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[246] Da nun Ulenspiegel dise Schalckheit het ußgericht, reißt er wider gen Bremen zu dem Bischoff. Der het mit Ulenspiegel vil Schimpffs und het ihn auch lieb, und allezeit richt er ihm ein schimpflich Abentür zu, das der Bischoff lacht und hielt ihm sein Pferd kostfrei. Da thet Ulenspiegel, als ob er der Büberei müd wär und wolt gon in die Kirch.[247] Da speihet ihn der Bischoff vast, da kert er sich nit an und gieng und betet, daz ihn der Bischoff zuletst reitze uff daz allerhinderst. Da het sich Ulenspiegel heimlich mit einer Frawen vertragen, die waz eins Haffners Fraw. Die saß bei dem Marckt und het Häffen feil. Die Hafen bezalt er der Frawen allesamen und vertrug sich mit ihr, wie sie denn thun solt, wann er ihr winckt oder Zeichen gäb. Da kam Ulenspiegel wider zu dem Bischoff und thet dergleichen, wie er wär in der Kirchen gewesen. Der Bischoff fiel ihn wider an mit seinem Gespöt. Zuletst sprach Ulenspiegel zum Bischoff: »Gnädiger Her, kumen har mit mir an den Marckt, da stet ein Hafferin mit irderen Häffen. Ich wil mit Euch wetten, ich wil ihr nit zusprechen noch mit Gesicht wincken, ich wil sie mit stillen Worten darzu bringen, daz sie uffston sol und sol nemen ein Stecken und die irdern Häffen selber entzweischlagen.« Der Bischoff sprach: »Daz lüst mich wol zu sehen«, aber er wolt mit ihm wetten umb 30 Gulden, die Fraw thät daz nit. Die Wetung ward angeschlagen, und der Bischoff gieng mit Ulenspiegel uf den Marckt. Ulenspiegel zügt ihm die Fraw und giengen uff daz Rathuß, und Ulenspiegel bleib bei dem Bischoff und thet soliche Gebärd mit Worten und Wercken, wie er die Fraw darzu bringen wolt, daz sie daz also thun solt. Zuletst gab er der Frawen daz Zeichen als ihr Abscheid waz, da stot sie uff und nimpt ein Stecken und schlächt die irdern Häffen all entzwei, das des alleman lachten, die bei dem Marckt waren. Als nun der Bischoff wider inn seinen Hoff kam, da nam er Ulenspiegel uff ein Seiten und sagt zu ihm, das er ihm daz sagen solt, wamit er das macht, das die Fraw ihr eigene Häffen entzweischlug, so wolt er ihm die 30 Guldin geben, so dan verwettet wär. Ulenspiegel sagt: »Ja, gnädiger Her, gern«, und sagt ihm, wie er zum ersten die Häffen bezalt hät und daz mit der Frawen hät angelegt. Er hät daz mit der schwartzen Kunst nit gethon und sagt ihm[248] alle Ding. Da lacht der Bischoff und gab ihm die 30 Guldin, und er müst ihm daz geloben, daz er daz niemans wolt sagen, und solt ihm darzu einen feißten Ochsen besseren. Ulenspiegel sagt ja, er wolt daz gern verschweigen, und war auch fertig und stund uff und zoch von danen.
Als nun Ulenspiegel hinweg waz, da saß der Bischoff mit seinen Rittern und Knechten uber dem Tisch und sprach zu ihnen, wie er die Kunst kunt, wie er die Fraw auch darzu wolt bringen, das sie all ihr Häfen entzweischlüg. Die Ritter und Knecht begerten nit zu sehen, daz sie die Häffen entzweischlieg, sunder daz sie die Kunst möchten wissen. Der Bischoff sprach: »Wil mir Üwer jeder geben ein guten feißten Ochsen in mein Kuchen, ich wil Uch die Kunst alle leren.« Da waz daz nun im Herbst, daz die Ochsen bei dem Feisten seint und jeder gedacht: »Du soltest ein par Ochsen wagen, sie kumen dich doch nit hart an, uff das du die Kunst möchst leren.« Und die Ritter und Knecht boten dem Bischoff ein jeder ein feißten Ochsen und brachten sie zusamen, so daz der Bischoff uberkam 16 Ochsen und ein jeder Ochß waz 4 Guldin wert, so daz die 30 Guldin, die er Ulenspiegel gab, waren dreifältig bzalt. Und dieweil kam Ulenspiegel reiten, als die Ochsen beieinanderstunden, und sprach: »Von diser Büt gehört mir daz Halb.« Der Bischoff sagt zu Ulenspiegel: »Halt du mir, als du mir gelobt hast, ich wil dir auch halten, als ich dir gelobt hab, und laß deine Herren auch bei ihrem Brot bleiben«, und gab ihm ein feißten Ochsen. Den nam Ulenspiegel und danckt dem Bischoff. Nach, so nam der Bischoff dieselben sein Diener, hub an unnd sprach, das sie ihm zuhörten, er wolt ihn die Kunst sagen, und sagt ihn alle Ding, wie sich Ulenspiegel forhin mit der Frawen vertragen hät und er die Häffen vor bezalt hät. Als er nun das zu dem Bischoff sprach, sassen alle sein Diener, als ob sie mit List betrogen wären und ihr keiner dorfft vor dem andern etwas reden. Der ein kratzt uff dem Kopff, der ander kratzt den Nacken, der Kouff het[249] sie allsamen berüwen, dan sie miegten sich all umb ihr Ochsen. Zuletst müsten sie zufriden sein und trösten sich damit, es wär ein genädiger Her, ob sie ihm schon die Ochsen müsten gegeben haben, so bliben sie auch darbei, und wär daz in Schimpff geschehen. Sunder sie miegt nit so ser in den, dann das sie so groß Doren wären, das sie ihr Ochsen für die Kunst hätten geben, und was ein soliche wackelig, unnd das Ulenspiegel hät ein Ochsen uberkumen.