Die 68. Histori sagt, wie Ulenspiegel einen Buren um ein grün leindisch Thuch betrog vor Oltzen und ihn uberredt, das es bla wär.

[196] Gesottens und Gebratens wolt Ulenspiegel allzeit essen, darumb muste er sehen, wa er das neme.[197]

Uff ein Zeit kam er in den Jarmerckt gen Olßen, da dann vil Wenden und ander Landtvolck hinkumpt. Da gieng er hin und har und besach in allen Orten, was da ze thun was. Under andern, so sicht er, das da ein Lantman ein grün lündisch Duch kaufft und wolt darmit zu Hauß. Da gedacht Ulenspiegel uff das letst, wie er den Bauren umb das Duch betriegen möcht, und fragte nach dem Dorff, da der Bauer daheim was. Und nam zu ihm ein Schottepfaffen und auch ein loßen Gesellen und gieng mit denen uß der Stat uff den Weg, da der Buer harkumen solt, und macht sein Anschläg, wie sie ihm thun solten, so der Buer mit dem grünen Tuch käm, daz es bla wär, und ihr einer solt ein halb Ackerläng Wegß von den anderen sein, gegen der Statt wärtß gon. Also der Buer mit dem Tuch uß der Stat gieng, in Willen, das zu Huß zu tragen, den Ulenspiegel ansprach, wie er das schon bla Tuch koufft hät. Der Buer antwurt unnd sagt, es wär grün und nit bla. Ulenspiegel sagt, es wär blaw, daran wolt er 20 Guldin setzen und das nächst Mensch, das daherkäm, daz grün und bla kenen kund, der solt ihm wol das sagen, das sie also zufriden wären. Da gab Ulenspiegel dem ersten ein Zeichen, das er kam. Zu dem sprach der Buer: »Frind, wir zwen seint zweispännig umb die Farb von disem Tuch. Sag die Warheit, ob diß grün oder bla sei, und was du uns sagst, darbei wellen wir es bleiben lassen.« Der hub uff und sagt: »Das ist ein recht schön bla Tuch.« Der Buer sagt: »Nein, ihr sein zwen Schälck, ihr haben das villeicht miteinander anglegt, mich zu betriegen.« Da sprach Ulenspiegel: »Wolan, uff das du sihest, das ich recht hab, so wil ich dir das zugeben und wil das lassen bleiben, bei disem frumen Priester, der da herkumpt. Was er da sagt, das sol mir wol und wee thun.« Des der Buer[198] auch zufriden was. Als nun der Pfaff näher zu ihnen kam, sprach Ulenspiegel: »Herr, sagt recht, was Farb het dis Duch?« Der Pfaff sagt: »Frint, das sehen Ihr selber wol.« Der Buer sprach: »Ja, Her, das ist war, aber die zwen wöllen mich eins Dings uberreden, das ich weiß, das es gelogen ist.« Der Pfaff sprach: »Was hab ich mit Euwerm Hader zu schaffen, was frag ich darnach, ob es schwarz oder weiß sei«. »Ach lieber Her«, seint der Buer, »entscheident uns, da bit ich Euch umb.« »So Ihr das haben wöllen«, sprach der Pfaff, »so kan ich nit anders erkenen, dann das das Thuch bla ist.« »Hörst du das wol«, sprach Ulenspiegel, »das Tuch ist mein.« Der Buer sagt: »Fürwar, Her, wan Ihr nit ein gewichter Priester wären, so meint ich, das Ihr lügen und alle drei Schälck wären. Aber so Ihr ein Priester seint, so muß ich das glauben«, und ließ Ulenspiegel und seinem Geselen das Tüch folgen, da sie sich gegen dem Winter inkleideten. Und der Bur in seinem zerrissen Rock must gon.

Quelle:
Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel. Stuttgart 1978, S. 196-199.
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