Dritter Auftritt.

[85] Choiseul. Stimmen von außen.


CHOISEUL nach der Tür links eilend, öffnet sie und spricht hinauf. Gardist, war jemand in dieser Galerie?

STIMME von draußen. Niemand!

CHOISEUL. Zieh dich zurück in den Seitengang! Er schließt die Tür und eilt zum Eingang rechts, den er öffnet. Kam niemand zu dir, Posten?

STIMME von draußen. eine Seele!

CHOISEUL. Deine Wache ist zu Ende, geh in die Arkaden zu den Kameraden. Er schließt die Tür. Ha, Gott sei gelobt, keiner hat gehört! – Er bleibt sinnend stehen. Pause. Ja, es ist so! Das Mädchen muß diesen Mann lieben. Mit solcher Todesangst konnte nur die Liebe sprechen! – Dieser Bettler! – Geliebt von zwei Frauen, gleich groß in ihrer Art, gleich schön und beneidet – beide getragen von dem Staunen der Mitwelt – und du, Choiseul, auf deiner einsamen Höhe, was hast du? Neidisch. Ha, wenn dieser Mensch stirbt, kann er mit bleicher Lippe noch den d'Amboise höhnen, der Bettler den Lenker Frankreichs! – Er versinkt in Nachdenken.

MARQUISE DE POMPADOUR UND DREI HOFDAMEN von links.


Quelle:
Albert Emil Brachvogel: Narziß. Leipzig [o.J.], S. 85.
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