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[106] Alles Dings waren die Leütt etwan nit so schalckhafftig als jetz, sunderlichen die Landlüt. Uff ein Zeit kam Ulenspiegel geen Quedlinburg. Da waz zu der Zeit Marckt. Und het Ulenspiegel nit vil Zerung. Wie er sein Gelt gewan, so gieng es wider hinweg, und gedacht, wie er wider Zerung wolt uberkumen. Also saß ein Landfraw da zu Marckt und het ein Korp vol guter Hüner mit einem Han feil. Also fragt Ulenspiegel, waz daz Par gelten solt. Sie antwurt[107] ihm: »Daz Par umb zwen Steffansgroschen.« Ulenspiegel sprach: »Wollen Ihr sie nit neher geben?« Die Fraw sprach nein. Also nam Ulenspiegel die Hüner mit dem Korb und gieng gen dem Burgtor zu. Da lieff ihm die Fraw nach und sprach: »Kouffman, wie sol ich daz verston? Wilt du mir die Hüner nit bezalen?« Ulenspiegel sprach: »Ja, gern, ich bin der Äptissen Schreiber.« »Darnach frag ich nit«, sprach die Bürin, »wilt du die Hüner haben, so bezal die, ich zu Hoff bei Apt oder Aptissen nit zu schaffen haben wil. Mein Vater hat mich gelert, ich sol von denen nüt kouffen noch ihn verkouffen oder zu Borg geben, vor den man sich muß neigen oder die Kugel ab muß ziehen. Darum bezal mir die Hüner, hörst du daz wol!« Ulenspiegel sprach: »Fraw, Ihr seint von kleinem Glauben. Es wär nitt gut, daz all Kouflüt also wären. Es müsten die guten Stalbrüder sunst ubel gekleidet gon. Und damit daz Ihr des Üwern gwiß sein, so nemen hin den Han zu Pfand, bis ich Uch den Korb und daz Gelt bring.« Die gut Fraw meint, sie wär wol versorgt, und nam ihr einen Han zu Pfand, aber sie ward betrogen, wan Ulenspiegel bleib uß mit den Hünern und mit dem Gelt. Da geschahe ihr eben, als die under Zeiten ihr Ding allergnawest wöllen versorgen, bescheißen sich zuzeiten allererst. Also schied Ulenspiegel von danen und ließ die Bürin vast zürnen uber den Han, der sie umb die Hüner het bracht.