Die 73. Histori sagt, wie Ulenspiegel in einer Stat, inn Sachssenland gelegen, Stein sähet. Darumb er angesprochen ward und er antwurt, er sägt Schälck.

[211] Bald darnach kam Ulenspiegel zu der Weßer in ein Stat und sah alle Händel under den Bürgern und waz ihr Anschläg waren, so daz er ihr aller Weiß inen ward und wie es umb ihren Handel ein Gestalt het, wan er da het 14 Herberg. Was er in einem Huß lehent, daz fand er in dem[212] andern wider, und hort und sah, daz er nit wüßt, und sie wurden sein müd. Desgleichen wart er ihr auch müd, und uberkam er bei dem Wasser kleine Steinlin und gieng uff der Gassen für dem Rathuß uff und nider und säget seinen Sot zu beiden Teilen. Da kamen die frembden Leüt darzu und fragten ihn, waz er säget. Ulenspiegel sagtt: »Ich säg Schälck.« Die Kouflüt sprachen: »Deren darffst du hie nit seien, deren ist for hin mee dan gut ist.« Ulenspiegel sagt: »Daz ist war, sunder sie wonen hie in den Hüssern, sie solten daruß louffen.« Sie sprachen: »Warumb seist du hie nit auch frum Leüt?« Ulenspiegel sprach: »Frum Leüt, die wöllen hie nit uffgon.« Soliche Wort kamen für den Rat. Ulenspiegel ward besendet und ihm gebotten, sein Somen wider uffzuheben und sich zu der Stat ußschlöppen. Dem thet er also und kam zehen Meilen von danen in ein ander Stat, in Willen, er wolt mit der Sot inn Detmerschen. Aber das Geschrei was für ihm in die Stat kumen. Also solt er in die Stat kumen, so müst er geloben, durch die Stat hinwegzuziehen on Essen und Trincken mit seinem Sot. Da es nun nit anders möcht sein, da lehent er ein Schiflin und wolt sein Sack mit dem Sot und mit dem Kran in das Schiff lassen heben. Als der nun von der Erden uffgewunen ward, brach der Sack mitten entzwei und bleib der Sot unnd Sack da und Ulenspiegel verlieff sich und sol noch widerkumen.

Quelle:
Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel. Stuttgart 1978, S. 211-213.
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