTSCHAFFT ESAIE.

Herr Küng uns hat zů euch gesandt

Esaias euch wol bekandt

Das wir euch all hie thůen kund

das wort auß Gott deß Herren mund

In disem brief als gschriben stat

als was die Prophecey inn hat.[16]

KÜNIG.

Herr Cantzler liß den brief behendt

den der Prophet zů uns hat gsendt


Die Prophecey lißt der Cantzler.


Also spricht der Gott Israel

das du hast betten für dein quel

Darmit Senacherib durchåcht

dich allain und sein namen schmåcht

Dich dochter Sion hat verspott

nach dir das haupt geschitlet hatt

Er schickt dir auch nach die von Mumpff

und mit tr \worten ist er stumpff

Wem hast auffghrupfit du Tyrann grimm

über wen erhepst du dein stimm

Wen bsehen krumb die augen dein?

zwar dem hailgen Israel mein

Dein knecht mit schmach verwisen hand

dem Herren mein / gleich als ain schand

Auff sollich weiß lauten die wort

die manig btrůbt hertz hat gehort

Ich bin mit macht und pferden vil

gezogen her in grosser yl

Uber all berg und felsen hoch

deß Lybani / da hab ich auch

Im gantzen land die besten leüt

underwegen als außgereüt

Sy waren wie die Zeder fest

wie dannen hoch ich kam zů lest

Uber die h \hin an das end

da wol gebawen åcker send

Ich hab gefunden brunnen quel

mit trincken hats auß trücknet schnell

Mein volck mit iren schůhen all

das dürre da ward überall[17]

Thyrann du redtst vermessenlich

loß / also redt Gott wider dich

Hastu nit gh \rt vor langer zeyt

das ich nun hab daß volck bereyt

Hab in geben die statt und land

das sy hochhait bey tag in hand

Ich hab dir biß her glassen zů

das du sy brechtest in unrhů

Es gschicht nit durch die kraffte dein

das du biß her das volcke mein

Geåchtet hast die stett und landt

verherget hast / verderbt / verbrandt

Das volck wie auff dem dach das gras

eh daß zun helmen gschossen was

Hasts abgemeht / zů hew gemacht

welchs du als schreibst zů deiner macht

Sich zů Thyrann du irrest sehr

furtan würstu nit m \gen mehr

Eh das du zochst auß deinem landt

hab ich dein anschleg all erkandt

Ja ich hab dich gefůrt dahin

das du wårest die růte min

Sich aber furtan wurd ich dir

ain biss einlegen deiner gür

Du würst hin ziehen wider fer

den weg den du bist zogen her

Aber Küng mit der Burgerschafft

verlond euch nun auff Gottes krafft

Das soll dir sein ain zaichen gwiß

furtan das jar mit deim volck iß

Die frücht die abgehawen hat

der feind / und darnach was gerat

Im andern jar / von dem deß sich

selb gsået hat behilff du dich

Von dem das was beliben stan[18]

im dritten jar soll yederman

Såen / bawen und pflantzen schon

alles das was ir m \gen han

Koren / Weinberg / und niessend daß

in danckbarkait / auff das fürbaß

Euch rette von der gfangenschafft

der h \chste Gott mit seiner krafft

Und das ir kinder Juda zwar

die abgehawen wasen vor

Einwurtzlen in die erd hinein

und bringen obsich frücht gantz fein

Dann nicht allain die freyhait werd

werden wir haben auff der erd

Sonder ir werden schnelligkleich

außbraiten weit das hailig reich

Der Herr der heerscharen würt schon

erl \sen frey den berg Zion

Darumb der Herr zum feinde spricht

das er in ewr stat komme nicht

Kain pfeyl würt er außschiessen drein

kain schilt würt in da hilflich sein

Kain Bolwerck und Pastey so hoch

würt im nit m \gen helffen doch

Den weg den er her kommen ist

würt er sich wenden zů der frist

Kain zůgang zů der statt er hett

also hat Gott der Herr geredt

Ich würd ain schilt über die statt

erl \sung auch sy von mir hatt

Darumb das der feind groß unehr

mir zůglegt hat der ich bin Herr

Auff das ich rett die glori mein

und Davids der mein knecht ist gsein

Das ich im etwan gschworen han

das sein reich nimmer soll zergan.[19]

KÜNIG.

Das m \g wir uns fast fr \wen wol

ain yeder auch Gott loben sol.


Das Botten brot bringt.


AIN KRIEGSSMAN.

Herr Küng großmåchtigister Herr

ich bring euch yetz vil b \ser meer

Dann euch ain klaine weil hie vor

kein feind ligt mehr hie vor dem thor

Der Hauptman zů seim Küng hin zeücht

ich waiß nit wa der selb hin fleücht

Er ist von Libna gzogen ab

sy sagen das der Engel hab

Ert \dtet dort in seinem heer

ain gůten hauffen oder meer

Das m \gt Herr Küng euch ghaben wol

ain yeder auch Gott loben sol

Mit danck umb sein barmhertzigkait

die er an uns yetz hat gelait.


Chorus.


Psalmus CXXIIII.


Wer Gott nit mit uns dise zeyt

so soll Israel sagen ⊃⊂.


Des Künigs Mandat lißt.


DER ERNHOLD.

Merckend ir Burger all gemain

ir seyen groß stands oder klain

Oder ir seind arm oder reich[20]

sond ir mercken allsand geleich

Entbeüt euch Küngklich Maiestat

sein gnad grůß alles was er hat

In seinem reich wol überal

das euch das alles dienen sol

Dieweil ir yetz zů mal allsand

gespüret hond die Gottes hand

Darmit uns auch gezayget an

was gfallen er darinn hat ghan

Das wir allain hond unser hertz

auff in gesetzt / nit hinderwertz

Gesehen hond wer bhilflich sey

sonder an im gehangen frey

Ist unser Ernstliches gebott

das ir nit weichen hie von Gott

Ain Herr er aller Herren ist

der uns was bhilflich zů der frist

Er ist der vor vil zeyten lang

und vor aller weit anefang

In seinem rhat beschlossen hat

alles das wie es uns yetz gat

In seinem gwalt stat himel erd

er darff nit fechten mit dem schwerdt

Sein feind mit wincken er vertreibt

kain gwalt auff erd nit vor im bleibt

Also hat er den Pharaon

ertrenckt mit mengem stoltzen man

Dort in des roten M \res grund

hat dardurch gfůrt ewr elter gsund

Durch den Jordan auch deß geleich

da er in eingab dises reich

Erhalten darinn manig jar

hat im vil gůts thon das ist war

Aber so offt man gfallen ist

von seim gesatz in argen list[21]

Hat er in dann die růten gsandt

durch ain Thyrannen in ir land

Biß das sy sich hond wider kert

und haben in allain geehrt

Er ist ain eyferiger Gott

er leidt nit das man von seim bott

Weich ab / und bett ain andern an

darumb hat er nun mengen man

Umb sein abfall in trawren gsetzt

biß das man sich wider zů letzt

In rewen wider zů im wendt

und in allain für Gott erkendt

Wie ain vatter sich im erzaigt

mit gůtigkait sich zů im naigt

Darumb ist das der wille mein

das ir euch laßt empfolhen sein

Die Gottes ehr zů aller zeit

an allen orten und so weit

Mein reiche langt / mein Zepter gaht

wie yedlicher in seinem staht

Geadlet ist / nit widerstreb

sonder in dem gebott Gotts leb

Wie wir vor jaren gordnet hand

überal in dem gantzen land

Also soll es nun auch fürhin

der Gotts dienst euch befolhen sin

Wer darwider fürhin würt thon

oder den underwegen lon

Der soll hie wissen wissigkleich

das er fürhin in unserm reich

Kain gnad oder statt finden s \ll

so lang biß das er wider w \ll

Sich schicken recht nun in die sach

dann würt er haben wider gmach.

Quelle:
Sixt Birck: Sämtliche Dramen. 3 Bände, Band 1, Berlin und New Yorck: Walter de Gruyter, 1969, S. 9-22.
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