Schon erschienen am Sonntagmorgen auf den Gipfeln der höchsten Berge die Strahlen der aufgehenden Sonne, jeder Schatten schwand, und man erkannte deutlich die Dinge umher, als die Königin mit ihrer Gesellschaft aufstand. Erst gingen sie ein wenig im tauigen Grase umher und besuchten dann um die Mitte der zweiten Tagesstunde ein nahes Kirchlein, hörten dort den Gottesdienst und begaben sich hierauf nach Hause zurück.

Nachdem man fröhlich und heiter gespeist hatte, sang und tanzte man eine Zeitlang, worauf sich mit Urlaub der Königin zur Ruhe niederlegen konnte, wer da wollte. Doch als die Sonne bereits den Mittagskreis überschritten hatte, eilten alle, wie es der Königin gefiel, sich an dem schönen Springbrunnen zum gewohnten Erzählen niederzusetzen, und auf Befehl der Königin begann Neifile also:

Quelle:
Boccaccio, Giovanni: Das Dekameron. München 1964, S. 590-591.
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