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[261] Als nun Ulenspiegel je kräncker ward, setzt er sein Testament und gab sein Gut in drei Teil. Ein Teil seinen Fründen, ein Teil dem Radt zu Mollen und ein Teil dem Kirchherren daselbst, doch mit dem Bescheid, wan Gott der Her uber ihn gebüt und von Todts wegen abstünd, so sol man seinen Leichnam begraben uff das gweicht Erdtreich und sein Seel begon mit Vigilen und Selmessen nach cristlicher[262] Ordenung und Gewonheit. Und an fier Wochen solten sie einhellich die schon Kist, die er ihnen anzeigt, mit kostlichen Schlüsselen wol bewart – und sie wer noch uffzuschließen –, dazjen, daz darin wär, miteinander teilen und sich gütlich darüber vertragen. Daz namen die drei Partheien also gütlichen an, und Ulenspiegel starb. Da nun alle Ding nach Laut des Testaments volbracht und die vier Wochen verlouffen waren, da kam der Rat, der Kirchher und Ulenspiegels Fründ und offneten die Kist, seinen verlaßnen Schatz zu teilen. Als die nun geoffnet ward, da ward anders nit funden dann Stein. Je einer sah den andern an und wurden zornig. Der Pfarer meint, nachdem der Radt die Kist in Verwarung gehabt het, sie hätten den Schatz heimlich daruß genumen und hätten die Kist wider zugeschlagen. Der Rad meint, die Fründ hätten den Schatz in seiner Kranckheit genumen und die Kist mitt Steinen wider beward. Die Fründ meinten, die Pfaffen hätten den Schatz heimlich hinweggetragen, als jederman ußgieng, da Ulenspiegel beichtet. Also schieden sie in Unwilen voneinander. Da wolt der Kirchher und der Radt Ulenspiegel wider ußgraben lassen. Als sie nun begunden zu graben, da waz er gleich faul, daz niemans bei ihm bleiben mocht. Da machten sie daz Grab wider zu. Also bleib er ligen in seinem Grab, und ihm ward zu Gedächtniß ein Stein uff sein Grab gsetzt als man noch sicht.