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[74] Es war am Abend dieses Tages. Adrienne saß mit einem Buch in der Hand auf der Terrasse, wo Fanny mit dem Pastorenehepaar und Lanzenau schon seit sieben Uhr Whist spielte. Die junge Frau begriff Fannys Geduld nicht; sie ihrerseits fühlte sich schon nach einer Stunde so nervös vom Zusehen, daß ihr das Aufstoßen der Karten auf die Tischplatte, wenn die Spieler ihre Stiche zusammennahmen, jedesmal einen leichten Schreck verursachte. Und diese im Text sich ewig gleichenden Bemerkungen der Spieler über Bilder, Renoncen, Tricks und Rubber!
Adrienne schielte zuweilen über ihr Buch hinweg zum jungen Doktor Hesselbarth hinüber, der am andern Ende der Terrasse lesend saß. Doch schien diesen das einförmige Geräusch nicht zu stören. Er las mit einer Vertiefung, als befände er sich etwa allein in seinem Studirzimmer.
Jedermann schien überhaupt in diesem Hause die unbegrenztesten Freiheiten zu genießen, mit Ausnahme[74] von Fanny, die offenbar ihre Aufgabe darin fand, sich von den anderen ausnützen zu lassen. Nun, die Gründe für diese unbegreifliche Lebensgestaltung würden sich ihr schon allmälich enthüllen, dachte Adrienne und erhob sich endlich, als sie fühlte, daß ihre Ungeduld über die Ausdauer der Spieler sich bis zum Aerger darüber steigerte, daß niemand sich um sie bekümmerte. Wenn doch wenigstens Severina dagewesen wäre, allein diese war von der Pastorin mit dem Bedeuten weggeschickt, sie müsse zu Hause einhüten, weil die Magd einen Abendurlaub erbeten.
Als Adrienne am Kartentisch vorbei ins Haus ging, nickte Fanny ihr zu und fragte ausspielend:
»Willst Du nach Baby sehen? Küß es zur Nacht von mir.«
In der That hatte Adrienne ihr Kind aufsuchen und zusehen wollen, ob es schlafe. Eine dunkle Sehnsucht war in ihr Herz gekommen, das Wesen zu liebkosen, das einzige, welches ihr zu eigen gehörte. In Fannys Frage fand sie aber den Vorwurf, daß sie sich den ganzen Tag nicht um den Kleinen bekümmert habe, und ging nun trotzig nicht hinauf, sondern durch den Saal über den Flur, vorn hinaus und setzte sich da in den Beischlag. Aber sie fand es bald langweilig, auf den nun am Abend ganz unbelebten Hof zu sehen oder die dunkle Ulmenallee entlang zu gucken, wo sich doch nichts Lebendes zeigte. Die Bauern lieben nach der sauren Tagesarbeit im Freien, sich in Stube[75] und Tenne auszuruhen. Spazierengehen in würziger Abendluft gehört für sie zu den unbegriffenen Luxusbedürfnissen des Städters.
Adrienne ging um das Haus und durch schmale Seitenwege parkeinwärts. Der Abend fing an, sich grau unter Stämmen und Buschwerk auszubreiten; als Adrienne, schon fern vom Hause, einen das Rasenparterre durchschneidenden Pfad verfolgte, sah sie auf der Terrasse Windlichter aufblitzen: offenbar setzten die Kartenspieler ihre öde Thätigkeit nun bei Beleuchtung fort.
Die junge Frau hatte von der Ausdehnung des Parks und der Verschlungenheit seiner Wege keine rechte Vorstellung. Sie glaubte, daß alle Wege sie wieder dem Hause zuführen müßten, und ging langsam weiter und weiter. Plötzlich sah sie nahe vor sich das Gebüsch breit auseinander weichen, der Weg trat in ein Halbrund ein, und dieses war abgeschnitten durch ein breites Wasser. Nahe am Ufer, das von jungem Röhricht eingefaßt war, stand ein Holztisch und davor zwei Bänke; Tisch und Bänke von jener einfachsten Art, die auf vier dünne Baumstämmchen ein paar dürftig behobelte Bretter nagelt. Adrienne ging durch das feuchte Gras und setzte sich auf eine Bank, die Ellenbogen auf den Tisch, das Kinn auf die gefalteten Hände stützend.
Die flache, weite Gegend war nun ganz verschattet, rings um den Horizont stand es wie eine Dunstmauer.[76] Die Elbe schob Welle um Welle in sanfter Bewegung vorwärts, im Schilfrohr am Ufer raschelte es zuweilen, ein Frosch sprang auf und plumpste ins Wasser, sonst waren alle Töne des Lebens nah und fern erstorben. Adrienne war von namenloser Furcht ergriffen. Hinter ihr der Park stand zwischen ihr und der Welt wie eine schwarze Mauer, die zu durchbrechen sie sich um keinen Preis getraut hätte. Vor ihr hemmte der breite Strom die Flucht. Das gegenüberliegende Ufer, am Tag ein harmloses Rapsfeld, erschien jetzt wie ein düsteres Land, aus dem jede Minute unbekannte Schrecknisse hervorbrechen konnten.
Nun erschien dort rechts hinauf über dem Horizont, dessen Grenze übrigens schon längst mit dem Lande in einer schwarzen, untrennbaren Finsternis sich vermengt hatte, ein breiter roter Schein; – kein Schein eigentlich, denn die kupferglänzende, schräg abgeflachte Scheibe, die da gespenstisch schnell emporrückte, warf keine Strahlen. Wie ein umqualmter Feuerbrand ging der Mond am schwarzen Himmel empor. Er erschien der geängsteten Frau wie ein großes, strafendes Auge, ausschließlich auf sie gerichtet. Sie fürchtete sich wie ein kleines Kind allein im Dunkeln und schrie gell auf, als plötzlich ein fester, rascher Schritt ihr nahe schon ertönte.
»Hallo – ist da jemand?« fragte eine Stimme, welche Adrienne, erlöst aufatmend, für die von Magnus erkannte.[77]
»Ich bin es,« sagte sie schüchtern.
Aber auch der Doktor hatte, näher kommend, an dem hellen Gewand und den schmalen Umrissen Fannys Gast erkannt.
»Bewundern Sie auch den Mondaufgang, gnädige Frau?« fragte er.
»Ach nein,« sprach sie weinerlich, »ich habe mich nur hieher verirrt. Bitte, bringen Sie mich zurück.«
»Ich rate Ihnen, noch eine Viertelstunde auszuhalten. Wie der strahlenlose Feuerball sich allmälich in lauter Silberglanz wandelt, das ist ein überherrliches Schauspiel.«
Er setzte sich Adrienne gegenüber; es war klar, er war hergekommen, dies Schauspiel zu genießen, und ängstlich blieb die junge Frau sitzen. Sie war nicht gewohnt, die Natur zu beobachten und zu genießen, und jene hundertfältigen Schönheiten blieben ihr verborgen, die geschulte, schauensfreudige Augen sehen, die gesammelte Sinne empfinden. Sie merkte jetzt nur, daß es feucht aus dem Rasen aufstieg und daß es kühl wurde.
Er aber sah auf dem dunkeltönigen Bilde, das mälich von weißlichen Lichtern überhellt wurde, ein junges, schönes Weib, welches in seiner überzarten Erscheinung wie die passendste Staffage in die Mondnacht gesetzt war. Der Mondschein spielte um ein weißes Gesicht, aus dem ein Paar großer Augen unsäglich trostlos himmelwärts schauten. Ueber dem[78] Flußbett schwebten weißliche Nebel, die dampfend von der Wasserfläche aufstiegen. Auf dem feuchten Rasen, auf dem Laub der nächsten Büsche lag jener kalte Glanz, den das Nachtgestirn um sich verbreitet, und in Schatten flog es zuweilen wie ein Demantschimmer schnell vorüber: Johanniswürmchen begannen da ihre Nachtlust.
»Nicht wahr,« sagte Magnus, »es ist schön?«
Sie nickte nur.
»Die Schönheiten unserer Gegend sind wie die Schönheiten eines tiefsinnigen Werkes: man erfaßt sie erst durch Studium,« sagte er.
»Ja,« antwortete sie.
»O weh,« dachte Magnus, »das schöne Bild deckt eine Oede zu! Ich habe den ganzen Tag kein Wort gehört, das auch nur auf die notdürftigste Gedankenvegetation schließen ließe. Hinter der weißen Stirn und dem rötlichen Haar scheint steriler Boden.«
Dabei sah er unwillkürlich sein Gegenüber ungenirt forschend an. Dieser Blick war Adrienne unbehaglich, sie sagte mit einer gewissen Schärfe:
»Ich bin kein tiefsinniges Werk.«
So schnippisch kann nur eine unreife und unerfahrene Frau sein, deshalb freute er sich der Antwort, denn ihm wohnte, wie den meisten jungen Gelehrten, den Frauen gegenüber ein Gefühl der Ueberlegenheit, um nicht zu sagen Ueberhebung, inne.
»Verzeihen Sie,« sprach er lächelnd, »aber ich[79] bin kurzsichtig, und da erscheint mein Blick gleich unbescheiden, wenn ich jemand nahe ansehe.«
»Haben Sie jetzt den Mond genug bewundert?«
Er sprang auf.
»Sie wünschen heimzukehren? Ich stehe zu Befehl!«
Adrienne ging hastig voran, aber kaum traten von rechts und links die dichten Baumschläge an den engen Weg, als sie sich in so offenbarer Furcht nach Magnus umwandte, daß dieser ihr den Arm anbot.
»Ob wir Fanny noch bei dem schrecklichen Whist finden?« sagte Adrienne.
»Pünktlich um halb zehn hört er auf. Fanny verliert immer ihr Geld, nie ihre Geduld dabei; man spielt um ein Geringes, aber Lanzenau und meine Mutter sind verstimmt, wenn sie verlieren. Ihnen ist dies Spielchen Erholung, Vergnügen, mein Vater und Fanny bringen ein Opfer.«
»Ums Himmels willen, Fanny scheint aller Welt Opfer zu bringen!« rief Adrienne. Dann zuckte sie zusammen: im Gebüsch hatte es geraschelt. Magnus zog ihren Arm zur Beruhigung fest an sich.
»Fanny? Ich weiß nicht, ob man Thaten, die einem seelischen Bedürfnis entspringen, noch Opfer nennen kann. Freilich, das Kartenspiel ist ein kleines – aber sie bringt es Lanzenau,« sagte Magnus.
»Lanzenau? Das sagen Sie mit einer Betonung, als wäre er für Fanny der Gegenstand höchster Güte,« bemerkte Adrienne; »man sieht es nicht im freundlichen[80] Verkehr zwischen beiden. Aber dennoch frage ich mich, weshalb heiraten sie einander nicht, und ist es möglich, daß Fanny, so in ihren besten Jahren, niemals den Wunsch haben sollte ... ich meine ... ich wollte sagen ... warum sie wohl Witwe bleibt?«
»Da fragen Sie mich zu viel. Seit ich ein Junge von zwölf Jahren bin, war ich von der Schule, dann von der Universität immer nur zum Besuch hier. Herrn Försters erinnere ich mich kaum, doch Sie wissen, man gewinnt mit der Zeit so was wie ein retrospektives Verständnis, und so verstehe ich auch jetzt, daß mit den Jahren die Lebensbilder, die ich hier im Ausschnitt sah, immer heiterer und friedlicher wurden. Lanzenau war schon immer eine stehende Figur darin, auch zu Försters Zeiten. Damals gehörte ihm Driesa.«
»Ah,« sagte Adrienne mit dem Ausdruck unaussprechlichen Verlangens in Stimme und Antlitz, »wenn ich Fanny wäre, lebte ich anders.«
»Wie denn?« fragte Magnus, der von diesem Ausdruck gepackt wurde.
»Ich weiß nicht, wie,« flüsterte sie, »nur müßte jeder Tag eine neue Wonne, ein anderer Genuß sein.«
Magnus schwieg mit einigem Herzklopfen. Das also, das stand hinter der weißen Stirn! Die schönen Lippen waren nur so schweigsam, weil der Durst sie zusammenpreßte!
Es fiel Adrienne nicht auf, daß er ganz verstummte. Sie hatte so viel zu denken, daß sie seiner[81] Unterhaltung nicht bedurfte. So kamen sie vor der Terrasse an.
Dort räumte gerade ein Diener den Kartentisch ab, aus dem Gartensaal brach ein Lichtstrom, man sah mitten in demselben Fanny und Lanzenau stehen, Lanzenau schien aus einem Zeitungsblatt eine Notiz zu lesen. Magnus' Eltern waren nicht mehr da.
»Ich habe mich schon vorhin von Fanny verabschiedet und gehe nicht mehr hinein. Gute Nacht!«
»Gute Nacht!« sagte Adrienne und legte ihre kalte Hand in seine warme.
Sie standen am Fuße der wenigen Stufen, die zur Terrasse emporführten; im Schein des Lichts, das vom Hause kam, sah Adrienne die braunen Augen Magnus' mit jenem zudringlichen feurigen Blick auf sich gerichtet, den Männer schnell für eine schöne Frau haben, die ein Bedürfnis oder den Wunsch nach »Trost« gezeigt hat, – dem Blick, den Wegelagerer auf eine scheinbar wenig verteidigte Beute richten.
Adrienne erzitterte – so hatte sie noch kein Mensch angesehen, und ihr blieb auch alles Unbescheidene in dem Blick verborgen, sie bemerkte nur das Feuer, und das genügte, sie fliehen zu lassen.
Mit eilenden Füßen lief sie über Treppe und Terrasse in den Gartensaal.
»Gute Nacht, Fanny!« sagte sie und wollte ihr im Vorübergehen die Hand reichen. Fanny hielt sie fest, zog eine Depesche aus der Tasche, gab sie Adrienne und machte:[82]
»Pst! Lesen, aber nichts sagen.«
Adrienne las, was da der Blaustift des Bahnhofinspektors auf das Depeschenformular hingeschrieben:
»Ich komme an dem gewünschten Tag.
Joachim von Herebrecht.«
»Ein Geheimnis vor mir?« fragte Lanzenau, scherzhaft drohend.
»Ja,« sagte Fanny, »das Geheimnis einer Verschwörung. Aber nun geh schlafen, armes Kind, Du siehst ganz bleich und übernächtig aus. Ich bin auch müde, aber ich habe noch einiges mit Lanzenau zu besprechen, wozu der Tag uns keine Muße gab.«
Adrienne murmelte etwas davon, daß sie in der That sehr abgespannt sei, und war froh, sich von beiden verabschieden zu können.
»Kommen Sie,« sprach Fanny; »was wir uns zu sagen haben, können wir uns draußen sagen. Die Nacht ist so wohlig kühl.«
Sie ging auf die Terrasse hinaus und setzte sich in einen leichten Schaukelstuhl; sie stemmte die Arme auf seine Seitenlehnen und die gekreuzten Füße auf einen Schemel. Den Kopf weit zurücklegend gegen die Holzeinfassung der rohrgeflochtenen Lehne, schaute sie zu dem neben ihr stehenden Lanzenau empor und fragte:
»Nun?«
Lanzenau, der die Rechte sehr nahe an Fannys Kopf auf die Stuhllehne gelegt hatte, strich mit der Linken seine Haarlocke gesichtwärts glatt. Fanny wußte[83] ganz genau, daß das bei ihm nervöse Aufregung bedeutete.
»Wollen Sie nicht rauchen?« fragte sie.
»Also ich werde eines Beruhigungsmittels bedürfen?« fragte er mit einem schwachen Lächeln entgegen. »Nein, Fanny, ich will keines, sondern ich will meinem Henker – wenn er wirklich als solcher vor mir sitzt – fest in die Augen sehen; in diese grausamen, schönen Augen, die immer klar bleiben wie ein Himmel, über den nie ein Gewitter zieht.«
Er schob das Windlicht auf dem Tisch neben Fannys Stuhl etwas weiter fort, nahm sich einen Sessel und setzte sich Fanny so nahe gegenüber, als es ihre jeweiligen schaukelnden Bewegungen nur irgend erlaubten. Mit vorgebeugtem Oberkörper faltete er seine Hände zwischen seinen Knieen, sah Fanny eindringlich an und sagte:
»Dreimal, liebe Fanny, haben Sie seit dem Tode Ihres Gatten meine Werbung um Ihre Hand abschlägig beschieden, aber jedesmal hat die Art der Abweisung, hat Ihre liebevolle Güte nachher neue Hoffnung in mir genährt. Die Jahre sind darüber hingegangen, ich habe keine mehr zu verlieren in dem Kampf um Glück; jetzt muß es mein werden oder ich muß für immer verzichten.«
»Ja,« seufzte Fanny, »wir sind darüber alt geworden.«
»Nicht Sie, nicht Sie! Sie sehen aus, als zählten Sie fünfundzwanzig Jahre.«[84]
»Sie wissen doch, Lanzenau, wenn man einer Frau von dreißig und darüber sagt, sie sähe aus wie fünfundzwanzig, so involvirt das Kompliment das Geständnis, daß ihre dreißig Jahre ein Verbrechen sind.«
»Fanny,« sagte er ungeduldig, »Sie wissen, diese Spitzfindigkeit ist mir gegenüber nicht am Platz.«
»Sie sagen mir im Tone des Vorwurfs,« knüpfte sie mit plötzlichem Ernst an seine Eingangsworte an, »daß mein Wesen Ihnen immer neue Hoffnung gegeben. Wie, sollte es immer die bittere Folge eines abgewiesenen Antrags sein, daß man einen lieben, unentbehrlichen Freund aus seinem Leben verliert? Könnten Sie mich je, könnte ich je Sie entbehren, so wie unser Dasein sich nun einmal gestaltet hat? Lieber Lanzenau, als Sie das erstemal um mich warben, war Ihre Aussicht die größte; ich schwankte. Und heute ist sie die geringste, denn heute wird mein ›Nein!‹ ein ganz bestimmtes sein. Ich hätte es Ihnen schon vor meiner Abreise geben können, aber Sie selbst baten um Antwort erst nach der Rückkehr. Glaubten Sie wirklich, ich hätte der fünftägigen Ueberlegung bedurft?«
»Darf ich Sie bitten, mir klar zu machen, wie unsere gegenseitige Unentbehrlichkeit mit Ihrer Abneigung, mich zu heiraten, in Einklang zu bringen ist?« fragte der Baron mit einer traurigen, mutlosen Stimme.[85]
»Da es doch eine Zeit gab, wo keinerlei Abneigung bestand?« setzte Fanny leise hinzu. »Ja, so hätten Sie vollenden dürfen; daß Sie den Gedanken, die peinliche Mahnung verschwiegen, ritterlich und großmütig wie immer, das legt mir die Pflicht auf, selbst daran zu rühren.«
Er machte eine abwehrende Handbewegung.
»Nein,« sagte sie hastig, »einmal, einmal muß alles vom Herzen herunter.«
Ihre Augen bohrten sich in das nächtige Dunkel des Parkes, und sie sprach, in Unbeweglichkeit verharrend, langsam und leise in die Nacht hinein, als säße kein Zuhörer ihr nahe gegenüber, der mit scharfen, klugen Augen ihr jedes Wort von den Lippen las.
»Ich weiß es noch wie heute, als Sie zuerst dies Haus betraten. Es war nach dem Tode Ihres Vaters, der Ihnen Driesa in höchster Unordnung hinterlassen. Sie waren aus einem glänzenden, arbeitslosen Kavalierleben hieher geeilt, um Ihr Erbe zu ordnen. Es fand sich, daß der einzige Weg dazu der Verkauf des Familiengutes war. Mein Mann wollte es erwerben, aber Ihr Wunsch, das geringe Vermögen, welches Ihnen blieb, als Hypothek auf Driesa sicher zu stellen, scheiterte an dem Eigensinn meines Mannes, der in diesem Ihrem Wunsch die geheime Hoffnung Ihrerseits fand, eines Tages wieder Besitzer werden zu können. Ich verstand, daß Sie sich bloß fürchteten, Ihr Restchen Eigentum in wenig Jahren[86] zu vergeuden und daß Sie den eigenen Grandseigneurangewohnheiten einen gewaltsamen Zügel anlegen wollten; denn eine unkündbare Hypothek sicherte Ihnen zeitlebens einen kleinen Zins, genügend für ein bescheidenes Junggesellenleben, aber sie verbot Ihnen jede Verschwendung.«
»Und dies Ihr Verstehen führte uns zuerst zusammen. Ich sehe die junge Priesterin der Vernunft noch vor mir, wie sie mir mit leuchtenden Augen und beredten Lippen meinen Vorsatz lobte, wie sie mir versprach, bei dem Gatten für mich zu wirken,« setzte Lanzenau warm hinzu.
»Ja, ich ereiferte mich für Sie und Ihre Sache. In meinen inhaltslosen Tagen war es der erste Gegenstand, für den ich wirken konnte. Sie gaben mir zu thun, und Sie, aus dem rauschenden Leben in diese unerträgliche Stille versetzt, Sie fühlten es als Ihr Herrenrecht, der jungen, ungestümen Frau – die Cour zu machen. Wir kokettirten mit einander, ohne das allergeringste für einander zu fühlen, – nur so faute de mieux.«
»O Fanny, wie hart!«
»Ja,« sagte sie herbe, »wir wollen ganz wahr sein. Gott sei Dank, daß wir es können, und daß, wenn wir uns die Masken vom Gesicht nehmen, nur menschliche Irrtümer, menschliche Flecken zu sehen sind, keine teuflischen Häßlichkeiten. Wir redeten uns ein, in einander verliebt zu sein, und das kam so: Ich[87] war ein Kind, als ich Förster heiratete, ein unfertiges Kind, das Herz voll überspannter Gefühle, den Kopf voll übertriebener Ideen. Ich wollte lieben und geliebt sein wie eine Julia, ich wollte arbeiten und schaffen als die gleichberechtigte Genossin meines Mannes. Für den ernsten, älteren, vielbeschäftigten Förster sollte ich aber nur das liebenswürdige Aufheiterungsmittel der Erholungsstunden sein. Das war mir zu wenig. Ich war überzeugt, eine Frau werde entmündigt, wenn man sie nicht als Wirkerin und Richterin in den großen Fragen der Zeit heranzöge. Den Wust von ungeordneten Gedanken, der hinter meiner achtzehnjährigen Stirn umherwühlte, nahm ich für das Zeugnis bedeutender Anlagen, die zu erkennen Förster nicht im stande sei. Manch wirklich vernünftiger Wunsch erschien ihm thöricht, weil die Form, in welcher ich ihn vortrug, zu anspruchsvoll war. Vielleicht daß ihm in der That die Fähigkeit oder die Geduld abging, mich zu erziehen, zu verstehen – kurz, ich war bald ein Musterexemplar von jener Gattung, die man ›unverstandene Frauen‹ nennt, also ein unnützliches, unausstehliches Geschöpf. Für solche Frauen sollte im Strafgesetzbuch ein besonderer Paragraph stehen. Denn sehen Sie, bin ich, die ich hier sitze – eine ziemlich vernünftige Frau, die in mannigfachen Pflichten heiter ist und das Unvollkommene, das jegliches Dasein schließlich hat, gleichmütig erträgt – bin ich nicht dieselbe Fanny, die auch damals hätte schon Freude am Leben haben können und auch[88] anderen hätte zu machen vermögen? Das bißchen Vernunft, das heute zu Wort gekommen ist, saß doch schon immer in mir, weshalb hatte ich es damals nicht ausgegraben?«
»Liebste Fanny,« sprach Lanzenau, »der Wahn, nicht verstanden zu sein, ist bei den jungen Frauen ein Durchgangsstadium, wie bei den Kindern das Ausfallen der Milchzähne. Zum Durchbeißen der härteren Lebenskost wächst dann ein neues Gebiß.«
»Mag sein. Nur hat der arme Förster gewiß viel zu leiden gehabt. Mißverstehen Sie mich nicht, ich verliere mich nicht in falsche Reue, denn mit ehrlichem Herzen habe ich auch damals ihn glücklich machen wollen; daß ich in den Wegen dazu irrte, ist Jugend schuld gewesen. Mangel an Erkenntnis entlastet vor jedem Richter. Aber dann kamen Sie. Die unverstandene Frau bekam ihr naturnotwendiges Attribut: den Tröster. Es mag eine Komödie zum Lachen gewesen sein mit uns beiden, Lanzenau. Sie langweilten sich in Driesa zum Sterben; der kleinen, temperamentvollen Nachbarin einen Roman zu schaffen, erschien eine standesgemäße Abwechslung. Ich bespiegelte mein Selbst wohlgefällig in den kleinen, tugendhaft bestandenen Versuchungen und redete mir in schlaflosen Nächten ein, daß Sie der Mann seien, der mich ›verstehe‹. Förster, der kluge, wachsame, mag, wie ich jetzt zurückdenkend die Situation sehe, uns ausgelacht haben in seiner schönen Sicherheit, daß er immer der Herr bleibe.[89] Genug – Förster starb plötzlich, als unsere – Flirtation einem Gipfelpunkt zutrieb. Ich erwachte und begriff, was ich verloren. In ernster Einsamkeit begann ich an mir zu arbeiten. Ach, warum warten so viele Frauen und Männer erst auf Katastrophen, um ihre Selbsterziehung zu beginnen! Es gäbe mehr glückliche Ehen, wenn das anders wäre, und auch Förster und ich hätten glücklicher sein können. Ein Jahr nach Försters Tod boten Sie mir Ihre Hand. Sie waren in meiner Nähe geblieben, aber die Erschütterung, welche auch Sie über Försters Tod empfanden, hatte Sie den Ton der Ehrfurcht und Bescheidenheit mir gegenüber gelehrt. Ich lehnte Ihren Antrag voll innerer Zweifel ab. Warum?«
»Nun – warum?« fragte Lanzenau gespannt.
»Weil ich mir damals nicht klar war, ob mein Spiel mit Ihnen zu Försters Lebzeiten mich von Ihnen trennte oder mich zu Ihnen zwang. Deshalb sagte ich damals: ›Noch nicht!‹ Heute aber weiß ich längst, daß mich das weder an Sie bindet noch von Ihnen trennt. Solche Gefühle für Wechsel anzusehen, die man in der Zukunft einlösen muß, hieße mit Bewußtsein den Irrtum als Lebensbestimmer anerkennen und die reife Einsicht unter die Jugendthorheit stellen.«
»Und weshalb wurde mein zweiter, mein dritter Antrag abgelehnt?« fragte er.
Fanny stand auf. Sie ging im spielenden Licht der Kerze hin und her, die Bewegung ihrer Gestalt[90] versetzte die Flamme hinter dem Glascylinder ins Schwanken. Auch Lanzenau stand auf. Plötzlich blieb Fanny vor ihm stehen, faßte mit ihren beiden Händen an seine herabhängenden Arme und sah ihn an, daß er über den veränderten, leidenschaftlichen Ausdruck in ihrem Gesicht fast erschrak.
»Wie wir so neben einander herlebten, uns unwillkürlich, fast unmerklich, zusammen zurechtfindend in den tausend Lasten und Pflichten, die Försters Tod auf mich warf und an denen Sie teilnahmen, als gehöre sich das so, da fand es sich nach und nach, daß wir an einander Eigenschaften entdeckten, die wir mit ruhigem Herzen achten konnten. Lanzenau, wie waren wir reich: anstatt ein Spiel des Leichtsinns mit einem Fall in die Tiefe und dem nachfolgenden Ekel zu beenden, blieb uns das schönere Los, uns als Menschen zu erkennen, die gemeinsam das Höchste zu leisten vermögen, was Menschenwille überall leisten kann. Wir arbeiteten zusammen in langen, segens- und mühevollen Jahren und sahen um uns in dem Kreise, so weit unsere Pflichten und unsere Kräfte reichen, Wohlstand, Frieden und Glück erblühen. Und, Gott sei Dank, Anforderung und Leistungsvermögen standen immer im Einklang. Wenn wir abberufen werden, dürfen wir uns zufrieden zur ewigen Ruhe begeben: jung waren wir Thoren, aber als wir zu Verstand gekommen waren, suchten wir die höchste Sittlichkeit in der Arbeit.«[91]
In ihren Augen standen Thränen. Sie ließ ihn los.
»Aber, Fanny,« rief er erschüttert, »teure Fanny, dies alles darf ein Grund mehr sein, mir Ihre liebe Hand zu geben. Aus der Achtung ist die Liebe erwachsen, sie hat das schönste Fundament. Und in den gemeinsamen Aufgaben ruht die Garantie zukünftigen Glücks.«
»Nein,« rief sie leidenschaftlich, »nein, mein Freund! Nichts in mir zwingt mich, diese schöne Genossenschaft der Arbeit in eine andere Genossenschaft umzuwandeln. In all diesen Jahren hat mich nie ein leidenschaftlicher Wunsch zu Ihnen gezogen. Sie werden mir sagen: was die Vernunft anbietet, kann die Vernunft ruhig annehmen, von Leidenschaft soll ja überhaupt keine Rede sein. Aber das ist es: in dem gesunden, schönen Leben, das wir uns gestaltet, ist meine Seele immer freier und jünger, immer glücksfähiger und glücksdurstiger geworden, und nicht immer, mein Freund, habe ich mir unaufhörlich neue Pflichten gesucht, um mein Arbeitspfund zu verwalten ... nein, ich habe mich auch oft – betäuben wollen. Sehen Sie,« setzte sie mit schmerzlichem Lächeln hinzu, »die Unvollkommenheit, die Ungestilltheit ist noch in mir wie damals; aber ich weiß, daß das gemeinmenschliches Los ist, ich erkenne, daß man sich keine Zeit geben darf, darüber zu klagen, und nur in Stunden wie diese zwischen uns darf man daran rühren.«
Sie stand am Geländer der Terrasse und preßte[92] die geballten Hände an ihre Augen. Lanzenau trat zu ihr, nahm ihr sanft die Hände vom Gesicht und legte den Arm um ihre Schulter.
»Und ich,« sagte er, sich zärtlich zu ihr beugend, »ich kann durch meine Liebe nicht das nützliche, zufriedene Leben zu einem glückseligen verschönern? Ich, Fanny, habe mehr und mehr mit leidenschaftlichen Wünschen an Sie gedacht, es ist nicht die Vernunft, die um Sie wirbt, sondern die Liebe.«
Sie sah mit nassen Augen zu ihm empor. Ein unbeschreiblicher Ausdruck von Schelmerei, Rührung und Zärtlichkeit vergoldete ihr Gesicht.
»Es ist eine Lächerlichkeit, Lanzenau,« sagte sie errötend, »aber ich ... ich ... meine zuweilen ... Sie wären zu alt für mich. Ich sehe das Alter bei Ihnen, Sie sehen es vielleicht auch bei mir. Das thut die Liebe nicht. Sehen Sie ... Ihre Schläfenlocken geniren mich. Eine andere Generation, eine, die vor mir war, redet daraus. Ich bin eine Närrin.«
Sie mußten beide aus der Rührung lachen. Und dabei wallte in seinem Herzen die Hoffnung nur stärker auf. Sie wies ihn ab – ja, aber aus ihren Geständnissen nahm er ihr unbegrenztes Vertrauen und zugleich die Gewißheit, daß keine andere Liebe ihr Herz beherrschte.
»Die Schläfenlocken können fallen,« sagte er heiter.
»O nein!« rief sie wie erschreckt. Und dann ernst:[93] »Ich glaube, Sie verwechseln Ihre Gewohnheit mit Ihrer Neigung. Jeder Tag sieht uns vom Morgen bis zum Abend zusammen, wir sind eine Familie. Sie haben vergessen, ob und wie man ohne mich noch lebt und leben kann. Vielleicht haben Ihre Wünsche sich auf mich gerichtet, weil meine stete Gegenwart Sie hinderte, andere Frauen zu bemerken.«
»So senden Sie mich fort, und ich will vom Ende der Welt zurückkommen mit dem Bekenntnis: ›Fanny, ich liebe Dich!‹«
»Nicht so weit sollen Sie, sondern bloß nach Driesa,« sagte Fanny, ihr altes Gleichgewicht wiederfindend.
Schnell von seiner Bereitwilligkeit, die Welt zu umschiffen, ernüchtert, fragte Lanzenau finster:
»Es ist Ihr Ernst? Und was soll in Mittelbach geschehen?«
»Erstens sind Sie eingeladen, jeden Tag zum Speisen hieher zu kommen, was ja für Sie kaum einen Unterschied macht, da Sie jetzt jeden Vormittag nach Driesa reiten; zweitens nehme ich einen Administrator für Mittelbach,« erklärte Fanny und zog wieder die Depesche aus der Tasche. »Da,« sagte sie, »so heißt er.«
»Joachim von Herebrecht,« fragte er, »der junge Schwager Adriennens? Und das war so eilig, daß es per Draht abgemacht werden mußte?«
Sie hörte wohl die Bitterkeit in seiner Stimme, antwortete aber ruhig:[94]
»Es galt, dem jungen Mann, der stellenlos und auf eigenen Erwerb angewiesen ist, einen Wirkungskreis zu schaffen, der ihm, wenn er von hier weiter strebt, als Empfehlung dienen kann. Seiner Jugend wird man, so lange seine Fähigkeiten kein Versuchsfeld hatten, kaum einen verantwortlichen Posten anvertrauen. Hat er sich auf Mittelbach bewährt, wird leicht ein weiterer Weg gefunden. So habe ich erwogen, und wenn ich finde, daß das, was ich will, gut ist, scheint mir immer die rascheste Entscheidung die beste.«
Lanzenau küßte Fanny die Hand.
»Daran erkenne ich wieder meine Fanny. Mit raschem, klarem Handeln greift sie wieder in eine Existenz und öffnet dieser sichere Bahnen. Nun denn, wenn auch diesmal ich darunter zu leiden habe, kann ich Ihre Bestimmungen nur billigen und werde morgen früh meine Schlafstätte aus dem Mittelbacher Pastorenhause nach dem Driesaer Schloß verlegen. Ich thue das in der Hoffnung, daß unser kargeres Beisammensein auch Ihnen, Fanny, den Gedanken wecken und festigen soll, daß eine Trennung zwischen uns eine Unmöglichkeit ist, daß eine Heirat zwischen uns nur eine logische Entwicklung der Thatsachen bedeutet.«
Fanny schüttelte lächelnd den Kopf, wie man bei der Thorheit eines Kindes thut, die man mißbilligt, aber doch nicht strafbar findet.
»Sie begannen das Gespräch, indem Sie mir sozusagen ein Ultimatum stellten: heute oder nie mehr![95] Und Sie endigen es mit dem Bekenntnis neuer Hoffnung.«
»Ich kann nicht anders,« sprach Lanzenau, »ich fühle, daß die Hoffnung aufgeben, einfach das Leben oder doch die bisherige Daseinsform aufgeben heißt, und das bedeutet für Menschen in einem gewissen Alter einen tödlichen Schlag. Eine Erschütterung des Gemüts kann einen Zwanzigjährigen reifer und kraftvoller machen – uns würde sie in Greise wandeln. Gute Nacht, Fanny, ich gehe heiter, denn mein Glaube, daß Sie mein sind, steht fest wie die Sonne am Himmel!«
Fanny schüttelte ihm die Hand. Er nahm seinen Hut, der auf dem Tische neben dem Windlicht lag, und ging die Stufen hinab in den Park, wo er nach wenigen Schritten in der Dunkelheit verschwand; dennoch blieb Fanny stehen, als sähe sie ihm nach. Vor ihrem geistigen Auge schritt er dahin in seinem engen Wams, mit seinem spitzen Schnurrbart, dem Monocle im linken Auge und dem hohen Hut auf dem Kopfe. Sie sah seinen vorsichtigen, etwas steifbeinigen Gang, die zierliche Art, wie er zwei Finger der Linken zwischen die Knöpfe und die ganze Rechte außer dem Daumen in die Seitentasche des Jaquets steckte, – eine Gestalt, die auf dem Boulevard einer Weltstadt charakteristisch gewesen wäre, die aber in der Ländlichkeit von Mittelbach allezeit ein klein wenig an den alternden Bonvivant der Bühne erinnerte. Dabei verhütete ein[96] gewisses aristokratisches Etwas jeden Eindruck von Lächerlichkeit.
Fanny sah das alles ganz lebhaft vor sich und dachte zugleich mit dankerfülltem Herzen daran, wie hundertfach sie diesem Mann verpflichtet war, wie sie ihn verehrte, liebte – ja liebte, etwa wie einen Vater oder älteren Bruder. Aber das war ja wieder lächerlich von ihr. Sie nahm das Licht, ging hinein, schloß hinter sich zu und schritt geradewegs auf den Spiegel los, der an der einen Schmalwand des Saales zwischen zwei Sofas stand.
Hier sah sie sich fest ins Gesicht.
»Fanny, du bist selbst eine alte Frau!« sagte sie laut.
Dann ging sie, ein lustig Lied auf den Lippen, dessen Töne sie zum Summen dämpfte, mit heiterer Stirn in ihr Schlafgemach, um wie immer traumlos und fest zu schlafen.[97]
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Fanny Förster
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