Vierter Auftritt.

[145] KLERDON nach einigem Stillschweigen. Welche unbekannte Regungen bemeistern sich meiner? Sind sie die Folgen jener schrecklichen Nachricht, die alles um mich her in melancholische Schatten verhüllt? Lagen sie vielleicht schon unter der nagenden Traurigkeit verdeckt, die mich seit einiger Zeit verzehrte? Es ist mir, als rufte eine geheime Stimme mir zu, ich sey strafbar – Strafbar? – ja ich bin es, ich fühle es, meine Ausschweifungen, die den besten der Väter in Dürftigkeit, Gram, und endlich – denn was verhehle ich es vor mir selbst? – ins Grab gestürzt, kann ich diese entschuldigen? – Doch fühle ich nicht noch etwas, noch einen geheimen Vorwurf? Sollte auch wohl die Verlassung eines Aberglaubens ein Verbrechen seyn? – Ja, es war Aberglaube! – wie martert es mich, daß ich dir, beruhigender Gedanke,[145] nicht ganz glauben kann, es war Aberglaube! – Sind diese Zweifel Schwachheit? sind sie Gewissen? – in welcher Nacht irre ich? –


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Joachim Wilhelm von Brawe: Der Freygeist, in: Trauerspiele des_–, Berlin 1763, S. 145-146.
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