Dritter Auftritt.

[31] Blonde. Hernach Pedrillo.


BLONDE. Die gute Donna! sie dauert mich herzlich! – Aber ist das nicht Pedrillo, der mir so geheimnißvoll winkt? – Was muß der mir zu sagen haben?

PEDRILLO. Bst, Bst! Blondchen, Blondchen! Ist der Weg rein?

BLONDE. Komm nur, komm! Der Bassa ist wieder zurück. Ich habe eben meinem Alten den Kopf ein Bischen gewaschen. Was hast du denn?

PEDRILLO. O Neuigkeiten, Neuigkeiten, die dich entzücken werden.

BLONDE. Nun? hurtig heraus damit!

PEDRILLO. Erst, liebes Herzensblondchen, laß[31] dir vor allen Dingen einen recht herzlichen Kuß geben: du weißt ja, wie gestohlnes Gut schmeckt.

BLONDE. Pfuy, pfuy! Wenn das deine Neuigkeiten alle sind –

PEDRILLO. Narrchen, mach darum keinen Lärm: der alte spitzbübische Osmin lauert uns sicher auf den Dienst.

BLONDE. Nun? und die Neuigkeiten? –

PEDRILLO. Sind, daß das Ende unsrer Sklaverey vor der Thüre ist. – Er sieht sich sorgfältig um. Belmonte, Konstanzens Geliebter, ist angekommen; und ich hab' ihn unter dem Namen eines Baumeisters hier im Palast eingeführt.

BLONDE. Ah was sagst du? Belmonte da?

PEDRILLO. Mit Leib und Seele!

BLONDE. Ha! das muß Konstanze wissen! Will fort.

PEDRILLO. Hör nur Blondchen, hör nur erst: Er hat ein Schiff hier in der Nähe in Bereitschaft, und wir haben beschlossen, euch diese Nacht zu entführen.

BLONDE. O allerliebst, allerliebst! Herzens-Pedrillo! Das verdient einen Kuß. Geschwind, geschwind zu Konstanzen! Will wieder fort.

PEDRILLO. Halt nur halt, und laß erst mit dir[32] reden. Um Mitternacht kommt Belmonte mit einer Leiter zu Konstanzens Fenster, und ich zu dem deinigen; und dann gehts Heidi davon!

BLONDE. O vortreflich! Aber Osmin?

PEDRILLO. Hier ist ein Schlaftrunk für den alten Schlaukopf, den misch ihm fein manierlich ins Getränke; verstehst du? Ich habe dort auch schon ein Fläschchen angefüllt. Geht's hier nicht, wird's dort wohl gehen.

BLONDE. Sorg' nicht für mich! – Aber kann Konstanze ihren Geliebten nicht sprechen?

PEDRILLO. Sobald es vollends finster ist, kommt er hier in Garten. Nun geh' und bereite Konstanzen vor; ich will hier Belmonten erwarten. Leb wohl, Herzchen; leb wohl!

BLONDE. Leb wohl, guter Pedrillo! Ach, was werd ich für Freude anrichten!

Blonde ab.


Quelle:
Johann André: Belmont und Constanze, oder: Die Entführung aus dem Serail. Leipzig 1781, S. 31-33.
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