[57.]

[138] Wer on verdienst / will han den lon

Vnd vff eym schwachen ror will ston

Des anschlag / wurt vff krebsen gon


57. Furwissenheyt gottes

Furwissenheyt gottes

Man fyndt gar manchen narren ouch

Der ferbet vß der gschrifft den gouch

Vnd dunckt sich stryffecht vnd gelert

So er die bůcher hat vmb kert

Vnd hat den psaltter gessen schyer

Biß an den verß / Beatus vir /

Meynend / hab got eym gůts beschert

So werd jm das nyemer entwert /[139]

Sol er dann faren zů der hell

So well er syn eyn gůt gesell

Vnd leben recht mit andern wol

Im werd doch / was jm werden sol /

Narr loß von sollcher fantesy

Du gsteckst sunst bald jm narrenbry /

Das gott on arbeit belonung gytt

Verloß dich druff / vnd bach du nytt

Vnd wart / wo dir von hymel kunt

Eyn brotten tub / jn dynen můndt

Dann solt es also schlecht zů gon

So würd eym yeden knecht syn lon

Gott geb / er arbeyt oder nit

Das doch nit ist vff erden sytt

War vmb wolt gott dann ewig lon

Eym geben / der wolt müssig gon

Geben eym knecht der schlaffen wolt

Syn rich / vnd eyn so grossen solt /

Ich sprich / das vff erd nyemans leb

Dem gott on gnaden ettwas geb

Oder dem er sy pflychtig üt

Dann er ist vns gantz schuldig nüt

Eyn fryer her / schenckt wem er wil

Vnd gibt vß wenig oder vil /

Wie jm gelyebt / wän gat es an

Er weiß / war vmb ers hat gethan /

Eyn hafner vß eym erdklotz macht

Eyn erlich gschyrr / sunst vil veracht

Als kachlen / häfen / wasserkrüg

Do man jn / böß / vnd gůttes tüg

Die kachel spricht nit wyder jn

Ich solt eyn krůg / eyn hafen syn

Gott weiß (dem es alleyn zů stat)

War vmb er all ding geordnet hat /

War umb er Jacob hat erwelt

Vnd nit Esau jm glich gezelt /

War vmb er Nabuchodonosor

Der vil gesündet hatt lang jor[140]

Strofft / vnd zů ruw doch kumen lyeß

Vnd zů sym rich / noch dem er büsßt /

Vnd Pharao mit Geyßlen hart

Strofft / der do von doch böser wart /

Eyn artzeny macht eynen gsunt

Vnd macht den andern mer verwundt /

Dann eyner noch dem er entpfandt

Gotts stroff / vnd der gewaltigen handt

Bdocht er syn sünd / mit sufftzen vil /

Der ander brucht syn fryen will

Vnd merckend gotts gerechtikeyt

Myßbrücht er syn barmhertzigkeyt /

Dann gott nye keynen hatt verlon

Er wust / war vmb ers hatt gethon

Wann ers wolt als glych han eracht

Er hett wol nůt dann rosen gmacht

Aber er wolt ouch dystlen han

Do man syn gerechtikeyt säh an

Der was ein nydisch schalckhafft knecht

Der meynt syn herr dät jm vnrecht

Do er jm gab syn gdingten solt

Vnd gab eym andern was er wolt

Der wenig arbeyt hatt gethon

Dem gab er doch eyn glychen lon

Man fyndt gar vil gerechter lüt /

Die hye vff erd hant vbelzyt

Vnd loßt jn gott zů handen gon

Als ob si vil sünd hetten gthon

Dar gegen fyndt man narren dick

Die zů all sachen hand vil glück

Vnd jnn jrn sünden syndt so fry

Als ob jr werck gantz heylig sy /

Das sint die vrteyl gotts heymlich

Der vrsach weiß nyeman gentzlich

Je me man die zů gründen gärt

Je mynder man dar von erfärt

Ob yeman schon wänt das ers wiß

So ist er syn doch vngewiß[141]

Dann all ding werdent vns gespart

Inn kunfftig / vnsicher / hynfart /

Dar vmb loß gots fürwissenheyt

Vnd ordenung der fürsichtikeyt

Stan wie sie stat / thů recht vnd wol

Gott ist barmhertzig / gnaden vol

Loß wissen jnn / als das er weiß

Dů recht / den lon ich dir verheiß

Beharr / so gib ich dir myn sel

Zů pfand / du kumbst nit jnn die hell /


Quelle:
Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Basel 1494, S. 138-142.
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