|
[283] Wer hie anzündt syn ampel wol
Vnd brennen loßt syn liecht / vnd ol
Der selb sich ewig fröwen sol
Der ist eyn narr / der zů der zytt
So gott syn letzstes vrteyl gyt
Sich vrteyln můß vß eygenem mundt
Das er verschlagen hat syn pfundt
Das jm entpfolhen hat syn her
Das er do mit soltt gwynnen mer
Dem wyrt das selb genomen hyn
Vnd er geworffen jnn die pyn /[284]
Des glich ouch die jr ampell hant
Verschüt / vnd nit mit öl gebrant /
Vnd went erst sůchen ander öl
So yetz vß farend ist die sel /
Vier kleyne ding sint vff der erd
Sint wyser doch da menschlich gberd /
Die omeyß die keynr arbeyt schont /
Eyn häslin das jm velsen wont /
Die hew stäff / die keyn künig hant
Vnd ziehen doch zů veld allsant /
Eyn aydes gat vff syn henden vß
Vnd wont doch jn der kunig huß /
Wer hunig fyndt vnd wafen scharff
Der äß nit me dann er bedarf
Vnd hüt vor füllung sich der süß
Das ers nit wider spüwen můß
Ob joch eyn wyser gähling stirbt
Sin sel doch nyemer me verdyrbt /
Aber der narr / vnd vnwis man
Verdyrbt / vnd müß syn husung han
Ann ewigkeit jn synem grab
Den frömden loßt er sel / vnd hab /
Keyn grösser dor wart nie gemacht
Dann der das kunfftig nit betracht
Vnd zytlichs für das ewig acht
Es brennt manch boum jnn hellen glůt
Der nit wolt tragen gůte frůcht
Ausgewählte Ausgaben von
Das Narrenschiff
|
Buchempfehlung
Der satirische Roman von Christoph Martin Wieland erscheint 1774 in Fortsetzung in der Zeitschrift »Der Teutsche Merkur«. Wielands Spott zielt auf die kleinbürgerliche Einfalt seiner Zeit. Den Text habe er in einer Stunde des Unmuts geschrieben »wie ich von meinem Mansardenfenster herab die ganze Welt voll Koth und Unrath erblickte und mich an ihr zu rächen entschloß.«
270 Seiten, 9.60 Euro
Buchempfehlung
1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
396 Seiten, 19.80 Euro