Siebenter Auftritt


[198] Valerio führt die Tante Isabella herein.


ISABELLA umarmt Melanie. Willkommen, Liebe!

MELANIE. Verzeiht, mich hier zu treffen, ich wollte Euch entgegengehen.

ISABELLA. Es freut mich, so konnte ich dich gleich küssen.

PORPORINO zu Valerien. Du kleine Hexe wirst sicher noch verbrannt. Ich sei ein schlechter Arzt, sagst du, und ein guter Mensch? Freilich ich bin heilloser verliebt als in der Heilkunde erfahren.

MELANIE. Ihr seid sehr gütig, liebe Tante!

ISABELLA. Wo ist deine Schwester, Liebe?

MELANIE. Oben.

ISABELLA. Oben? Geschwinde soll sie herunterkommen; sie fürchtet sich doch nicht vor mir?

MELANIE ruft hinauf. Isidore, Isidore, du sollst herabkommen!

ISIDORA am Fenster, verneigt sich. Ich freue mich sehr, liebe Tante!

ISABELLA. Wenn du dich freust, so komme herunter, Kind! Isidora zurück. Aber was ist das für eine kleine Mohrin?

PORPORINO führt Valerien hervor. Eine von den Schwarzen; übrigens will ich sie nicht bei Euch anschwärzen, denn sie scheint so gut als schwarz.

VALERIA. Man nahm mich soeben hier auf, ich bin ein armes Kind, ich habe keine Eltern mehr.

PORPORINO. Sie ist ein kleiner Widerspruch, sie ist eine schwarze Waise.

ISABELLA. Du gefällst mir; wenn du willst hübsch lustig sein und dich mit allen gut vertragen, so sei mir willkommen; aber sei wahr und aufrichtig![198]

VALERIA. Ich will euch allen Freude machen und allen aufrichtig begegnen.

PORPORINO. Ja, Farbe mußt du halten, bekennen oder trumpfen.

VALERIO. Mache nur, daß sie dich nicht in den Skat legt.

PORPORINO. Der Bube sticht den Kavalier nicht, Hausmeister.


Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 4, München [1963–1968], S. 198-199.
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