Das III. Capitul.

Vom vnderscheid / so sich zwischen Guten vnd Bösen Geistern erhelt.

[16] Wir haben darobē im Ersten Capitul zuerkennen geben / das der jhenige ein Zauberer oder Hexenmeister sei / d' sich bemühet / durch Teufelische mittel zu etwas sonders vorhabens zugelangē. Nach gehends im andern nun vorgehenden Capitul haben wir von der Vereinigung vnd Zupflichtung der Geister zu den Menschē gehandelt. So muß man nun folgends den vnderscheid eines Geistes vom andern erkůndigen /damit man die Kinder Gottes von den Zauberern vnnd Hexen erkenne / vnd vnderscheide.230 Welches dann wol von nöten thut: auff dz die augenblendung des Liechts / vnnd der schein der Frommkeit / sampt dem glantz der Religion / welcher der Teuffel zu betrug vnd äffung der Leut offt gebrauchet / endecket vnnd hingenommen werde.

Die alten Griechen vnd Latiner haben dises ermercket / daß gute vnn böse Geister seien / deren die einen sie Eudæmones, oder Wolfahrtgeister / die andern Cacolæmones, oder Vnglückgeister / Alastores oder Peiniger / vnd Palamæos oder Blutschuldrecher / die Latiner Lemures, oder Haußrummorer vnd Poltergeister nennen.231 Welches die vnverständigen nicht können vnnd die Rochlosen nicht wöllen glauben /vnd die Zauberer / so sich gar frommlich anstellen /damit sie den argwon jhres bösen handels von sich abwenden / zu eim schein wol verspotten / aber mit der that der sachen sich wol verständig erzeigen.

Wir haben Exempel genug / daß der Teuffel sich ernstlich bemühet / die werck Gottes nachzuäffen /gleich wie wir von des Königs Pharaons Zauberer inn der Bibel lesen.232 Auch lesen wir / das die bösen Geister von alters her betrogen vnnd verfůhrt haben: gleich wie sie noch heutiges tages darinnen fortfahren: Vnd dasselbige auff zweierley weiß / auf eine offentliche vnn außtruckliche / mit außgetruckten Pacten /vergleichungen vnnd gedingen / darzu sich allein die gröbsten vnd einfaltigsten / vnnd gewonlich die Weiber gern finden vnd einlassen. Auf die ander weiß /geschichts / wann sie auch Tugendhaffte / fürsichtige vnd gescheide Leut / vnd die guts geschlechts vnnd herkommens sind / durch Abgötterey vnnd vnter dem schein der Religion verführen.233 Als da der Sathan /damit er die anruffung von dem waren Gott auf sich möchte verwenden / seine Warsagungen / Oracula vnd Prophetische bescheid vnnd Antworten durch niemand anders geben vnnd ergehn liese / dann durch die / so Jungfrawen vnd vnbemähliget waren / vnn die zum Gebett / welchs sie zu dem Appolline vnd andern dergleichen Göttern thaten / stäts andächtig fasteten: Welches dann der Teuffel also artlich hat wissen forzusetzen / das auch inn den newen Occidentalischen Insuln / längst zu vor ehe sie die Spanier beherrscheten / jre Priester stäts viel fastens vnd bettens triben /vnnd inn Processionen jhre Götzen in Panieren herumb trugen / auch zu ehren jhren Abgöttern lieder sungen: Vnd darauff gleich mit einem bösen Geist besessen wurden / dauon sie dann anfiengen / wunderding zusagen vnd zuerzehlen: in massen wir in den Historien des Occidentalichen Indierlands lesen: Auch pflegten jhre Priester durch vnd durch sich nit zu verheurhaten / außerhalb die / so die Sünden bekantnuß verhörten / vnnd den Beichtenden die Buß aufflegten: Deßgleichen dorfftē sie bei straff der züchtigung nichts auß der Beicht offenbaren / vnd fasteten sehr offt: Sonderlich wann man die Ernd einmachen / oder Krieg anfangen / oder jhren Gott / das ist den Teuffel / anreden wolte.234 Ja auff das sie desto mehr verzuckt wůrden / thaten sie die Augen zu: etliche blendeten sich selbst / vnd opfferten jren Abgöttern Menschen vnn allerhand Vieh[17] vnd Thier.235 Auch hat es vil Frawenklöster / welche von verschnittenē entmandten Leuten / so auch Nasen vnd Meuler abgehauwen hatten / sehr fleissig verwart wurden / mit getroeter leibstraf / wo jemands zu nach theil seiner Ehren sich vergriffe: gleich wie mans auch mit den Heydnischen Fewrhüterin oder Vestalen zu Rom hat gehalten. Weiter welche Priester werdē wolten / die kleideten sich in weiß / vnnd sönderten sich sampt andern Priesteren ab / brachten vier oder fünff Jar inn den Wälden zu / ehe sie daß Priesterampt zuuersehen anfiengen. Vnd den grösten Gott / den sie anbetteten war die Sonn / welche sie Guaca nanten / vnnd Paniacaua der Sonnen vnd des Mons Sone.236 Dise gantze Histori / wie sie hie erzehlet ist / ward also im gesessenen Judischen Rhat vor dem König auß Hispanien erzehlet.

So ist auch gantz kundbar / das die Amorrheer vnnd andere Völcker / welche Gott der Herr vor seinem Volck Israel auß dem gelobten Land vertriben vnd auß gerottet hat / sich auch in dergleichē Zauberwerck vnd Abgöttereien geübet / vnn gleichsfals den Teuffeln die Menschē geopffert / mit jhnen Sprach gehalten / sie angebett / vnd sonderlich die Sonn hoch verehret haben: welche sie deßhalben von wegen fůrtrefflichkeit den Bahal nantē / das ist / Den Herrn.237 Daher daß wort Bahalzebuf kommen /welchs so viel laut als Muckenhert oder Fliegenfůrst: Dieweil man in seinem Tempel keine Mucken gefunden: Gleich wie man auch von dem Pallast zu Venedig sagt / daß keine Flieg darinnen zu finden / vnd von dem Pallast zu Toledo, das nur ein eintzige Flieg darinnen zusehen sey.238

Welches dann nit frembd noch new ist. Dann wir lesen / das bei den Cyrenaicis wann sie dem Acaron, dem Gott der Mucken / vnd die Griechen / wann sie jrem Iupiter, mit dem zunamen Myiodes, das ist /Fliegecht oder Muckartig / geopffert habē das gleich alle Mucken in einem gewölcklin daruon geflogen seien: Inn massen im Pausania in Arcadicis, vud im Plinio im XXIX. Buch / am VI. Cap. zulesen. Auch sicht man noch heut / dz manche Hexē oder Zauberer mit sonderen beschwerungen alle Schlangen auß einem Land verbannen. So soll es derhalbē niemand wunder nemmen / wann auch jhr Meister der Sathan der Bremenheld so meisterlichen grossen gewalt kan erzeigen / das er alle Fliegen vnn Mucken scheichen vnd verjagen kan / vnd auß einem Morgensternigē Lucifer erst ein Muck enscheicher vnd Fligenjäger wirt.

Aber belangend diß von Venedig vnn Toledo /wann es war ist / wie man daruon sagt / so ist zuglauben vnd zu vrtheilen / daß etwa im Pallast vnter einer Seulen ein Bild oder Götz vergrabē lige: Gleich wie man seid etlichen Jaren her in einer Statt in Egypten befunden hat: Allda sich kein Crocodil nimmermehr sehen ließ / gleich wie in anderen Stätten am Fluß Nilo gelegen / dieweil vnter der Seulen des Tempels ein Pleiener Crocodil vergraben lage.239 Welchen hernach Mehemet Ben Thaulon hat verbrennē lassen: Dessen die Einwoner sich sehr beklagten / für gebend / das sie seidher die Crocodilen sehr geplagt hetten.240 Ezechias der König in Juda / hat vmb gleichmäßige vrsach die Ehrinē Schlang darmit man sie nicht mehr anbettet / verbrennen lassen.

Man mag noch im dritten Buch des Rabi Moses Maymon die Ceremonien vnd Opffer der Chaldeer lesen / welche er auß dem Buch Zeusit (so dieses Volcks Ceremonienbuch oder Agend war) gezogē hat: Darinn man bemach eben dergleichen Opffer / Betten / Fasten / Däntz / Processiones / gleich wie in den Occidentalischen Insuln preuchlich gewesen / mag finden.

Auch waren die Baals Priester gleichs falls Propheten / die sich von der Welt absönderten / vnn in Rauchfarb gekleidet giengen / welches die scheutzlichst farb ist / vnnd daher nanten sie sich Camarin, villeicht vom Cämmerlin vnd seim Camin.241

Vnd des sich sonderlich zu befrembden / so sicht man auß oberzehltem / das die in den Inseln gegen Occident eben dieser meinung von der Sonnen oder Apollo waren / deren die Amorrheer / Griechen vnn Latiner / daß er ein Gott des Propheceiens seie.242 Welches dann genug anzeigt / daß der Teuffel alle vorgedachte Völcker diese schöne geschwetzige kunst gelehret habe.[18]

Auch selbst Ochozias der König inn Israel / so der gröst Zauberer zu seiner zeit gewesen / als er vom Fenster herab gefallen hat gleich seine Gesandten zu des Bahals oder der Sonnen Tempels abgefertigt / zu erkůndigen / ob er deß falls widerumb auffkommen werde: vnd als der Prophet Helias jhnen entgegen kommen / vnd erfahren gehabt / wo hinauß sie begerten / sagt er zu jhnen / Hat es dann keinen Gott im Himmel / welchen man vmb Rhat befragen könt?243 Saget dem König / er werde des Lägers nit auffkommen.

So soll man sich nun nicht verwunderen / daß die Völcker gegen Nidergang der Sonnen vnter dem schein des Bettes Fastens / Opfferens / Bettfahrten /Kirchgäng vnnd Pröpheceiung / vom Sathan sein verfůhrt worden / demnach doch die Völcker im Gelobten Land / in Palæstina, in Griechenland vnd Italien keine andere Religion hatten / noch etwas anders höher vnd ehrwůrdiger hielten / als eben den obgedachten Abgottsdienst.

Vnd so man sagen wolt / das die Weisen vnd Klugen demselbigen kein glauben zugestelt hetten: So find man darwider / daß die allerweisesten Philosophi dises für ein gewiß vnd Göttlich ding haben gehalten.244 Dann wer ist vnter allen Philosophis meh Diuinus oder Geistreich gewesen dann Plato? Nicht destweniger / als des Apollinis Warsagergeist oder Oraculum den fragenden Athenern zur Antwort gegeben / die Pestilentz werd in jhrer Statt nicht auf hören / es werd dann sein Altar der aller Sinnrechnung nach viereckecht war / getoppelt: da hat Plato / so der gröst Geometer Gäumesser vnnd Außcirckler damals gewesen / nach dem er mittel vnnd weg gefunden gehabt /den Altar Physicisch vnnd grob vnn greifflich zudoppelen / zu den Athenern gesagt / Gott hab jnen die aller schwereste Frag auffgeben / die inn der gantzen Geometry oder Bodenmeßlichkeit zufinden vnnd noch nie nit demonstrirt sey worden / sie dardurch von der Gelt vnnd Ehrsucht / vnnd den vnerbaren bösen Gelüsten abwendig zumachen / vnnd zu eusserlicher vnd jnnerlicher Anschawung vnd betrachtung der Intellectualischen oder Klugmachenden im verstand bestehenden sachē / vnd Gottes wunderbaren Wercken zumanen vnd anzuziehē.245 So meistlich hat der Teuffel dieses grosse sterben zu seinem vortheil wissen zu brauchen / dardurch sein Apollisch (aber nicht Apostolisch) Vorsagen in ein grösser ansehen zubringen.

Nach dem Platone / ist Iamblicus der Egyptier zu des Keysers Iuliani des Abtrinnigen / vnd von der Christlichen Religion abgefůhrten Mammelucken zeiten / fůr den höchsten vnd Geistreichesten gehalten worden: Welchen auch Porphyrius / (den man von wegen fürtrefflichkeit den Philosophum genant) fůr seinen Lehrmeister erkant gehabt: Nicht desto weniger ficht man in seinen Bůchern von den Mysterijs (welche gantz vertolmetscht zu Rom getruckt seind /vnd nicht in dem vberblibenen Fragment des Marsilij Ficini vorhandē) daß er der jenigen Gottlosigkeit verwirfft /246 welche Bilder vnd Characteres / schrifften / Figuren / Bildungen Buchstaben vnn Gribus Grabus machen zu propheceien: vnd beschließt /247 das die Prophecey nicht natürlich / sondern die gröst Gaab Gottes sey /248 Vnd solch Gaab von niemand dann von Gott herkomme / vnd dem jenigen bescheret werde / der ein gereinigte Seele hat. Vnd daß noch mehr ist) so verwirfft249 er der jenigen meinung / die da vermeinten / die Gaab der Prophecey zuerlangen durch mittel der Geister / so die alten Dæmones παρέδρους, das ist / Betsitzende oder Beirhätige Geister nanten / vnd inn den Ringen / Gläseren oder Gefässen trugen (Dergleichen Demonischē Geist Simon der Zauberer soll gehabt haben) Vnnd gleichwol sagt er /250 daß die Prophecey zuerlangē sey / durch Hydromantiam oder Wasserzauberung / Lithomantiam oder Steinbeschwerung / Actinomantiā oder Strämsegnung / Xilomantiam oder Holtzwarsagung / Rabdomantiam oder Rutenwarnung / Orneomantiam oder Vogeldeitung vnn Alphitomantiam oder Mälweissagung: Vnd verwundert sich / wie die Götter so weit sich ernideren /251 daß sie jre Göttlichkeit in speiß vnn kosten legen. Darabdoch Porphyrius grossen zweiffel trug / vnnd befihlet in allen gedachten sachen die[19] Göttliche krafft der Götter anzuruffen.

Aber wir wissen / wie Gott alle diese Heydnische Grewel verflucht hat / vnd in sonderheit verbotten /keinen gebildetē oder gezeichneten Stein / oder lapidem Imaginationis, oder Insignitum lapidem, das ist ein gezeichnete Seul zusetzē.252 Der Chaldeisch Tolmetsch hat es geben für lapidē Adorationis, für einen Stein des Anruffens oder Anbettens / oder Angeruffenen vnd Angebettenen Stein. Welches sonst andere viel ohn sondere erwegung für ein jeden schönen außgehawenen Stein vnnd Bildstock verstandē vnn außgelegt haben.

Vnd eben gedachter Iamblicus schreibet /253 die Seel werde bißweilen durch die Gottheit dermassen auß dem Menschen verzuckt / daß der Leib vnempfindtlich oder vnfůhlsam bleibe / vnnd weder streich noch stich fühle. Vnd bißweilen werde die Seel vnd der Leib verzuckt / welchs er Ecstasin nennet: Inn massen solchs den Hexen gewonlich widerfehret / die mit dem Teuffel eine vergleichung getroffen haben / vnd biß weilen im Geist verführet oder verzuckt werden / da doch der Leib vnempfindlich bleibet: Bißweilen aber mit Leib vnd Seel verzuckt werden / wann sie bei nacht zu jren versamlungen fahren: wie solchs durch vil faltige Proceß / in massen folgē wirt / kundbar worden.254

Vnd nicht desto weniger / nach dem Iamblicus gemerckt / das die bösen Geister offt an statt der guten Geister kommen / so sagt er / das die Theurgia, oder die vnzimmlichen vnd nit gebürlichen Opffer / so nur zur Zauberey / Warsagung vnd Abgötterey getriben werden / den Göttern mißfallen / vnd als dann die bösen Geister an statt der Götter den Menschen bekommen vnd erscheinen.255

Daher Porphyrius, wiewol er ein abgesagter Feind der Christē gewesen / sagt das alle die Götter der alten / böse Geister so er Cacodæmones nennet / gewesen seien.

Aber Iamblicus hat viel gründtlicher von diesen sachen geschriben: Dann er ein solchen verstand vnd vrtheil gehabt / daß er für den Heiligsten vnd fůrnemsten zu seiner zeit gehalten worden.256 Also daß wann jhme der Keyser Iulianus Apostata geschriben /inn seinen Brieffen an jhne mehrmals diese vberschrifft gemacht hat / dem Hohen fůrtrefflichen Iamblico, oder Iamblico magno.

Gleichwol wie Hochsinnig er gewesen / ist jhme doch / nach dem Sprüchwort von Hohen Leuten /nicht ein kleine Thorheit widerfahren.257 Dann als er sampt seinen Gesellen durch Alectriomantiam oder Hanen vorsagung erkůndigen wöllen / wer nach dem Keyser Valente Keyser werde / vnd der vorsagend Han dessen Nachkommenen Namens erste Buchstaben / nämlich ΘΕΟΔ, offenbart gehabt / vnd dessen der Keyser Valens verständigt worden / da hat er vnzahlig vil Zauberer / Schwartzkünstler vnn Vorsager lassen tödten: Alldamals dann Iamblicus, darmit er diser schmählichen peinlichen Straffe möcht entkommen / sich selber mit Gifft getödtet hat.258

Aber damit nur genugsam erscheine / daß die geschwindesten klůgsten Köpff / vnn die Heyligsten Leut / offt seien betrogen vnd verführt worden / vnnd daß die schärpffest vnd stärckest Zauberey vnd Hexenmeisterey / mit dem Deckmäntelin der Fromkeit vnnd sonderer Heiligkeit sich vermumme vnn beschöne / so wöllē wir hernachgehends darthun / daß die Anruffung der Teuffel (welcher die Abscheulichsten vnd grewlichsten Hexen vnd Zauberer heutigs tags sich behelffen) voll angenommener Schein heiliger äusserlicher Gebärden / wort vnnd werck seie / als der sonderbarē gefaßten Gebett / der Fastentag / des Kreutzbildes / der Altarheiligen vnd der Meßostien /welche stuck sie gemeinlich zu jhren vnheiligsten Sachen pflegen zu verunheiligen vnnd zu mißbrauchen.259

Ja es ist nicht sehr lang / da war zu Blois eine Hexen / welche / darmit sie ein Weib / so verzaubert worden / vnnd deßhalben kranck vnd Bettriesig ausserben / vnnd wie ein Liecht außzünden mußte / möchte heilen vnnd fristen / eine Meß vom Heiligen Geist zu Mittnacht inn vnserer Lieben Frawen Kirch des Aides, oder zur Hůlffmärgen halten liesse / vnnd sich nachgehends nach der länge vber das kranck Weib streckte / vnnd etliche Wort darüber murmelte[20] / darvon sie gleich gesund worden.260

Darauß dann offenbar / daß der Sathan sie solche Ceremonien gelehrt gehabt / zu verspottung oder verklemerung der Geberden des Prophetē Helie / welche er brauchet / da er den gestorbenen Sohn der Sumanitischen Witwen durch Gottes krafft von den Todten aufferweckte.261

Aber diß ist darbei zumerckē / daß zwen Monat hernach / die vorgedachte Fraw / welche die Hexin geheilt gehabt / widerumb kranck sei wordē / darob sie gestorben: vnn als die Hexin deßhalbē zu Red gestellt worden / hat sie sich darmit beschönt / sie habe zu viel geredt: In massen ich solches von dem M. Hardovin / Wirt zum Lewē zu Blois vernommen. Dann sie hab gesagt / die Hexin / die sie verzaubert hat / hab dz Loß oder Heilung einer an deren gegeben: welchs dann beidē Hexen / so sich der Artznei annemmen / sehr gemein ist / wie hernach soll gedacht werdē.

Ja der schön Beschirmer der Hexen / der vns zu diesem schreiben veranlaßt / hat solche Scheinheilige Beschönung nicht bergen können / da er vnder anderem / als er die Circul / kreiß / kreutz vnnd seltzame vngehewre Figuren vnd Buchstaben (die ich hie einzumengen vnterlasse /) zu findung der Schätz beschrieben vnd gesetzt gehabt / da schreibt er vnter anderem auch / daß man im mitteln Schätz graben auch folgende Psalmen sprechen solle.262 Als De profundis, Deus misereatur nostri, etc. Pater noster, Aue Maria, etc. A porta inferi, Credo videre bona Domini, etc. Requiem æternam, etc. vnn darauff folgends Meßlesen.263 (Ja es schreibet auch der Hochgelehrt Herr Ioannes Goropius Becanus, Historicus der Statt Antorff / in seinem Buch von der älte vnn herrlichkeit der Teutschen Sprach / welches er Hermathena nennet / daß er einen alten geschribenen Psalter inn Italien gesehen / darinnen bißweilen ein gantzer Psalm / bißweilen etliche Gesetz mit Roter Dinten vnterstrichen / vnn darbei geschriben geweßt /zu welchem prästen / glück oder vnglůck ein jedes /so Rubro signirt / dienen vnnd helffen könne / Also daß auch ein theil eins Psalmen ist zu der Pferd Huffschwirung / vnd andere stůck / so mans spricht / fůr andere Roßartzney heilsam angeben worden.264 Der jenig / so solcher Gottslästerlicher weiß den Psalter verstelt / ist viel weniger zuenschuldigen / als der alle Psalmen von dem Messia auff seine Gebärerin / die H. Jungfraw Mariam verwendet hat.265

Ja darmit dise Zauberische Schrifft verfälschler noch zu etwas anderer sachen / die ich zu melden hie vnterlasse / mögen gelangen / so pflegē si auff vier Täffelein / mit Jungfrawen Pergament vberzogen / zuschreiben / Omnis spiritus laudet Dominum, vnnd hencken es alsdann an die vier Mauren des Hauses.266 Vnnd auff daß sie noch andere gewisse Schelmerei / die ich vngemeldt laß / verrichten mögen / so sprechen sie den hundert vnd achten Psalmen.

Vnd daß noch mehr ist / im Jar M.D.LXVIII. als die Italiäner vnn Spanier ins Niderlād zogē / führtē vnn trugē sie gātze gepäcklein vnn büchlein voll Zauberei / Segen vn Beschwerungen mit sich / die man jnen für allen vnfall mit zutragen gegeben hatte.267 (Da zogen ja die Cananiter / Pheresiter vnnd Amorriter wider die vn Cananitischen / vnn Amorritische ins gelobt Land.)

Gleich wie etliche Teutsche das Nothembd gern pflegē bei jnen zutragē / welchs doch auff eine gar abschewliche weiß zubereitet wird: wiewol es mit vnseglich viel Kreutzen genug zugeht / daß ichs hie zubeschreiben vnvonnöten achte.268

Vnd zu gleichem fall beschreibt vnd will ein namhaffter Zaubermeister / (der nicht werd ist / daß man jhn nenn) daß man vmb beruffung der Bösen Geister /fürs aller erst Fasten / vnn darnach eine Meß vom Heiligen Geist soll halten lassen.269

So ists derwegen nicht so eine leichte Sach / den Zauberern auff die Spur zukommen / oder sie von andern frommen Leuten zu vnterscheiden: vnnd dassel big noch viel minder bei den Alten / weder heut zuerkennē. Wiewol alle Völcker / vnn allerlei Philosophi /wie trennig sie auch sonst in andern Lehrstucken waren / dannoch einmütiglich die Zauberer vnn Vnholdē verdammet habē: In massen S. Augustin darvon redt / Sectas omnes Magiæ pœnas decreuisse:270 Vnn Seruius als er vō dē Römern schreibt setzt auch /daß sie stäts die Beschwerer vnd[21] Zauberer gescheucht vnd gestrafft haben. Wie dann solchs auß den Gesatzen der xif. Tafelen / vnd jhren Pandectis oder Digestis271 genugsam erscheinlich: Vnd gleichwol waren alle jhre Oracula, oder Befragungen vnnd Vorsagung der Geister / die sie fürs Heyligst hielten / nichts anderst dann Zaubereien / Innmassen wir es hievor erklärt haben / vnd hernach noch weiter insonderheit stuckweiß erklären wöllen.

Vnd daß man dann sagen wolt / man můßt das Gemerck der guten vnnd bösen Geister auß jhren guten oder bösen Händeln abnemmen vnnd vrtheilen / das ist wol war: Aber hieran ligt die beschwerlichkeit /welches dieselbigen guten werck seien. Dann ob wol das fasten / Betten vnnd Anruffen / die Reynigkeit vnnd Keusheit / die einsamkeit vnd Eingezogenheit /die Contemplation oder besondere ergebung auff betrachtung vnnd erwegung hoher sachen / sampt dem heylen vnnd rahten der Krancken / fůr sich selbst gute Werck seind. Jedoch wann sie zu ehren dem Sathan /einem Bild oder Götzen vnnd zu erkündigung der Vorsagungen zukünfftiger oder verschiener sachen /angewendt vnnd gebraucht werden / so ist es so weit fäl / daß diese Werck gut sein solten / daß sie auch viel mehr Teuffelisch / verflucht / vnd ein verdampter Grewel vnn Fluch sein vnd heissen.

Nun erscheint aber durch die alten Historien der Heiden / welche die Beschwerer / Zauberer Wettermacher (dann diß wort braucht das272 Gesatz) pflegten zuverdammen / daß sie gleichwol vorgedachte Grewel triben / Auch selbst die Amorrheer im Gelobten Land / vnd die Indianer zu vnseren zeiten.

Wol war ist es / daß etliche mit sonderem vorsatz gutwillige Zauberer vnnd Hexen gaben. Noch ist diß das ware gemerck nicht / sonder die rechte prob allerley geschlecht der Zaubererei verwandten zuerkennen / ist nemlich diß: das Gesatz Gottes / welches gleichsam augenscheinlich vnn greifflich voraugen stellt vnd in die Händ dargibt / was vnd wer ein Zauberer /vnnd was vnderscheids zwischen guten vnnd bösen Geistern seie.

Dann im Gesatz Gottes / seind alle Zaubereistück vnn Sortilegia außtrucklich verbotten / vnd in mancherley arten benent vnd specificiert: welche fein anleitlich zuerkennen geben / daß auch alles ander Zauber vnd Hexenwerck / so disem angleichet / gleiches falls verbotten seie.273

Vnnd da muß man sich nit mit dem jenigen auffhalten lassen / was der Juden Historicus Josephus im achten Buch seiner Antiquiteten anzeucht / daß der weisest König Salomon die Kunst die Geister zu beschwören erfunden habe.274 Dann es nicht wol gläublich / daß solches von jhm inn H. Schrifft zumelden wer vergessen worden / demnach doch die geringsten ding von jhm nicht sind verschwigen blieben: Auch zu dem / weil inn allen seinen vns zugestandenen Schrifften / nicht ein eitziger Puncien von dergleichen sachē zufinden. Man wölle dann den Weisen Salomon zu eim Scribenten vnnd Authore diser verfluchten abschewlichen Bücher machen / welche die Zauberer vnter dem Namen des Salomons vmbtragen. Vnd es mag sein / daß der Historischreiber Josephus gleich so wol als der Syrisch Philosophus Iamblicus hierinn sei verfůhrt worden.

Dann erschreibt / daß in beiwesen deß Keysers Vespasiani, ein Jud / mit namen Eleazar, als er mit einem Ring / eins Teuffels besessenen Menschē Nasen angerührt / durch krafft einer Wurtzel / die inn dem Ring gesteckt / vnd vom Salomon / wie er sagt /gewisen sei worden / hab gemacht / daß der böß Geist habe weichen müssen.275 Welches ein schandlicher vnnd schädlicher Irrthumb ist (Wiewol jhren vil der meinung seind / als ob es das Kraut Squilla oder Mörzwibel sei: vnd darumm hencken si es zu eingang der Häuser / darmit die bösen Geister vnn Gespenst damit zuvertreibē: Gleich wie auch solchs der ältest Philosophus Pythagoras abergläubig gerahten / vnn der zu vnserer zeit berümbt Medicus Hieronymus Bock inn seinem Kreuterbuch nit gar will widerrahten).276

Seiteinmal kundtbar / daß wo ein Zauberer oder Hexin nur das Pulfferlein darvon in einen Schaaffstall leget / daß gleich das Viech darvon stirbt / wo es Gott nicht sonderlich bewaret: (gleich wie auch die[22] Wurmkrämer ein Rattē Aaß / die Mäuß darmit zutöden /wissen darauß zubereiten / daher es auch seinen Namen Maußzwibel bekommen.)

Ja zu gleicher weiß / wie der Sathan zuzeiten den Menschen vnd dem Viech so verzaubert worden /durch mittel seiner Diener vnnd Dienerin / der Zauberer vnd Herin / hülff vnnd Raht thut (doch also daß er stäts das Zaubermittel einer anderen person zustellt /darmit er nur nichts verliere / inn massen hernach gemeldt soll werden) Also schafft er auch offt / daß durch seine Teuffelische Mittel / von besessenen Leuten die Bösen Geister außfahren: Gleich wie der obgedacht Jud / von welchem Josephus schreibt / durch seinen Ring gethan.277 Darinnen gewißlich keine Wurtzel / sonder viel mehr ein böser Geist gesteckt /durch dessen macht vnd vbereinkommenden verstand der ander Geist ist außgewichen / auff daß man nur an den Zaubereien vnnd Abgöttereien / mit denen der Sathan die alberen vnverständige Leut pflegt geplendt auffzuhalten / glaubhafft bleibe behangen.

Vnd so man dargegen wolt einwenden / kein Wolff freß dē anderen / kein Kräh pick der anderen die Augen auß / vnnd kein Teuffel treib den anderen auß /so ist diß die Antwort darauff / daß des Sathans Reich inn diesem fall darumb nicht getrennt oder zweyig sei / vnnd deßhalben jhme hierauß ein abbruch widerfahre: Sondern vil mehr wirdt es dardurch befestigt vnd fortgesetzt / vnnd die Abgötterey durch solche Miraculn nicht gestürtzt sondern geschůtzt vnnd gestůtzt.278 (Wie auch Christus vom Jüngsten tag vorsagt / daß falsche Propheten auffstehn werden / vnnd grosse wunder vnd zeichen thun / darmit sie auch vnderstehn werden / die ausserwehlten zuverführen. So schreibt Paulus auch zun Thessalonichern. Des Satans wirckung geschicht mit lugenhafftigen kräfften /zeichen vnnd wundern / zur verführung deren so verlohren sollen werden.)

Wiewol man ohn abbruch voriger meinung mit dem S. Augustino nicht so gar vngeschicklich zugeben könt / das kein Teuffel den anderen vertreibe /noch einer den anderen zuschanden mache vnd stürtze / gleich wie gemeinlich ein Bößwicht dē andern pflegt hinzurichten vnd auffzureiben: vnd solches durch Göttlichen willen / inn massen im Jeremia gedacht wird / Vlciscar Inimicos meos per Inimicos meos, Ich will mich an meinē Feinden durch meine Feind rechen.279 Vnd so die frommen offtmals die frommen bekriegen / folgt viel füglicher / das die bösen vil mehr die bösen durch Krieg plagen / vnnd ein Teuffel den anderen anfechte.

Nun lesen wir aber in dem Propheten Daniel / daß die Engel Regierer vnd Führer sind der Keiserthumb /Königreich / Fürstenthumb vnd Regiment / vnnd wider andere Engel / so andern Regimentenn vor vnd beistehn / in stätem streit ligen vnd kriegen.280 Dann der Engel Gottes sagt zu Daniel / / daß der Engel Michael / des Jüdischen Volcks vorsteher oder Fürst /jhm wider dē Engel der Perser zu hülff seie kommen.281 Gleichwol will ich die Außlegung dieses orts allzeit dē Schrifftverständigern befohlen vnd heim gestellt haben.

Also hat auch Gott am Himmel gegen einander lauffende Bewegungen geschafft vnnd geordnet / auch vngleiche würckung in der Planeten vnd Sternen /vnnd widerstrebende Element / Ja durch die gātz Natur eine Antipathiam oder Gegenartung vnd widerwillen zu einem theil / vnn eine Simpathiam oder zusammenmutung zum andern theil angesehen: vnd gleichwol in zwischen dieser widerwertigkeit vnd lieblichen holdseligem streit vnnd widersinnigkeit /besteht die Harmony vnd in einander gestimpte zu sammen fügung vnn einhelligkeit der gantzen Welt.282

Aber die Confusion odes vermengung vnd verwickelung der guten vnd bösen Geister / ist daher auffkommen / daß die Newen Academici dise Maximā od' Hauptregel setzten / mā müßt den Himmel vnn die Erden / die Himlischen vnd Irdischen kräfften / vnn eins mit dem anderen vereinigen / kuppelen vnd verbinden / auff daß mā durch die Elemētarische vnn Himlischē mittel / die Göttliche krafft an sich bringe vnn ziehe.283 Besecht die hierumm Hypothesin oder den Grundsatz des Proculi, Iamlici, Porphyrij vnnd anderer Academischen Philosophen.284[23]

Von welcher gesatzter Regel man mit Warheit sagen mag / daß der recht Meister auff aller hand Teuffelische Kunst / dessen Bücher vnd Werh heut mit herrlichen Priuilegien durch den Truck außkommē / auff dieselbige alle seine Zaubereien / Beschwerungen vnd Anruffung der Teuffel gegründet vnnd gefundieret habe: Vnd vnangesehen der grossen Ergernussen / darmit gleich wie mit einer Pestilētzischē sucht die Regiment vergifftet werden / nicht desto weniger werden solche / Bücher mit der Potentaten vnnd Fursten befreiungen hin vnd wider getrucket / vnd offentlich verhandelt vnd verkauffet.285

Dann er flickt vnd stickt ein hauffen Characteres /Figuren / zeichen vnd Buchstaben zusamen / vnd eigenet dieselbigen den Geistern oder Dæmonien eines jedē Planeten zu: Vnd will / man soll dieselbigen verzogenen vnnd krumbgebogenen Planetenzeichen vnd seltzam Zauberisch gekrätze Buchstaben inn solche Metall graben / die jedem Planeten zugeeignet werden / zur stund wann sie inn jhrer Exaltation oder Verhöhung / oder in eim Hauß einer lieblichen anmůtigen Coniunction oder zusamenfügung sein.286 Vnd will alsdann ferrner / daß man auch ein Krant / ein Stein /vnn Thier / so desselben Planeten eigen sein / darbey soll haben / vnnd von diesem allem dem Planeten ein Opffer thun.

Auch bißweilen des Planeten Bildnuß im opfferen /oder die Hymnos vnnd Planeten lob des Zauberers Orphei aufftragen / mit welchen Hymnis der Printz von Miranda / vnter dem schein der Philosophy / gar zu vil sich hat bekůmmert vnn auffgehalten.287 Also daß er auch vngeschewet geschriben / des obgedachten Poeten Orphei Lobgesang / zu Ehren den Göttern vnn Planeten gedicht / haben nicht weniger krafft in der Magia, als die Hymni oder Lob Psalmen des Prophetischen Königs Davids in der Cabala / darvon wir an seinem ort reden wöllen.

Ja rümpt sich noch darbey / er hab zum allerersten die Geheimnuß der Hymnorū oder Götter gesang des Orphei entdecket vnd an tag gebracht: Sodoch der selb Orpheus, der Ertzhexin Medeæ Zaubereimeister vnnd Anweiser ist gewesen.288

Ja wann man die mehrgemelte Planeten lieder im grund erweget / seind sie allein dem Sathan zu Ehren erdacht: Darauff sich auch wol ziecht vnd reimpt /daß obangezogener Mirandischer Fůrst Picus darbey sagt: Frustra naturam adit, qui Pana non attraxerit: Man sucht vergebens Rhat vnnd Hülff bey der Natur /wa man den Pan auß der vnzahl der Götter nicht zum vortheil anziehet / vnnd zu sich pringet.

Nun durch eben dergleichen Mittel / hat auch obgedachter schöner Meister vnd Scribent der Planeten schrifften / seine Jünger in allerhand Abgötterey /Vnglauben / Gottlosigkeit vnn Zauberey angeführt. oder vil mehr verfůhrt.

Wiewol es scheint / als ob die Academischen Philosophi, von denen ich daroben geredt / solche Zauberschrifft auß vnwissenheit vnd Irrthumb auff guten glauben schlechts hinein brauchten / vermeinend / daß sie sehr wol vnnd gerecht daran weren. Aber der Agrippa vō Netteßheim / so sonst Edeles herkommens vnd in allerhand Erkantnuß oder Weißheitkünsten nicht nider erfahren geweßt / hat die obberührte Zauberzeichen auß eiteler vorsetzlicher Gottlosigkeit gebraucht.

Dann er ist der gröst Zauberer / so zu seiner zeit gelebt / die tag seines lebens allzeit geblieben.289 Vnnd gleich auff seinen Todt (wie der Comisch Bischoff Paulus louius,290 vnnd Philippus Melanthon, vnnd andere von jhme geschriben) hat man wargenommen / daß ein Schwartzer Hund / welchen er der Agrippa stäts seinen Monsieur vnd Herrn genendt /zu Lyon auß seiner kammer gangen / vnd in dem Fluß Rodano oder Rhosne sich vndergeduncket habe / vnd demnach forthin nicht mehr sey gesehen worden.

Aber wie gar ein Gottloß ding diß an denen sey /die das vnderst theil der Welt vermeinen mit dem obersten zuverbinden / vnn wie Picus mirandula sagt beide Welt ehelich zuvermählen vnnd zuvertrawen /(Vnter welchem scheinheiligen kleid sie doch die äusserst Gottlosigkeit verstecken) Ja vermeinen durch mittel der Kräuter /[24] der Thier / der Metall / der Zaubergeseng / der Planeten zeichen / jhrer Figuren vnnd Opffer / die Engel / vnd also erlaublich zureden / die kleinen Götter / vnnd durch diese den grossen Gott /den Schöpffer aller ding zu locken vnd an sich zuziehen: diß hat der HErre Gott inn seinem Heiligen Gesatz längst zu vor warnungs weiß zu erkennen geben /vnd gleichsam als dann mal verbotten / da er außtrucklich vntersagt / daß man keine Staffelen machen solt / zu seinem Altar zusteigen: sonder stracks fuß fůr jn kommen solte.291 Welchs / da es die Platonischen Philosophi nicht recht verstanden / haben sie durch mittelung der vntersten Geister vnd Halb Götter / die Obersten Götter zu sich ziehen wöllen / auf daß sie endlich auch den höchsten Gott zu sich bringen möchten.

So mögen wir nun sagen / daß die Platonischen vnnd andere Heyden / die durch ein einfalt jhres Gewissens / oder auß vnwissenheit den Iouem, Saturnum, Martem, Appollinem, Dianam, Venerem, Mercurium, vnd andere Halb Götter anrufften vnd anbetteten / vnd darneben doch Heiliglich vnd auffrecht lebten / mit Bitten vnnd Fasten / mit abbrechen jhrer Gelüst / Geitz / Ehrsucht / Geilheit / vnd mit übung vnd erzeigung allerley werck der barmhertzigkeit / gerechtigkeit / frommkeit vnd redlichkeit vnd sonst vntadelich / vnärgerlich vnd vnschädlich den Leuten wandelten / wol Abgöttisch gewesen seien / aber darumb keine Zauberer nit: gleich wie wir auch die jenigen mit diesem Namen nicht beschelten können / so inn gleichem jrrthumb stecken / ob sie sich auch schon hefftig bemůheten / zu könfftige ding durch Teuffeliche mittel zuerfahren / Angesehen / weil sie vermeinten / das sie Gott daran kein vnehr noch vngefallen theten.292 Vnd dieser vrsach willen haben wir zur beschreibung eines Zauberers gesetzt das wort /Wissentlich vnn Vorsetzlich.

Aber der jenig / so des Gesatzes Gottes kundig ist /vnnd weiß daß alle Teuffelische Warsagungen verbotten sein / vnd deß vngeacht / sie noch darüber braucht / dardurch etwas sonders zu erlangen / oder zu etwas anzukommen / der ist ein Zauberer.

So sicht man nun / daß diß daß gewissest Gemärck sey / darauß man den vnterscheid der guten vnnd bösen Geister / der Frommkeit vnd Gottlosigkeit vrtheilen kan / wann man achtung hierauff gibt / ob einer vmb außführung seines vorhabens vnnd geschäffts / sich zu den Geschöpffen wendet da er sich billicher zu dem Schöpffer kehren / vnnd von dem selbigen hülff vnd trost schöpffen vnd erholen solte.

Vnd dieweil kundbar / daß jhren viel mit den Vorsagungen mißbreuchlich sich einlassen vnnd vergessen / vnd also das böß für daß gut erwischen / so ist nun folgends vonnöthen / die Erklärung der Vor vnnd Weißsagungen / der vordeutungen vnn vormeldungen / der vorfůhlungen vnd vor empfindungen / der voroffenbarungen vnd vorlosungen / der vorrhätigkeit vnd Errhatungen / der vermutungen vnd mutmasungen /der Vorspuren vnd Außspůrungen / der vorgemerckten vnnd vormerckungen / der vorkůndigungen vnnd vorkundschafften / der vorwissung vnnd vergwissung / der voranungen vnd vormanungen jetzumal vorzunemmen.

Quelle:
Bodin, Jean: DE MAGORUM DAEMONOMANIA. Vom Außgelassnen Wütigen Teuffelsheer Allerhand Zauberern / Hexen vnnd Hexenmeistern / Vnholden / Teuffelsbeschwerern / [...] durch [...] Johann Fischart [...] in Teutsche gebracht [...]. Straßburg 1591, S. 16-25.
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