1201. An Grete Meyer

[133] 1201. An Grete Meyer


Wiedensahl 15. Juli 1898.


Liebe Grete!

Für deinen angenehmen Brief vom Ende vorigen Monats sag ich dir meinen Dank. – Mich freut's, daß das musikalische Getöse deine Theilnahme für andere Künste doch nicht ganz übertäubt hat und daß deine alttestamentliche Nachbarin in belletristischen Dingen, scheint's, dir löblichen Rath ertheilt. Jochebed braucht sie nicht zu heißen; Amsel (Amschel!) ist völlig genügend, um deutlich zu sein.

Wie ist's denn geworden mit den Variationen für 4 Vorderfüße? Dazu, hör ich, eine funkelhagelneue Außenhülle in rosa Kulör! Ei ei! Sicherlich habt ihr, du und sie, euch gegenseitig Ehre gemacht vor versammelten Publikum.

Adolf kam vorgestern von Hunteburg, wo's gut ging. Augenblicklich muß Otto unterwegs sein nach Mechtshausen. Nächsten Montag wollen Adolf und ich ihn dort abholen, um bei der Gelegenheit unter anderm auch mal die 50 Kirschbäume zu besichtigen. Nachts um halb zwei denken wir dann in Leitner seinem "Landauer", der dir wohlbekannt ist, in Wiedensahl wieder anzulangen und zwar selbviert, wenn nämlich Herman, wie er in Aussicht gestellt hat, in Kreiensen sich zu uns gesellt.

Bald gehen deine Ferien an. Dann hoff ich bestimmt, dich wiederzusehn.

Leb wohl, liebe Grete! Viele herzliche Grüße von Tante, Adolf und deinem getreuen

alten Onkel

Wilhelm.


Unsere neue Haustante macht sich, scheint's, beßer als die zwei vorigen.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band II: Briefe 1893 bis 1908, Hannover 1969, S. 133.
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