[43] Wer etwas findet und trägt das hin
Und wähnt, Gott schenk's ihm, in seinem Sinn.
So hat der Teufel betrogen ihn.
Einem Narren, der gierig auf einige Schüsseln voll Goldes losstürzt, bläst dies der Teufel vom Rücken her ein.
Der ist ein Narr, wer etwas findet
Und im Verstand ist so erblindet,
Daß er spricht: »Gott hat mir das beschert;
Ich acht' nicht, wem es zugehört!«
Was einer nicht hat ausgesät,
Ist ihm versagt auch, daß er's mäht,
Und jeder weiß, bei seiner Ehre,
Daß dies einem Andern zugehöre.
Was, wie er weiß, sein Gut nicht ist,
Das hilft ihm nicht, ob's ihm gebrist
Und er es finde ohn' Gefährde;
Er schau, daß es dem wieder werde,
Wenn er ihn weiß, der es erworben,
Oder geb' es den Erben, falls jener gestorben,
Und wenn man die nicht wissen kann,
Geb' man es einem armen Mann
Oder sonst um Gottes Willen aus;
Es soll nicht bleiben in dem Haus,
Denn es ist fortgetragen Gut,
Dadurch verdammt in Höllenglut
Gar mancher um solch Finden sitzt,
Den man oft reibt, wenn er nicht schwitzt.
Achor behielt, was nicht war sein
Und bracht' dadurch das Volk in Pein,
Zuletzt ward ihm, was er nicht meinte,
Als ohn' Erbarmung man ihn steinte.[44]
Wer auf sich nimmt 'ne kleine Bürde,
Trüg' größre auch, wenn sie ihm würde.
Rauben und Finden Gott gleich achtet,
Weil er dein Herz und dich betrachtet.
Nichts finden macht kein Herz betrübt,
Doch Fund, den man nicht wiedergibt.
Denn was man findet und trägt ins Haus,
Das kommt gar ungern wieder heraus.
Ausgewählte Ausgaben von
Das Narrenschiff (Ausgabe 1877)
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