Erster Auftritt.

[83] Choiseul und Dubarry im Gespräch.


DUBARRY. Aber ich bin noch immer nicht durch Ihre Gründe beruhigt. Sie sagen allerdings, der Kommandierende der Palastwache sei zuverlässig, die Wirkung des Zusammentreffens auf die Marquise unausbleiblich – ganz gut – wenn es aber doch mißlänge?

CHOISEUL verächtlich. Beruhigen Sie sich nur, Kammerherr. Wenn Sie Choiseul werden erbleichen sehen, dann erst mögen Sie das Spiel verloren geben. Ich habe die Tat unternommen, also überlassen Sie mir den Ausgang. Und gesetzt, es mißlänge, wer wird der Gefährdete sein? Nur ich. Dem kleinen Dubarry traut man derlei Dinge nicht zu. Begeben Sie sich nun zu dem Hofstaat in die Antichambres, ich habe noch nicht alles beendigt, und Sie stören mich.

DUBARRY. Nun denn, da Sie so sicher sind, viel Glück. Vergessen Sie unser Übereinkommen nicht. Er geht rechts ab.

CHOISEUL. Geh nur, mein Mäuschen, geh in die Falle! Vor sich hinstarrend. Sie bleibt doch ein gigantischer Charakter! – Fast reut mich's. – Ihr Fall wird Aufsehen durch Europa machen. O, und wie habe ich dieses Weib geliebt! – Diesen Narziß! Auffahrend. Der Gedanke macht[83] mich zu Eis! Er öffnet ein wenig den Vorhang der Arkaden und gibt ein Zeichen.

DORIS QUINAULT durch die Mitte.


Quelle:
Albert Emil Brachvogel: Narziß. Leipzig [o.J.], S. 83-84.
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