Zweiundzwanzigster Auftritt

[212] PORPORINO aus dem Wald.

Ach wenn das Mädchen wüßte,

Daß ich, daß ich es bin,

Der sie so freundlich küßte,

Sie gäb, sie gäb sich hin.

PONCE springt auf ihn los. Du kömmst zu spät – ich habe schon genommen, was dir gehört.

PORPORINO. Hülfe! ins Teufels Namen, mein Herr! seid Ihr ein Mörder, oder Vor sich. mein Nebenbuhler?

AQUILAR hält Ponce zurück. Was soll das, Gabriel, so höre auf; ich glaube, du bist verrückt.

PORPORINO. Ihr habt mir genommen, was mir gehört, das mag wohl sein, Ihr scheint eine Anlage zum Stehlen zu haben, aber das Leben sollt Ihr mir nicht nehmen.

PONCE Aquilar hält ihn. So lasse mich doch, er ist es.

AQUILAR. Ich begreife dich nicht.

PONCE. Wer seid Ihr? sprecht.

PORPORINO. Ich bin der Arzt hier aus dem Schlosse, und komme aus dem Walde, der voller Diebe sein soll, aber hier vermutete ich keine.

AQUILAR läßt Ponce los. Ach! so seid Ihr besser weggekommen als wir – wir sind arme Pilger, man hat uns geplündert, und ich bin verwundet – mein Freund hielt Euch für den Täter.

PORPORINO. Mein Herr, seid in Zukunft nicht so hastig im Halten, und Euch danke ich, daß Ihr ihn so schnell festhieltet.

PONCE. Verzeiht, Herr Doktor, helft uns, schafft uns ein Unterkommen!

AQUILAR lehnt am Baum. Ach, die Anstrengung erschöpfte mich ganz!

PORPORINO. Wartet, ich will rufen, daß man Euch hereinschaffe. Ab.


Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 4, München [1963–1968], S. 212.
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