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[28] Wer nicht recht gürtet vor dem Reiten,
Nicht weise Vorsicht übt bei Zeiten,
Deß spottet man, fällt er zur Seiten.
Ein Narr hält sich an der Mähne seines Esels fest, weil der Sattelgurt aus der Schnalle gewichen ist und er herabzufallen droht.
Der ist mit Narrheit wohl geeint,
Wer spricht: »Das hätt' ich nicht gemeint!«
Denn wer bedenkt all Ding bei Zeiten,
Der sattelt wohl, eh er will reiten.
Wer sich bedenkt erst nach der That,
Deß Anschlag kommt wol oft zu spat;
Wer in der That sich rathen kann,
Muß sein ein wohlerfahrner Mann,
Oder es haben's ihm Frauen gelehrt,
Die solchen Raths sind hochgeehrt.
Hätt' Adam zuvor bedacht sich baß,
Eh denn er von dem Apfel aß,
Er wär' nicht um den kleinen Biß
Gestoßen aus dem Paradies.
Hätt' Jonathas sich recht bedacht,
So nahm der Gab' er wenig Acht,
Die Tryphon ihm in Falschheit bot
Und ihn erschlug darnach zu Tod.
Guten Anschlag wußte alle Zeit
Der Kaiser Julius in dem Streit,
Doch, als er hatte Fried' und Glück,
Versäumte er ein kleines Stück,
Daß er den Brief nicht las zur Hand,
Den man zur Warnung ihm gesandt.
Nikanor überschlug gering,
Verkaufte das Wildpret, eh er's fing,[29]
Drum fiel sein Anschlag grob genug:
Zung', Hand und Haupt man ab ihm schlug. –
Ein weiser Plan allzeit gut paßt,
Wohl dem, der ihn bei Zeiten faßt.
Gar Mancher eilt und kommt zu spät,
Der stößt sich bald, der zu rasch geht.
Asahel, einst als schnell bekannt,
Sank hin, durchbohrt von Abners Hand.
Ausgewählte Ausgaben von
Das Narrenschiff (Ausgabe 1877)
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