205. An Otto Bassermann

[113] 205. An Otto Bassermann


Wiedensahl bei Stadthagen

d. 25 Oct. 73


Mein lieber Otto!

Die holländische Reise hat mir viel Vergnügen und Belehrung gebracht. Besonders in Amsterdam, der Stadt der Brücken und Canäle, wo das Auge von der Wirklichkeit zum Spiegelbilde behaglich auf und nieder schweift, habe ich mich gern herum getrieben. Die öffentlichen Sammlungen sind höchst intereßant, ebenso die Privatsammlungen, bei denen der Gedanke so wohl thut, daß diese Bilder, dereinst gesammelt von Zeitgenoßen und Freunden der Maler, durch die Generationen hindurch im selben Hause treu bewahrt geblieben. – Wir reden noch davon. – Du siehst, daß ich wieder hier bin; und nun möchte ich auch gern von Dir und den Deinigen etwas hören. Was brachte und bringt denn die Jagd? – Gestern Abend habe ich angefangen, Etwas Neues zu überlegen und anzuordnen. Sobald Zeit und Laune es gestatten, werde ich dir die Skizzen zuschicken.

Sei doch so gut und schicke an

Pastor Kleine in Lüethorst

bei Markoldendorf (Hannover)

von Helene, Jobsiade, Filucius und Geburtstag je ein Exemplar.

Mit herzlichem Gruß an Weib und Kind

Dein getr. Freund

Willem
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P.S. Erinnerst du dich noch an Freund Wultze in Göttingen. Er will nun partout mit seinen Dichtungen hervortreten, hat mich in dieser Angelegenheit bereits aufgesucht, ohne mich zu treffen und wird Dich nun vermuthlich heimsuchen. Geschieht das, so wirst Du ihm ja wohl mit Würde seinen Standpunkt klar machen. Er thut mir leid; denn ich vermuthe, er hat auf den Ertrag seiner Werke die letzte Hoffnung gesetzt.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 113-114.
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