1638. An Franz von Lenbach

1638. An Franz von Lenbach


Wiedensahl 1. Sept. 83.


Lieber Lenbach!

Ich möchte gern mal wieder was von Dir hören; drum schreibe ich, denn zu sagen habe ich nichts Rechtes.

Einem militärischen Spektakelspiel auf unserer Haide ausweichend, besucht ich letzthin meinen lieben alten Onkel Pastor Kleine in Lüethorst am Solling. Das Pfarrhaus wimmelte von Enkelkindern, welche zahllose Äpfel[282] und Butterbröde verzehrten. Am lustigsten war aber dies kleine liebenswürdige Menschenungeziefer im Wald und auf den Bergen anzusehn; unter der Buche, an der Quelle, vor dem großen Flackerfeuer, wo die Kartoffeln drin schmorten. Die gleichzeitige Entdeckung eines Siebenschläfers (so nannts der Förster), im Rasenmantel einer Köhlerhütte erregte viel Aufsehn, die blinden weichen fettfaltigen Jungen sahen aus wie anderthalbzolllange Hippopotamuserln. – Was weiß ich denn sonst noch? Ich sah Bilder im Bückeburger Schloße, darunter ein paar wirklich hohe Herrschaften im Reich der Kunst, schlecht aufgehängt allerdings, aber doch ergreifend, weil sie nicht so gallerienmäßig auf Einen losdräng ten. – Und nun Du? – Und dann, was macht Gedon? Er giebt natürlich nichts Schriftliches von sich. Also, bitte, thu Du's und erfreue recht bald mit einigen bedeutsamen Schnörkeln

Deinen alten

Wilh. Busch,

der allerseits recht schön grüßen läßt.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968.
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