|
[121] 225. An Otto Bassermann
Wiedensahl 26 April 1874
Mein lieber Otto!
Also zuerst der Familienvater! – Da mein Bruder mit Frau letzthin in ähnliche[r] Lage sich befand, wie die Deinige, so bin ich so ziemlich in die betreffenden Verhältniße eingeweiht und kann dir gleich mittheilen, was ich darüber weiß. Die Sache ist wichtig und sehr schwierig. Eine alte Person ist bedenklich, weil sie ihre festgewurzelten Eigenheiten hat, die mit der Hausfrau zu unvermeidlichen Konflicten führen; eine junge scheint nicht sicher genug. Es muß ein Mädchen sein, nicht zu hübsch und nicht zu häßlich, von einer gewißen Bildung und doch nicht anspruchsvoll, manirlich gegen die Kinder, willig gegen die Hausfrau, sie muß waschen, bügeln und zur Noth auch kochen können, sie muß fleißig sein und selbst vor schmutziger Arbeit nicht zurück scheuen, sie muß heiter sein und doch zuverläßig, sie muß ehrlich sein, damit ihr vorkommenden Falls das Haus anvertraut werden kann. – Viel verlangt! – Wenn ich nun meine Bekanntschaft mustere, so würde sich allerdings wohl Eine finden, die ganz brauchbar wäre, aber – auf die Bedingung, das Kind zu fahren, wird sich keine einlaßen! Solltest du davon absehen können, so schreib es, und ich will dann hier und da meine Anträge machen; außerdem würde ich mit wenig Sympathie empfangen werden.
Was die Weinfrage anbelangt, so bin ich nicht gemeint, grade von Buhl welchen zu haben. Ich glaube nur, daß man »Weißen« beßer bei Euch trinkt und also auch leichter bekommen kann, als hier, wo ich zu einem unbekannten Händler gehen müßte. Schicke mir also eine leidliche Sorte, gleichviel von Wem, vielleicht ein Fäßchen, aber bald.
Tausend herzliche Grüße!
Willem
Wie steht es denn mit den weiteren Drucken?