|
1313
Juni oder Juli: Boccaccio wird als unehelicher Sohn des Florentiner Kaufmanns Boccaccio di Chellino und einer Frau aus einfachen Verhältnissen vermutlich in Florenz (vielleicht aber auch in Certaldo) geboren, wo er auch aufwächst; das Gerücht, seine Mutter sei eine französische Prinzessin gewesen, ist wohl auf die bereits frühzeitige Mythisierung seiner Person zurückzuführen.
1327
Auf Wunsch seines Vaters soll er Kaufmann werden, doch er hasst diesen Beruf und studiert Jura, aber vor allem widmet er sich humanistischen Studien und der Dichtkunst.
Boccaccio hält sich häufig am Hof Roberts d'Anjou auf, des Königs von Neapel. Dieser hat angeblich eine uneheliche Tochter, Maria de Conti d'Aquino. Zwar ist ihre Existenz nicht definitiv belegt, doch vermutet man, dass sie Boccaccios Geliebte war und ihn zu vielen seiner Werke inspiriert hat. Möglicherweise ist sie das Vorbild für die »Fiammetta« in seinen Schriften.
1330
Boccaccio ist mit Petrarca befreundet, mit dem zusammen er Reisen unternimmt und sich um die Wiederbelebung des Griechischen bemüht. Am Hof Roberts von Neapel soll er sich in die Prinzessin Maria verliebt haben, der er später den Versroman »Fiametta« widmet.
1332
Boccaccios »Elegia di Constanza« entsteht.
1336?
Prosawerk »Il filocolo«.
1338
Boccaccios Versepos »Il filostrato« (»Troilus und Kressida«).
1339
Er richtet die lateinische Epistel »Mavatoris Miles« an Petrarca.
1340
Seine Familie ruft ihn nach Florenz zurück, wo ihm zu seinem Leidwesen das Amt eines Richters und Notars übertragen wird.
Er lebt von den bescheidenen Einkünften und zehrt von den Erinnerungen an Neapel. Er hat auch andere Verwaltungsposten inne.
Die epische Dichtung »Teseida« (»Theseide«) wird geschrieben.
1343
»Fiammetta« (Roman).
1346
Am Hof Ostasios da Polenta in Ravenna.
1348
Florenz wird von der Pest heimgesucht. Diese Katastrophe bildet den Hintergrund von Boccaccios berühmtesten Werk, »Decamerone«, in dessen Rahmenhandlung sich junge Leute auf der Flucht vor der Pest Geschichten erzählen. »Il Decamerone« entsteht zwischen 1348 und 1353 und macht seinen Autor weltberühmt.
Bei Francesco Ordelaffi in Forlì zu Gast.
1350
Er lernt den berühmten Dichter und Humanisten Petrarca kennen.
1351
Boccaccio wird zum Stadtkämmerer von Mailand ernannt und reist als Gesandter zu Ludwig dem Bayern.
1353
»Decamerone« erscheint (gedruckt 1470).
1354
»Il corbaccio o laberinto d'amore« (»Corbaccio oder Das Liebeslabyrinth«) ist eine frauenfeindliche Satire.
1359
Er begründet am Studio Fiorentiono den ersten Lehrstuhl für Griechisch.
1360–1374
»De Claris Mulieribus« (»Über berühmte Frauen«).
1362
Nach einer Begegnung mit dem Mönch Ciani sieht Boccaccio die weltlichen Wissenschaften im Widerspruch zur Religion und zieht sich auf sein Gut in Certaldo zurück, das er nur für einige diplomatische Missionen und Vorlesungen über Dantes »Göttliche Komödie« verlässt.
1363
Er reist nach Neapel, weil ein dort ansässiger Freund ihm seine Vermittlungsdienste bei dem Vorhaben, Königin Joanna von Neapel als Mäzenin zu gewinnen, zusagt. Nachdem der Plan fehlschlägt, wendet sich Boccaccio an Petrarca, der sich zu jener Zeit in Venedig aufhält. Petrarcas Anerbieten, ihn aufzunehmen, lehnt Boccaccio jedoch ab und kehrt auf seinen Landsitz in Certaldo bei Florenz zurück.
1373
Er ist ein großer Verehrer Dante Alighieris, dessen Werk er als Professor in Florenz deutet.
1374
Diesen ersten Lehrstuhl zur Erklärung von Dantes »Göttlicher Komödie« muss er jedoch aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands aufgeben und die Vorlesung abbrechen.
1375
21. Dezember: Er stirbt auf seinem Landsitz bei Florenz unter großer Anteilnahme seiner Zeitgenossen im Herkunftsort seiner Familie.
Buchempfehlung
Der aus Troja zurückgekehrte Agamemnon wird ermordet. Seine Gattin hat ihn mit seinem Vetter betrogen. Orestes, Sohn des Agamemnon, nimmt blutige Rache an den Mördern seines Vaters. Die Orestie, die Aischylos kurz vor seinem Tod abschloss, ist die einzige vollständig erhaltene Tragödientrilogie und damit einzigartiger Beleg übergreifender dramaturgischer Einheit im griechischen Drama.
114 Seiten, 4.30 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
456 Seiten, 16.80 Euro