15.

[26] Ich Glücklichster der Glücklichen! Derweil die

Welt sich um sich selbst in Dummheit dreht

Und jeglicher auf seine Art dem Heil,

Das offenbar liegt, aus dem Wege geht;

Derweil der Mönch den eignen Leib kasteit

Und wähnt, daß ihn der Himmel einst entschädigt

Für die auf Erden wundgeriebnen Knie –

Derweil der Pfaff vom Jenseits prophezeit,

In frommer Wut den Leuten Dinge predigt,

Von denen er so wenig weiß wie sie:

Knie ich zu meines Mädchens Füßen nieder

Und schreibe meine wonnevollen Lieder

Aus ihren Augen ab. Es perlt der Wein

Zuneben mir im funkelnden Pokale;

Ich schlürfe ihn in vollen Zügen ein

Und denk': es ist in diesem Erdentale

Bei Lieb' und Wein ein paradiesisch Sein!
[26]

Quelle:
Friedrich von Bodenstedt: Die Lieder des Mirza-Schaffy von Friedrich von Bodenstedt, Leipzig [1924], S. 26-27.
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