LXVIII.

[126] Wer mit Kindern und Narren sich befaßt,

Dem sei ihr Scherz auch nicht verhaßt,

Weil er sonst zu den Narren paßt.


Ein Narr scheint sich darüber zu beschweren, daß ihn ein Kind, welches auf einem Steckenpferde reitet, mit einer Gerte neckt, während ein andrer Narr, wol um eines mißverstandenen Scherzes willen, das Schwert zieht.


Nicht Scherz verstehn.

Ein Narr bemerkt allein wol nicht,

Wenn er mit einem Narren spricht;

Ein Narr ist auch, wer widerbillt

Und sich mit einem Trunknen schilt,

Mit Narrn und Kindern scherzen will

Und übelnehmen Narrenspiel.

Wer will mit Jägern gehn, der hetze,

Wer kegeln will, derselb' aufsetze;

Der heule, wer bei Wölfen ist,

Es liege still, wem nichts gebrist.

Denn Wort auf Wort ist Narrenweise,

Doch gut für böse hoch ich preise.

Wer Böses gibt für Gutes aus,

Dem kommt das Böse nicht vom Haus;

Wer lacht, damit ein andrer weint,

Den trifft das Gleiche, eh er's meint.

Ein Weiser gern bei Weisen steht,

Ein Narr mit Narren gern umgeht;

Daß Keinen leiden mag ein Narr,

Macht seinen Hochmuth offenbar.

Denn mehr Leid einem Narrn geschieht,

Daß er noch etliche vor sich sieht,

Als Freud' er hat, daß ihm die Andern

Zu Füßen fallen und nachwandern.

Und daß du merkst, wie ich es meine:

Ein Stolzer ist gern Herr alleine.

Haman fand nicht Gefallen dran,

Daß ihn verehrte Jedermann,[127]

Viel mehr der Kummer ihn beschwerte,

Daß Mardochai ihn nicht ehrte.

Man braucht auf Narren nicht zu merken,

Man kennt sie wol an ihren Werken;

Wer weise ist, wie jeder soll,

Der bleibt von Narren verschonet wol.

Quelle:
Brant, Sebastian: Das Narrenschiff. Leipzig [1877], S. 126-128.
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Das Narrenschiff (Ausgabe 1877)
Das Narrenschiff
Das Narrenschiff: Mit allen 114 Holzschnitten des Drucks Basel 1494
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