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[167] 1280. An Nanda Keßler
Mechtshausen 28. Sept. 1900
Aus deinem Brieflein, liebe Nanda, das mich neulich in Verden erwischte, wo ich beim Neffen zu Besuch war, hab ich zu meinem Vergnügen ersehn, daß du dich wohl befindest. Betrübt dagegen lautete die Nachricht über Nelly, das gute Mädchen. Wie geht es ihr? Hoffentlich ist ihr das wunderschöne Wetter letzther zur Heilung des Füßchens recht diensam gewesen, und vielleicht sitzt sie schon gar wieder auf dem tückischen Rade.
Von der Mama und der Letty erwähnst du nichts. Da ich auch sonst von ihnen kein Sterbenswörtchen vernahm, so setzte ich schlankweg voraus, daß sie in sich vergnügt und zufrieden sind.
Hier werden jetzt Äpfel gepflückt. Es sind ihrer viele dies Jahr. Im geräumigen Keller ist kaum Platz dafür.
Die Luft weht immer noch warm; aber der Buchenwald fängt an, sich goldig zu färben. Bald saust der Herbstwind daher; dann giebts rothe Nasen, und die Sacktücher steigen im Werthe.
Leb wohl, liebe Nanda. Sei herzlich gegrüßt mit deinen Kindern, und bitte, grüß mir auch die angenehmen Nachbarinnen und Nachbarn in No 1 vom
Onkel Wilhelm.