|
[170] Wer um 'ne Pfeif' des Mauls wird quitt,
Genießt selbst seines Tausches nit,
Und muß oft gehn, wenn er gern ritt'.
Ein Narr vertauscht mit freudigem Gesichte einen schön gesattelten Maulesel gegen eine Sackpfeife.
Viel größre Arbeit hat ein Narr,
Daß seine Seel' zur Hölle fahr',
Als je ein Eremit noch hat
Gehabt an heimlich-wüster Statt,
Wo er Gott dient mit Beten, Fasten.
Man sieht, was Hoffahrt trägt für Lasten,
Wie man sich putzt, schminkt, nestelt, schnürt[170]
So fest, daß kaum ein Glied sich rührt.
Die Gier treibt Manchen über See
Durch Ungewitter, Regen, Schnee
Nach Norwegen und Lappenland.
Kein Buhler Ruh' noch Rast je fand;
Die Spieler haben wenig Zeit
Und auch der Schnapphahn, der zum Streit
Selbst untern Galgen waget sich.
Des Prassers will geschweigen ich,
Der allzeit voll ist bis ans Herz,
Welch' Pein der hat und stillen Schmerz;
Die Eifersucht hat's nicht auf's Beste
Aus Furcht vorm andern Gauch im Neste;
Die eignen Glieder kocht der Neid.
Um Gottes Ehr' trägt Niemand Leid
Und fasset in Geduld die Seel'
Wie Noah, Job und Daniel.
Gar vielen Böses nur gefällt,
Von wenigen Gutes wird erwählt.
Ein Weiser Gutes wählen soll,
Das Böse kommt von selber wol.
Wer gibt das Himmelreich um Mist,
Der bleibt ein Narr, wer er auch ist;
Des Tausches wird nie froh im Muth,
Wer Ewiges gibt um zeitlich Gut:
Denn daß ich's kurz im Wort begreife:
Er gibt den Esel um 'ne Pfeife.
Ausgewählte Ausgaben von
Das Narrenschiff (Ausgabe 1877)
|