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[185] VALERIA mit Wäsche auf dem Arm und einem Korb, den sie hereinzieht, in welchem auch Gerät liegt. Er klagte immer, ich arbeite nicht mehr; er soll sich wundern, wenn er die vielen neuen Krausen und feinen Ärmel sieht. Nun soll ich ganz weg, und werde Ponce nicht einmal mehr sehen. Ja, da liegt ein bloßer Degen, und ein Kleid, das gehört Porporino. Was soll das? – Seit ich so verlassen bin, kann ich gar nichts Gutes mehr vermuten. Macht den Koffer auf, Porporino liegt still. Herr Jesus! – Porporino, was machst du denn? Hast du mich nicht erschreckt – Porporino, ich bitte dich – höre auf – Jesus! Porporino – bist du tot? O du Gott! was ist das für eine Welt!
PORPORINO. Ja, deswegen stieg ich auch in den Koffer! Komme, verlasse die böse Welt, komme zu mir in den guten Koffer!
VALERIA. Gehe, du bist ein dummer Mensch.
PORPORINO. Ein rechter plumper Erdenkloß; erschaffe mich!
VALERIA. Ich habe nichts mit dir zu schaffen; geschwinde aus dem Koffer!
PORPORINO. Ich kann aber nicht heraus, bis du mich geküßt hast.
VALERIA kniet an den Koffer, küßt ihn. Nun heraus! Er steigt heraus.
PORPORINO. Nun ist Adam erschaffen, aber er ist so allein, – o steige aus meiner Seite, Eva – o Valeria, wie hab ich dich im Herzen! Wenn ich dich so in den Armen hätte, dann wäre das Männlein und Fräulein erschaffen.
VALERIA. Sei artig! Bleibt knien und fängt an zu packen. So fährt sie bis ans Ende fort, indem sie sich dann und wann in die Knie setzt, und aufhört, wenn das Gespräch für sie berührender ist. Was soll das aber bedeuten, daß du dich entkleidest?
PORPORINO. Ich wollte mich verkleiden, Ponce hat einen Maler bestellt. Du weißt, ich kann ein wenig malen, er will ein Frauenzimmer gemalt haben.[185]
VALERIA. Ja! weißt du nicht wen?
PORPORINO. Nein, das will ich eben herauskriegen, um es dir zu sagen; und dann hat er auch einen Schneider rufen lassen, um sich Kleider machen zu lassen, und sieh, das sind vielleicht Hochzeitskleider. Er setzt sich auf die Erde zu ihr.
VALERIA. Für wen die wohl sind? Wie wirst du das erfahren, Lieber?
PORPORINO. Dem Schneider habe ich einen Real gegeben, daß er sich eine Kanne Wein messen läßt, während ich dem Ponce die Kleider messe. Ich habe schon alles in der Ordnung, da will ich ihm dann immer von dir erzählen.
VALERIA. Aber hüte dich, so zu sprechen, daß er glaube, ich habe eine Liebschaft mit dem Schneiderjungen.
PORPORINO. Du weißt doch, daß ich morgen fortgehe, Valeria?
VALERIA. Ja, ich bleibe ganz allein hier, das tut mir sehr leid! Wo gehst du dann hin?
PORPORINO. Ich darf es nicht sagen.
VALERIA. Du traust mir nicht mehr; habe ich dir jemals etwas ausgeschwätzt?
PORPORINO. Nein, denn ich vertraute dir nichts, als daß ich dich liebe, und davon sprachst du leider nie.
VALERIA. Lieber Porporino, ich liebe dich seit ein paar Tagen doch ein bißchen mehr; sage mirs doch – was sollen alle die Anstalten?
PORPORINO. Die sind alle wegen Ponce.
VALERIA. Wegen Ponce? Man will ihm doch nichts zuleide tun?
PORPORINO. Nein, er ist in Isidora verliebt, und wird mit Aquilar nach dem Gute hingehen, und da wird man ihn dort empfangen und acht geben, daß er keine dumme Streiche macht, denn der fremde Ritter, mein Freund –
VALERIA schmeichelt ihm. Wer ist denn der fremde Ritter eigentlich?
PORPORINO. Sarmiento – nun ist es heraus – nun weißt du alles.
VALERIA. Sarmiento?
PORPORINO springt auf. Ich habe alles ausgeschwatzt, und will fort – aber versüße mir doch die Sünde. Valeria reicht ihm die Wange. Das war der Sündenfall – und dies ist die Flucht aus dem Paradiese. Nimmt seine Sachen, und geht ab.[186]
VALERIA. So muß ich denn das Meine allein tun – ich armer Schelm, das dreht sich alles um mich und ich bin allein vergessen. Singt.
Alle Schmerzen fassen,
Alle Freuden meiden,
Alle Hoffnung lassen,
Soll ein liebend Herz voll Leiden.
Ab.
Ausgewählte Ausgaben von
Ponce de Leon
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