1320. An Erich Bachmann

[181] 1320. An Erich Bachmann


Mechtshausen 29. Oct. 1901.


Lieber Erich!

Deine Nachricht hat mich recht traurig und bestürzt gemacht. Und doch, es ist noch glücklich vorüber gegangen. Dergleichen Anfälle kommen ja[181] häufig vor. Bleibt nur die Beweglichkeit, dann kann Jemand, wie ich es oft gefunden, noch viele Jahre weiter leben, als ob nichts geschehen. Ja, Freund Hanfstängl, wenn er auch etwas gelähmt war, unternahm große Reisen, z.B. nach Konstantinopel, und hätte er sich mäßigen wollen, könnt er wohl heute noch da sein.

Wir beide aber, lieber Freund, die wir zu hohen Jahren gekommen sind, ohne bis jetzt von langwierigen Gebrechen, wodurch alte Leute an's Lager gefeßelt werden, betroffen zu sein, wir wollen dankbar des Guten gedenken, was uns beschieden wurde, und dem Bösen, was etwa kommen soll, mit Gelaßenheit und Gottvertrauen entgegen sehn.

Mit den besten Wünschen für dein Wohlergehn und herzlichen Grüßen an Dich und die Kinder

stets dein getr. Freund

Wilhelm.


Auch meine Angehörigen laßen dich freundlich grüßen.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band II: Briefe 1893 bis 1908, Hannover 1969, S. 181-182.
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