1609. An Nanda Keßler

[271] 1609. An Nanda Keßler


Mechtshausen 18ten Oct. 1907.


Meine liebe Nanda!

Was du über den Harry berichtet, hat mich betrübt. Blindheit ist ein schreckliches Wort. Wir wollen hoffen, daß das Übel vorüber geht.

Deine Glaubensfrage sieht fast so aus, als sollt ich mich geleiten laßen vom Verstande, dem nützlichen Gemüsezüchter, in einen Blumen- und Wundergarten, wo er nichts von versteht. Ich mag ihm nicht folgen dahin. Das mögen Andere thun, denen das Zweifeln und Raisonieren Vergnügen macht. Also, bitte!

Auf knappe acht Tage denk ich morgen nach Hattorf zu fahren. Vielleicht bleibt das Wetter noch günstig, wie bislang.

Inzwischen bist du in Heidelberg gewesen. Was hast du gehört über Harry's Befinden?

Herzliche Grüße, liebe Nanda, an Dich und die Nellie und Alle in der Wiesenau, an die immer gern denkt

dein alter

Onkel Wilhelm.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band II: Briefe 1893 bis 1908, Hannover 1969, S. 271.
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