Diewil der aller höchste Gott
Uns hat bevolhen durch syn bott
Zum meysten ihn vor ougen han
Erkhennen ouch / und rüffen an
Demnach er uns bevolhen hat
Den nächsten lieb / inn synem pfad
Zewandlen hie uff erdtrich
Wer bsitzen wöl das himmelrich
Die zwey ding sind allso verhafft
Das kheins ons ander hat khein krafft
Die zwey stuck uns bewäget hand
Diewil wir sölichs hand erkhand
Und das sunst nit die götlich Eer
Inn khein wyss würt prysen meer
Dann so man sich beflißen thůt
Dem nächsten thůn / was ihm zů gůt
Erschiessen mag und nützlich sin
Das ist der aller gröste gwin
Dann so ein mensch zů Gott würt kert
Die tugent allenthalb gemert
Die laster khumend inn ein hass
Die grechtigkeit ye lenger ye bass
Geliebet werd von yederman
Darumb sönd ihr uns hie verstan
Ein zytlang haben söllich spil
Bißhar by uns ist gschwigen stil
Was ursach sig / das weyß ich nit
Aber ich üch all hie mit bit
Zvernemmen wannen gflossen sy[4]
Der bruch / so mögt ihr mercken fry
Was nutzbarkeyt darvon entspring
So yetzundt etlich achten ring
Der anfang kumpt von Heyden haar
Dasselbig nemmen eben waar
In iren festen dann zur zeyt
Haben sy erlich spil bereyt
Denn abgöttern zů einer Eer
Die hatten doch inn etwas leer
Darumb man die ein spiegel nempt
Dar inn der mensch syn läben khent
Aber das / was alls fabel dicht
Zun zytten ouch ein waar geschicht
Dorinn zeigt man die laster an
Tugent kham selten uff die pan
Aber by uns der ware Gott
Würt glernet recht on alle spott
Doch was underscheid darinnen sy
Würt üch leeren Susanna fry
Die üch zum theyl ist wol erkhant
Des meerteyl Christen alle sampt
Wie das sy fälschlich wardt verklagt
Von Richtern / die waaren bedagt
Dorumb / das sy wolt irer bit
Das schantlich was / gantz volgen nit
Daruß vil nutzbarlicher leer
Die dienen all zů Gottes Eer
Mögen erlernet werden wol
Ouch wie ein Christ sich haltten sol
Ein Oberkheit inn Rath und recht
Das sy mög sin ein Gottes knecht
Darumb merckend ihr Christen sant
Das üch der will Gotts werd erkhant
Amen.
[5]
Ausgewählte Ausgaben von
Susanna
|
Buchempfehlung
Das Trauerspiel um den normannischen Herzog in dessen Lager vor Konstantinopel die Pest wütet stellt die Frage nach der Legitimation von Macht und Herrschaft. Kleist zeichnet in dem - bereits 1802 begonnenen, doch bis zu seinem Tode 1811 Fragment gebliebenen - Stück deutliche Parallelen zu Napoleon, dessen Eroberung Akkas 1799 am Ausbruch der Pest scheiterte.
30 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro