Vorrede.
Nach Stand und Würden
Geehrter Leser.

Wenn der unerschrockene und standhaffte Bekenner, der muthige und tapffere Streiter, der reinen Evangelischen Wahrheit, unser seeliger Vatter D.M. Lutherus, alle höllische Eigenschafften des Fürsten der Finsterniß, des leidigen Teuffels, zugleich und auf einmahl beschreiben wil: so läst er sich deßwegen in seinem überaus schönen und geistreichen Hymno, Ein veste Burg ist unser GOtt etc. (welchen er auf seiner Reise nach Worms; zu Oppenheim Anno 1521. oder auch, wie andere melden, zu Coburg 1530. verfertiget haben sol,) gleich am End des 1. Verses kurtz und gut also vernehmen:


Der alte böse Feind / mit Ernst ers jetzt meynt /

Groß Macht und viel List / sein grausam Rüstung ist /

Auf Erd ist nicht seins gleichen.


Macht / List und Grausamkeit / also werden uns die drey höchstverderbliche Haupt-Anläuffe des argen bösen Feindes, welche ihm auch die H. Schrifft selbsten zueignet, in angezogenen pathetischen Worten B. Lutheri, ausdrücklich nahmhafft gemacht.

Mächtig und von grosser Gewalt ist demnach Satanas seiner Natur nach, als ein Geist davon zeuget Paulus Ephes. VI. 12. Wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpffen, sondern mit Fürsten und Gewaltigen, nemlich mit den Herrn der Welt, die in der Finsternüß dieser Welt herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel. Wenn die Herrn Emblematici den mit Pantzer / Schild / Spieß und Schwerd /mächtig gerüsteten, und ungeheuren Riesen Goliath fürstellen, so schreiben sie die Worte dazu:


Inde timetur.


Die Größ / die Stärck / der Waffen Pracht /

Ihn schröcklich und gewaltig macht.


Gleich also ist Satanas, der starcke gewappnete Höllen Riese / Luc. XI. 21. der ungeheure Behemoth, dessen Knochen fest wie Ertz, und seine Gebeine wie eiserne Stäbe sind. Hiob. XL. 13. der entsetzliche und starcke Leviathan, der uns nicht viel Flehens macht noch heuchlet, und gegen welchen mit aller unsrer Macht nichts gethan ist, und wir uns selbst gelassen den Streit mit ihm unmöglich ausführen können, sondern bald verlohren sind. Cap. XLI. 21. & 27. Allein ohnmächtige Macht des sonst sehr mächtigen Herrn der Welt! Nichtige und hinfällige Gewalt des Fürsten der Finsternüß, welche sich unter die selbstständige Allmacht dessen, der alle unumschränckte Gewalt hat im Himmel und auf Erden, Matth. VIII. 18. erzitternd und erbebend schmiegen, und biegen muß. Einen starcken, doch aber angeschlossenen Retten-Hund, welcher nur in seiner ihm gemessenen Weite umherlauffen kan, begleitet der Sinn-Spruch:


Non plus ultra.


Biß hieher und weiter nicht /

Ist dir Ziel und Lauff gericht.


Was ist Satanas anders, als der grosse und starcke Höllen-Hund, welchen die unendlich starcke Hand des Allmächtigen mit ewigen und unzerbrechlichen Ketten der Finsternüß unauflößlich angeschlossen hat, 1. Pet. II. 4. damit er nicht hinlauffen, beissen und reissen kan, wie und wo er wil. Und ob er gleich Paulum, das auserwehlte Rüstzeug GOttes, mit Fäusten schlug, II. Cor. XII. 7. Hiob, den gerechten und schlechten, der doch alles Böse meydete, und desselben gleichen an Frömmigkeit im Lande nicht war, Hiob I. 1. an seinem Leibe mit bösen und gifftigen Schwären stäupete, Cap. II. 7. dessen Vieh und andere Haab und Güter, durch Feuer und Feinde verherete und verderbte, auch seine Kinder und Gesinde plötzlich und ohnverwarnter Sache ums Leben brachte, Hiob. I. 4. usque 22. Machte er gleich Saul, den ersten Israelitischen König, unruhig, 1. Sam. XVI. 14. Erwürgte er gleich die sieben Junge Männer Saræ, der Tochter Raguelis, im Schlaffe, Tob. VI, 15. Sprang er gleich auf jene verwegene Teuffels-Banner und für witzige Geister-Beschwerer, zerkratzte und zerhackte sie jämmerlicher weise, daß sie auch den Ort, wo sie Ritter zu werden vermeinten, mit verwundetem und nacketem Leibe schmertzlich und schimpfflich verlassen musten. Actor. XIX. 16. Und richtet er hier und da noch mancherley Schaden und Unglück an; so zeuget zwar solches alles von seiner Macht und Gewalt, was er bereits gethan, und auch noch gern thun möchte und könte, wenn ihm der grosse GOtt den vollen Zügel fahren liesse, aber dieser ists, der ihm Zaum und Gebiß ins Maul leget, daß er nicht überall und zu aller Zeit, wenn er wolte, seine Macht und Gewalt ausüben kan. Und ob ihm gleich je zuweilen der allein weise GOtt zulässet, jene, die Frommen, damit sie sich nicht ihrer hohen Offenbahrung überhebeten, und auch zu mehrerer Stärckung ihres Glaubens, und eintzigem Vertrauen auf die Gnade GOttes, mit Fäusten zu schlagen; 2. Cor. XII. 7. & seqq. und diese, die Gottlosen, aus Zorn und gerechtem Gericht, und wohlverdienter Straffe ihres ruchlosen Wesens halber, zu plagen, in Schaden und Verderben zu setzen, und sie in seinen Stricken gefangen zu führen nach seinem Willen, 2. Tim. II. 25. so ist und bleibet ihm doch, dem allen ohngeacht, der unumstößliche Gräntz-Stein des gerechten und heiligen Willens GOttes gesetzt; mit den Worten umschrieben:


Non plus ultra.


Biß hieher / und weiter nicht /

Ist dir Ziel und Lauff gericht.


Und diesen ist Satanas zu keiner Zeit vermögend zu überschreiten. Er hat derohalben keine Macht, ja nicht einmahl über die unvernünfftige und verächtliche Schweine, Matth. VIII. 30. noch vielweniger hat er Macht und Gewalt über die vernünfftige Creaturen GOttes, als über die Menschen, und unter diesen ins besondere über die Glaubige, denen er ohne GOttes Willen und Zulassung nicht vermag ein Härlein zu krümmen, wird auch noch einstens mit aller seiner Macht und Gewalt zu Schanden werden. Siehet also nun Satanas, daß er mit Macht oder Gewalt nichts auszurichten Erlaubnüs bekommt; so kommt er flugs in veränderter Masque, als ein sehr


Listiger und verschlagener Geist herzu geschlichen, und verstellt sich betrüglicher Weise in einen Engel des Lichts / 2. Cor. XI. 14. Um eine mit vielen bunten Blumen, und wohlriechenden Kräutern bedeckte Natter stehet der Sinn-Spruch:


Latet anguis in Herba.


Unter dieser Blumen-Zier

Liegt ein böß und gifftig Thier.


In einer solchen verdeckten Gestalt præsentirte sich dieser Ertz-Betrieger und Lügner von Anfang, der Teuffel / die alte Schlange / welche mit ihrer List die gantze Welt verführet hat, Apoc. XII. 9. unserer ersten Mutter Eva im Paradiese, um das erste Meister-Stück seiner Schwartzen Kunst ins Werck zu setzen. Ey wie konte ihr doch dieser Tausendkünstler in Zurückhaltung seiner eigentlichen Drachen-Gestalt einen so artigen blauen Dunst für die Augen machen, wie wuste er doch mit hohen und falschen Schein-Gründen das Verbott des Allerhöchsten zu verstimmlen, verkehren, und gantz anders zu deuten, die gedrohete schwere Todes-Straffe aber klüglich auszureden, hergegen eine gewiß zu erhaltende Weißheit, Herrschafft und Herrlichkeit unter einem theuren Endschwur anzupreisen; und Evam so lange mit süssen, schmeichlenden und schlüpfferigten Schlangen-Worten und angenehmen Zuspruch aufzuhalten, biß sie nach frecher Augen-Weide aus lüsterndem Appetit die stoltze Hand ausreckete, die verbottene Frucht behend ergriff, und nebst ihrem Manne dem Adam den unseeligen und verbottenen Biß drein thäten; dadurch sie sich und uns allen den zeitlichen und ewigen Tod samt allem Unglück an Halß gegessen, und in die ewige Dienstbarkeit und Sclaverey des Satans gestürtzet haben. Daraus wir aber (GOtt sey ewig Danck) durch den Sieg des Lammes in seinem Blut wiederum erlöset und befreyet worden. Satanas aber, der uns gerne aufs neue in sein Netz zu ziehen Belieben träget, gehet deßwegen Tag und Nacht auf Parthey aus, leget aller Orten gefährliche Stricke, braucht viele listige Räncke und Anläuffe / uns wiederum unter seine Herrschafft und Sclaverey zu bringen. Unter solchen teufflichen Fündlein aber ist nichts gemeiners, und welches viele Menschen für ein geringes achten, als der verdammliche Aberglaube / durch welchen so viele Leute verwicklet und eingeschläffert werden, daß er fast mehr für keine Sünde gehalten werden wil, und ist der rechte und wahre Glaube dergestallt verdunckelt, daß Einfältige und Unwissende zwischen dem Rechten und Aberglauben fast keinen Unterscheid machen können. Welches wir täglich erfahren an einfältigen Fuhrleuten, welche des Morgens ihre Rosse (oder Pferde) nicht eher einspannen, biß sie ihnen vorhero den Rücken mit Saltz bestreuet, in der aberglaubischen Meynung / dadurch zu verhindern, daß solchen durch Zauberey kein Schade zugefügt werden könte. Item, ein schwanger Weib soll durch keinen Nothstall für einer Schmiede gehen, sonst müste sie ihr Kind länger tragen, und schwere Geburt haben. Item, so man über ein Kind geschritten, wachse es nicht fort, man schreite denn wieder zurück. Item, wenn ein Mensch im Hauße stirbt, soll man ein Fenster im Logiment aufmachen, daß die Seele hinaus fahren könte. Item, es soll kein Verlobter seiner Braut ein Buch geben, sonst zerblättere sich die Liebe. Und was des aberglaubischen Zeugs und Dinges noch mehr ist; worüber doch, leyder! so fest und steiff gehalten wird, daß man das aberglaubische Volck davon abzuhalten grosse Mühe haben muß; da inzwischen des wahren GOttes und des lieben Gebets gantz und gar dabey vergessen wird. Wenn das fürwitzige und neubegierige Volck einem liederlichen Gauckler oder pralendem Marckschreyer, der doch nur jedermann mit lauter Betrug die Augen blendet, oder sonsten sehr viele und handgreiffliche Lügen herzusagen weiß, um nur dadurch seine nichts-taugende Waaren an den Mann zu bringen, oder auch denen Einfältigen das Geld aus dem Beutel zu locken, hauffenweiß zulaufft, Beyfall gibt, und ihm noch darzu seine nichts nutzende Mischmaschereyen abkaufft; so stehet das Lemma dabey:


Habeat sibi.


Wers glaubt / was er gelogen /

Der wird mit Recht betrogen.


Auf eben die Art macht es auch der listige und verschlagene Teuffel / und treibet beständig unter denen Leuten sein verdammtes Gauckelspiel und heillose Krämerey / sie dadurch im Aberglauben je mehr und mehr zu verstricken, weil er wohl weiß, daß die jetzige Welt sehr curieux neubegierig ist, und sich um alles bekümmert, ja auch von den allergeheimsten und raresten Sachen der Welt Unterricht zu haben verlanget; und durch solche Neugierigkeit kauffen die Menschen zu ihremmercklichen Schaden und Verderben dem Satan seine betrügliche u. vergifftete Waaren öffters ab. Wir wollen hier zum Exempel setzen, was nicht für Teufels-Werck getrieben wird durch das verdammliche Crystall-Schauen der Wahrsagerinnen / als des Teufels Affen und Meerkatzen / womit er die Leute zum Stand locker. Item, wie auf mancherley Art curiöse und Mannsüchtige ledige Weibs-Personen ihre Gauckeley in den H. Weyhnachts-Zeiten des Nachts treiben, um zu erfahren, was sie für Männer bekommen werden; Item, was auch noch für Teuffels-Wercke mit Diebs-Daumen /Galgen-Männlein / Spirit Famil. Festmachen /durch Wahrsager und Oracula, Nativität stellen /Zeichendeuten / Seegensprechen / Tage wählen /und dergleichen Sachen mehr getrieben werden, welches alles leichtsinnige und so genannte Christen für ein geringes achten, nicht bedenckende, wie sie dadurch in des Teuffels Stricken gefangen, und schändlich hinter das Licht geführet werden, daß das Sprüchwort an ihnen wahr wird:


Habeat sibi.


Wers glaubt / was er gelogen /

Der wird mit Recht betrogen.


Und hieher ist auch noch dieser greuliche Betrug des Satans zu rechnen, womit er diejenige arme Menschen, so mit ihm in einem würcklichen Bund stehen, überlistet und gefangen hält, da er ihnen unter mancherley Ganckel-Possen viele vermeinte Reichthümer / wollüstige gute faule Tage / und sonst noch tausenderley Ergötzlichkeiten mehr verschaffet und geniessen lässet; ex. gr. ihnen verborgene Schätze zeiget / sie in der Lufft auf mancherley Arten zu ihren Versammlungen, Täntzen und Mahlzeiten abholet oder sonsten wunderbarlicher Weise schnell und in sehr kurtzer Zeit viele Meilen Wegs weit von einem Ort zum andern herum führer; ferner ihnen durch subtile Verblendungen mancherley Verwandlungen in Wehrwölffe / Katzen und dergleichen als Schlaffenden einzubilden pfleget, it. mit ihnen vermeinte Buhlschafft und Unzucht treibet, und in ihnen, als den Kindern des Unglaubens / sein Werck und Wesen hat, wodurch er sie aber jemehr und mehr von Gott und seinem Heil. Wort abwendet, je vester und vester in seine Banden und Stricke verwicklet, und sie endlich, wo sie sich nicht von demselben noch hier in der Gnaden-Zeit durch wahre Busse und Glauben an Christum loß reissen, gar in die Hölle ziehet, und zu seinen ewigen Sclaven macht und behält.

Endlich ist auch Satanas ein grausamer und boßhaffter Feind / ein Ertzbösewicht / welcher immerdar seine feurige Pfeile auf uns loßdrücket, Ephes. VI. 16. ja seine Boßheit ist grösser als aller Menschen Boßheit. Wenn ein zorniger Mörder, oder grimmiger Löwe umher gehet, und auf Blut lauret, so setzet man zu solchen Sinnbildern das Lemma:


Nulli parcit, occidit.


Niemand schont er / seine Wuth

Geht auf Leben, Leib und Blut.


Satanas ist eben der rechte Haupt-Bandit und Mörder von Anfang / Joh. VIII. 44 der über uns alle einen grossen Zorn hat, Apoc. XII. 12. er ist der grimmige und brüllende Löwe / welcher Tag und Nacht herum gehet und uns gäntzlich mir Leib und Seel zu verschlingen suchet, 1. Pet. V. 8. er ist gantz unersättlich in seiner Boßheit und Grausamkeit / und kan solche zu keiner Zeit unterlassen. War es demnach nicht eine neidische und sehr grosse Boßheit / daß er denen nach dem Ebenbilde GOttes erschaffenen ersten Menschen diese ihre grosse Glückseeligkeit im Stande ihrer Unschuld mißgönnete, und sie durch seine boßhaffte List zur Ubertrettung des göttlichen Befehls verleitete? War es nicht eine teuffelische Grausamkeit und verleumderische Boßheit, daß er durch sein verdammtes Geschwätz und lügenhaffte Läster-Zunge der von GOtt selbst belobten Frömmigkeit des gerechten Hiobs eine gantz andere Farbe anstrich, Hiob. 1. 8–10. und dadurch gleichsam GOtt dahin bewoge, ihn und alle das Seinige seiner (doch in gewissen Gräntzen eingeschlossenen) Grausamkeit zu übergeben; welche er auch nach allen ihm vergönnten Käfften tyrannisch gnug ins Werck setzte? Cap. I. & II. Und mit was unerhörter und erschrecklicher Grausamkeit und Boßheit wütet und tobet er nicht in denjenigen elenden und erbarmungs-würdigen Menschen, welche ihm der gerechte GOtt aus heiligen Ursachen zur leiblichen Besitzung übergiebt, die betrübteste und entsetzlichste Exempel davon sind so wol in heiliger als auch Profan-Schrifften in ziemlicher Menge zu finden und zu lesen. Und von aller dieser seiner Grausamkeit und Boßheit nun stehet Satanas noch nicht ab, er treibet sie vielmehr ohnausgesetzt biß auf den heutigen Tag beständig fort, und das entweder durch sich selbst / da er zu grosser Betrübniß und Kummer mancher Eltern auf GOttes Verhängniß ihnen ihre rechte leibliche junge zarte Kinder, wann sie solche nicht dem Macht-Schutz des Allmächtigen fleißig anbefehlen, frevel- und boßhaffter weise wegstehle, und an deren statt unrechte ungestallte Monstra, Kielkröpffe oder Wechselbälge legen soll, die durch ihr fürchterliches Geschrey / Unersättlichkeit / wüstes und unflätiges Bezeigen /grossen Schrecken, Last und Ungelegenheit verursachen, welche unmenschliche Teuffels Banckert aber Satanas öffters durch fast lächerliche Mittel, (absonderlich aber durch inbrünstiges Gebet zu GOtt) wieder wegzunehmen, und die rechte natürliche und leibliche Kinder herbey zu schaffen gezwungen werde. Ferner treibt auch Satanas grosse Grausam keit und Boßheit durch seine liebe getreue Reichsgenossen / als Hexen / Unholden und Zauberer / in denen er sein Werck hat, und sie unauffhörlich anreitzet durch mancherley lose Verzauberung, Gifftmischung und andere böse Teuffels-Künste überall und an allen Orten, wo sie nur können Schaden, Verderben, Jammer, Unglück, Elend und Hertzeleyd an Menschen, Vieh, Hauß, Hoff und denen Früchten und Gewächsen der Erden an- und auszurichten. Und dieses gottlose Teuffels-Geschmeiß scheuet sich auch im geringsten nicht, durch ihr verfluchtes Zauber-Wesen ihrem Nächsten u. Neben-Menschen Schaden u. Leyd zuzufügen, und das geschiehet entweder durch Verlähmung derer Glieder / Benehmung ehelicher Wercke / verzauberte Liebe, manche böse Kranckheiten oder durch dergleichen zauberische Thaten noch mehr; an welchen allen, wann sie geschehen können, oder würcklich gar geschehen sind, Satanas, als ein grausamer und boßhaffter Schadenfroh, allen seinen Lusten und Gefallen hat, auch wünschet und hefftig verlanget, daß alle Menschen seiner Boßheit und Grausamkeit herhalten müsten. Ein Wandersmann, der durch einen ungeheuren und unsichern Wald reisen muß, schläffet nicht, sondern siehet sich beständig um, ob etwa ein Mörder oder reissendes Thier herfür springen möchte, ihn zu verderben, deßwegen hält er seine Waffen in guter Bereitschafft, um dem sich ereignenden Uberfall Widerstand zu thun; und da gut ihm das Sprüchwort:


Orat & vigilat.


Dieweil er in Gefahr /

So nimmt er seiner wahr.


Ein frommer und rechtschaffener Christ, so auch durch diese Welt-Wüste reisen muß, ist fast keine Stunde sicher, in welcher er sich nicht des grausamen Anfalls des boßhafften Seelen-Mörders und heißhungeringen Löwens / des Satans / und aller seiner geschwornen Werckzeugen und Gehülffen zu befürchten hat, deßwegen muß es stets bey ihm heissen:


Orat & vigilat.


Dieweil er in Gefahr /

So nimmt er seiner wahr.


Er wachet demnach in steter Nüchterkeit und Mässigkeit, und spricht: Ich steh hier auf der Wacht /und gebe fleißig acht, wenn dieser komt gegangen, der meine Seel will fangen. Er betet aber auch dabey im Geist und Glauben, weil er wohl weiß, daß des Gerechten Gebet viel vermag / wenn es ernstlich ist. Jacob. V. 16. er betet im starcken Vertrauen, erhöret zu werden im Nahmen JEsu Christi, also: Für dem Teuffel uns bewahr! dann groß Macht und viel List / sein grausam Rüstung ist /auf Erd ist nicht seins gleichen.

Nun in gegenwärtigem Buch, Physicalisch und Historisch erörterte Curiositäten oder Entlarvter Teuflischer Aberglaube genannt, findet der geehrte Leser eine ziemliche Anzahl Materien, Ideen / Realien / Curiosa, merckwürdige Exempel und wunderbare Historien / welche von dem, was bißher gesaget worden, mehrere und weitläufftigere Nachricht geben werden. Sonderlich redet der Author, Herr Joh. Jacob Bräuner seel. gewesener Phil. &. Med. Doctor allhier, hierinnen von der vielfachen List, Betrug und Gauckel-Possen des leidigen Teuffels / als wodurch er am allermeisten die unvorsichtige Menschen von GOtt und seinem Wort abzuwenden Gelegenheit und Gehör findet. Gedachter Herr Verfasser aber hat dieses nützliche und Lobens-würdige Werck mit grossem Fleiß aus sehr vielen, theils noch nicht bekannten Authoren genau und richtig zusammen getragen, und seinem Nächsten und Neben-Menschen zum nützlichen Gebrauch ausgefertiget.

Es dienet demnach dieses Buch denen einfältigen und aberglaubischen, wie auch denen boßhafften Leuten, eines theils in ihrem unverantwortlichen Teuffels-Affenwerck zum wohlmeinendem Unterricht /daß sie sich von solchen Gotts-vergessenen und verdammlichen Wegen abziehen lassen, denen unwissenden aber treulich, doch nur kürtzlich zur Unterweisung / und auch noch denen von GOtt abweichenden aberglaubischen, und nach verbottenen Künsten greiffenden Menschen zur heilsamen Warnung / sich von diesen bösen Wegen abschröcken zu lassen; Der geehrte Leser bediene sich demnach dieser curiösen Materien nicht nur zur angenehmen und nützlichen Zeitkürtzung, sondern auch zu seiner Erbauung, Warnung und Verbesserung.

Er aber, der hochgelobte Sohn des Allerhöchsten, Jesus Christus, welcher erschienen ist die Wercke des Teuffels zu zerstöhren, 1. Joh. III. v. 8. zertrete, als der mächtige und siegreiche Schlangen-Treter / Gen. III. v. 15. den Satan, die alte Schlange, samt allem seinem vegiffteten Saamen und verfluchten Mitgliedern unter unsere Füsse in kurtzem, Rom. XVI. v. 20. Demselben treuen Heyland befehle ich dich, geehrter Leser / zu allen Zeiten. Lebe wohl.

J.G.P.


Franckfurther Oster-Meß, 1737.

Quelle:
Bräuner, Johann Jacob: Physicalisch= und Historisch= Erörterte Curiositaeten. Frankfurth am Mayn 1737.
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