[102.]

[268] Man spüert wol jn der alchemy

Vnd jnn des wynes artzeny

Was falsch / vnd bschiss vff erden sy


102. vo falsch vnd beschiss

vō falsch vnd beschiss

Betrüger sint / vnd fälscher vil

Die tönen reht züm narren spiel

Falsch lieb / falsch rot / falsch frünt / falsch gelt

Voll vntruw ist yetz gantz die welt

Brüderlich lieb / ist blind vnd dott

Vff btrogenheyt eyn yeder gat

Do mit er nutz hab / on verlust

Ob hundert joch verderben sust[269]

Keyn erberkeyt sicht man me an

Man loßt es über die selen gan

Echt man eyns dings mög kumen ab

Got geb ob tusent sturben drab /

Vor vß / loßt man den wyn nüm bliben

Groß falscheyt důt man mit jm triben

Salpeter / schwebel / dottenbeyn

Weydesch / senff / milch / vil krut vnreyn /

Stost man zům puncten jn das faß

Die schwangern frowen drincken das

Das sie vor zyt genesen dick

Vnd sehen eyn ellend anblick /

Vil kranckheyt springen ouch dar vß

Das mancher fert jns gernerhuß /

Man důt eyn lam roß yetz beschlagen

Das wol ghört vff den spittel wagen

Das můß leren vff fyltzen stan

Als solt es nachts zů metten gan

So es von armůt hinckt vnd zelt

Můß es doch geltten yetzt sin gelt

Do mit beschissen werd die welt

Man hat kleyn mossen / vnd gewicht

Die elen sint kurtz zů gerycht

Der koufflad můß gantz vinster syn

Das man nit seh des tůches schyn

Die wile eyner důt sehen an

Was narren vff dem laden stan

Gent sie der wogen eynen druck

Das sie sich gen der erden buck /

Vnd frogen eyns / wie vil man heysch

Den tumen wigt man zů dem fleysch

Man ert den weg yetz zů der furch

Die alte müntz ist gantz hardurh

Vnd möcht nit lenger zyt beston

Hett man jr nit eyn zůsatz gethon

Die müntz die schwächert sich nit kleyn

Falsch geltt / ist worden yetz gemeyn

Vnd falscher ratt / falsch geystlicheyt[270]

Münch / priester / bägin / blotzbrüder dreit

Vil wölff gont yetz jnn schäffen kleidt

Do mit ich nit vergeß hie by

Den grossen bschisß der alchemy

Die macht das sylber / golt / vff gan

Das vor ist jnn das stäcklin gtan

Sie goucklen / vnd verschlagen grob

Sie lont eyn sehen vor eyn prob

So würt dann bald eyn vncken druß

Der guckuß manchen tribt von huß

Der vor gar sanfft / vnd trucken saß

Der stoßt sin gůt jns affenglaß

Biß ers zů puluer so verbrent

Das er sich selber nit me kennt

Vil hant also verderbet sich

Gar wenig sint syn worden rich

Dann Aristoteles der gycht

Die gstalt der ding wandeln sich nicht

Vil fallen schwär jn dise sůht

Den doch dar vß gat wenig frůcht /

Für golt man kupfer yetz zů rüst

Müsdreck man vnder pfeffer myst

Man kan das beltzwerck alles verben

Vnd důt es vff das schlechtest gerben

Das es beheltt gar wenig hor

Wann mans kum treit eyn viertel jor /

Zysmůß die geben bysem vil

Des gstanck mā schmeckt eyn halbe myl

Die fulen hering man vermyscht

Das man verkoufft sie gar für frysch

All gassen sint fürkouffer voll

Gremperwerck triben / schmeckt gar wol

Fyrn / vnd nüw / man vermänckeln kan

Mit btrügniß gat vmb yederman

Keyn kouffmanschatz stat jnn sym werdt

Jeder mit falsch vertriben bgert

Das er syns kroms mög kumē ab

Ob es Gall / vberbeyn / joch hab[271]

Sellig on zwiffel ist der man

Der sich vor falsch yetz hütten kan

Das kyndt sin elttern btrugt vnd mog

Der vatter hatt keynr syppschafft frog

Der wyrt den gast / der gast den würt

Falsch / vntruw / bschysß würt gātz gspürt

Das ist dem endkrist gůt fürlouff

Der würt jnn valsch důn / all syn kouff

Da was er gdenckt / heyßt / důt / v lert

Würt nüt dann valsch / vntruw / verkert


Quelle:
Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Basel 1494, S. 268-272.
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