[81.]

[208] Hie kumen keller / köch / eehaltten

All die des huses sorg / důnt waltten

Die redlich jnn dem schiff důnt schaltten


81. von kochen vnd keller

von kochen vnd keller

Eyn böttlin erst vor vns hyn lyeff

Das fraget noch dem narren schiff

Dem goben wir versaltzen suppen

Das er dem fläschlin wol möcht luppen

Im wasß zů louffen also goch

Das fläschlin es on duren zoch

Wir wolten jm brieff geben han

Wolt es doch nit so lang still stan /[209]

Des kumen wir die straß hie schlecht

Keller / vnd köch / megde / eehalt / knecht

Die mit der kuchen sint behafft

Wir tragen all vff noch kuntschafft

Dar vß keyn duren vns bestat

Vß vnserm seckel es nit gat

Vor vß wann vnser herschafft nycht

Zů huß ist / vnd es nyeman sycht /

So schlēmen wir / vnd tabernyeren

Frömde prasser / wir mit vns heym füren

Vnd geben do gar manchen stoß

Der kannen / krusen / fleschen groß

Wa nachts die herschafft schloffen gat

Vnd rygel / tor / beschlossen hatt

So drincken wir dann nit des bösten

Wir lossen vß dem vaß / dem grösten

Do mag man es nit wol an spüren

Ans bett / wir dann eynander füren

Doch důnt wir vor zwen socken an

Das vns die herschafft nit hör gan

Vnd ob man schon hört ettwas krachen

Mann wänt die katzen důnt das machen

Vnd wenn eyn kleyn zyt vmbhar gat

So wänt der herr / das er noch hat

In sym väslin eyn gůten drunck

So macht der zappf da glunck glunck glunck

Das ist eyn zeychen dar zů / das

Gar wenig ist me jnn dem faß

Dar zů / wir dar vff flißlich achten

Wie wir zů richten vil der trachten

Do mit den glust / vnd magen reytzen

Mit kochen / syeden / broten / schweytzen /

Mit rösten / bachen / pfeffer bry

Voll zucker / wurtz / vnd spetzery

Geben wir eym eyn oxymell

Der by der stägen leidt gewell

Oder můß das von jm purgyeren

Mit Syropen / vnd mit klystieren[210]

Des achten wir gantz nütz zů mol

Dann wir ouch werden dar by vol

Vnser selbes wir nit vergessen

Das best / wir ab dem hafen essen

Dann ob wir hungers sturben schon

Man sprech / es wer von völl gethon

Der keller spricht / brot mir eyn wurst

Her koch / so lesch ich dir den durst

Der keller ist des wyns verräter

Der koch der ist des tüfels bräter /

Hye důt er gwonen by dem für

Das jm dort kumen würt zů stür /

Keller vnd köch sint seltten lär

Sie tragen vff alls by der schwär

Ins narren schiff stat all jr bgär

Do joseph jnn Egypten kam

Der fürst der köch jnn zů jm nam

Iherusalem gwann Nabursadam


Quelle:
Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Basel 1494, S. 208-211.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Das Narrenschiff
Das Narrenschiff
Das Narrenschiff: Mit allen 114 Holzschnitten des Drucks Basel 1494
Das Narrenschiff
Das Narrenschiff: Nach der Erstausgabe (Basel 1494) mit den Zusätzen der Ausgaben von 1495 und 1499 sowie den Holzschnitten der deutschen Originalausgaben (Neudrucke Deutscher Literaturwerke)
Das Narrenschiff:

Buchempfehlung

Lewald, Fanny

Jenny

Jenny

1843 gelingt Fanny Lewald mit einem der ersten Frauenromane in deutscher Sprache der literarische Durchbruch. Die autobiografisch inspirierte Titelfigur Jenny Meier entscheidet sich im Spannungsfeld zwischen Liebe und religiöser Orthodoxie zunächst gegen die Liebe, um später tragisch eines besseren belehrt zu werden.

220 Seiten, 11.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Spätromantik

Große Erzählungen der Spätromantik

Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.

430 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon