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[209] Valeria allein. Gleich darauf Ponce; es ist dunkel.
VALERIA. Er kömmt, er kömmt – nun kömmt er! Ach, was hat mir dieser Mann getan, und was kann ich um ihn tun? Sonst liebte er mich, und hielt mich in den Armen – und eine andere nimmt ihn hin, die er nie sah. Unter einem Dache wird er mit mir sein, und mein armes Kind, die Sklavin seiner Geliebten. Ich bin es gern, er soll durch mich zu ihr nur einmal noch, o könnt ich nur ein einzig armes Mal noch ihn umarmen! An seiner Brust soll mir der Sieg entgegenkommen, an seiner Brust, an der mein Mut erlag. Ich höre seine Schritte – er ist es – er redet – nein – wie anders ist seine Stimme – Zieht sich an die linke Seite des Theaters; Ponce erscheint auf der rechten Seite.
PONCE. Da bin ich armer Pilger nun – wie arm, die ganze Welt legt vor mir.[209]
VALERIA. O wenn er es wäre! Ich harre schon den ganzen Tag mit Schinerzen.
PONCE. Ich höre sprechen – sie harrt mit Schmerzen – o wäre sie es selbst! O Gott, sie harrte eines andern – o Isidora!
VALERIA. Schweig, banges Herz! er ist es, er nannte ihren Namen, meinen nennt er nimmer – ich will hin, will ihn um einen Kuß betrügen.
PONCE. Bei Gott, sie ist es, sie liebt schon; ich komme zu der Stunde, die ein anderer versäumte.
VALERIA lauter ihm entgegen. Geliebter, mein Geliebter, trete näher!
PONCE nähert sich. Wer sollte solchem holden Ruf nicht folgen?
VALERIA umfängt ihn. O lieber, einzig lieber Mann!
PONCE. Verzeiht, ich kenne Euch nicht, ich bin ein Pilger.
VALERIA hält ihn immer umfangen.
PONCE. O wäre ich der, der ich deinen Armen bin! Laßt mich, ich bin ein Fremdling!
VALERIA zurücktretend. Ein Fremdling – ach! ein Fremdling seid Ihr? Ich irrte mich – verzeiht, – und rühmt Euch nicht, daß Euch an diesem Schlosse ein Weib umarmte. Sie geht schnell ins Schloß.
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Ponce de Leon
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