[1.]

[6] Den vordantz hat man mir gelan

Dan jch on nutz vil bücher han

Die jch nit lyß / vnd nyt verstan


1. Von vnnutze buchern

Von vnnutzē buchern

Das jch sytz vornan jn dem schyff

Das hat worlich eyn sundren gryff

On vrsach ist das nit gethan

Vff myn libry ich mych verlan

Von büchern hab ich grossen hort

Verstand doch drynn gar wenig wort

Vnd halt sie dennacht jn den eren

Das ich jnn wil der fliegen weren[7]

Wo man von künsten reden důt

Sprich ich / do heym hab jchs fast gůt

Do mit loß ich benügen mich

Das ich vil bücher vor mir sych /

Der künig Ptolomeus bstelt

Das er all bücher het der welt

Vnd hyelt das für eyn grossen schatz

Doch hat er nit das recht gesatz

Noch kund dar vß berichten sich

Ich hab vil bücher ouch des glich

Vnd lys doch gantz wenig dar jnn

Worvmb wolt ich brechen myn synn

Vnd mit der ler mich bkümbren fast

Wer vil studiert / würt ein fantast

Ich mag doch sunst wol sin eyn here

Vnd lonen eym der für mich ler

Ob ich schon hab eyn groben synn

Doch so ich by gelerten bin

So kan ich jta sprechen jo

Des tütschen orden bin ich fro

Dan jch gar wenig kan latin

Ich weyß das vinū heysset win

Gucklus ein gouch / stultus eyn dor

Vnd das ich heyß domne doctor

Die oren sint verborgen mir

Man säh sunst bald eins mullers thier


Quelle:
Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Basel 1494, S. 6-8.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Das Narrenschiff
Das Narrenschiff
Das Narrenschiff: Mit allen 114 Holzschnitten des Drucks Basel 1494
Das Narrenschiff
Das Narrenschiff: Nach der Erstausgabe (Basel 1494) mit den Zusätzen der Ausgaben von 1495 und 1499 sowie den Holzschnitten der deutschen Originalausgaben (Neudrucke Deutscher Literaturwerke)
Das Narrenschiff:

Buchempfehlung

Musset, Alfred de

Gamiani oder zwei tolle Nächte / Rolla

Gamiani oder zwei tolle Nächte / Rolla

»Fanni war noch jung und unschuldigen Herzens. Ich glaubte daher, sie würde an Gamiani nur mit Entsetzen und Abscheu zurückdenken. Ich überhäufte sie mit Liebe und Zärtlichkeit und erwies ihr verschwenderisch die süßesten und berauschendsten Liebkosungen. Zuweilen tötete ich sie fast in wollüstigen Entzückungen, in der Hoffnung, sie würde fortan von keiner anderen Leidenschaft mehr wissen wollen, als von jener natürlichen, die die beiden Geschlechter in den Wonnen der Sinne und der Seele vereint. Aber ach! ich täuschte mich. Fannis Phantasie war geweckt worden – und zur Höhe dieser Phantasie vermochten alle unsere Liebesfreuden sich nicht zu erheben. Nichts kam in Fannis Augen den Verzückungen ihrer Freundin gleich. Unsere glorreichsten Liebestaten schienen ihr kalte Liebkosungen im Vergleich mit den wilden Rasereien, die sie in jener verhängnisvollen Nacht kennen gelernt hatte.«

72 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon