214. An Erich Bachmann

[117] 214. An Erich Bachmann


Wiedensahl Sonnabend

d. 24 Jan. 74


Mein lieber Erich!

Deinen Brief erhielt ich heute Mittag. Es regnet und regnet. So kommen denn diese Zeilen an meiner Statt; du nimmst sie morgen Abend bei Reimer in Empfang, steckst sie dann vielleicht in die Brusttasche deines Schwalbenschwanzes, engagirst eine mit solidem Busen behaftete Tänzerinn und so drehen wir uns im gemüthlichen Walzer, bis uns der Schweiß auf der Nase steht. Mir fallen da all die guten Ballvergnügungen ein, welche vor nunmehro 30 Jahren bei Brümmers zu sein pflegten; der saure Weißwein und Bachmanns Jorg seine weiße Hose und sein blauer Frack mit goldenen Knöpfen – und ich hätte jetzt auch gern mal wieder einen Ebergötzer Ball gesehen, um sonst und jetzt mit einander zu vergleichen. Aber es ist doch beßer, wenn ich bei meiner Arbeit bleibe; es liegt noch ein hübscher Haufen Holz vor mir; und das läßt mir keine Ruhe, bis es aus meinen[117] Händen und in den Händen des Xylographen ist. Hoffentlich wirst du mir über den Verlauf des Festes einen genauen Bericht erstatten.

Tausend herzliche Grüße von

Deinem getr. Freunde

W. Busch.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 117-118.
Lizenz: